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Margaretha Rebecca Hopfner
Beiträge zum Thema Adoption
im Diskussionsforum von adoption.de
2003
Seine persönliche Herkunft gehört zum Menschen und sie gehört dem Menschen!
Jeder Mensch hat das Recht auf seine Herkunft!
Die Anonymisierung von Menschen und Inkognito-Adoption sind menschenverachtend! Sie machen aus Menschen (die ihre Herkunft tief innen immer in sich tragen!!!) zwangsläufig (moderne Nobel-)Sklaven und schaffen weltweit ein ungeheures Missbrauchspotential!!!!!!!
Herkunft darf also dem Menschen nicht vorenthalten, enteignet, geraubt werden!
Herkunft darf niemals vernichtet werden!!!
Adoption ist kein Instrument zur Familienplanung!
Adoption kann ein Weg sein, einem verwaisten Kind eine Familie zu geben.
Es müssen rechtliche Regelungen geschaffen werden, welche die Herkunft dem adoptierten Menschen auf allen Ebenen rechtlich bewahrt und gleichzeitig durch adoptional wirksame Bestimmungen sinnvoll ergänzt.
Adoption muss national und international rechtlich derart geregelt werden, dass die Menschenwürde aller Betroffenen gewahrt bleibt!
Kein einziger Mensch ist ein Bastard!!!!!
"DIE WAHRHEIT IST DEM MENSCHEN ZUMUTBAR." Ingeborg Bachmann
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Einige Jahre beteiligte ich mich an den Diskussionen im Forum von adoption.de. Es existieren dort bereits über Tausend registrierte Beiträge von mir, und die inhaltlich mir wichtigsten präsentiere ich ebenfalls seit Jahren auch hier. Die Beiträge habe ich im originalen Wortlaut sowie der von mir im Forum verwendeten Orthographie übernommen, Verschreibungen wurden absichtlich nicht wegkorrigiert. Es handelt sich bei meinen Beiträgen um jene Bruch-Stücke der "Dinge meines Lebens", die im fortgesetzten Prozess ihres vorläufigen und schließlichen "Erkennens" buchstäblich aus mir herausgebrochen sind! Mein Mitschreiben im Forum hatte wesentlichen Anteil am unumgänglichen Verarbeitungsprozeß zur Geschichte meiner Adoption. Ein Dankeschön an das Ehepaar Fasen, welches die so wichtige Webseite zum Thema Adoption geschaffen hat und betreut und an all jene Diskussionsteilnehmer, die im Lauf der Jahre einen Austausch zum Thema Adoption mit mir gepflegt haben. Nur in der direkten Kommunikation mit anderen Betroffenen war mir mein eigener Ausdruck in dieser Form erst möglich!!!
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08.10.2003 - 20:08: Re: vorher? - Ergaenzung
noch eine ergaenzung zu meinem posting ist mir wichtig: diese umgebung (nicht meine a-eltern) erwartete dann auch unausgesprochen aber dennoch recht deutlich, dass ich froh und dankbar sein muesse, dass ich es so gut getroffen habe ... margaretha
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07.10.2003 - 23:41: Re: vorher?
liebe irma, von meinen (a-)eltern habe ich persoenlich nichts darueber erfahren. meine (a-)mama starb auch zu frueh, da war ich gerade einmal 8 1/2. und reden ueber diese dinge war nicht das, was mein (a-)vater getan haette. aber viel spaeter (auch nach seinem tod) habe ich dann erfahren, dass meine (a-)mama siebenmal (!!!)schwanger war ... vergeblich ... eine (a-)\"verwandte\" zu mir: ja, das haette man heute alles medizinisch \"machen\" koennen; im unterton mitgeschwungen hat dann in meine richtung: dann haette man ja dich nicht gebraucht! dies aus meiner sicht margaretha
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05.10.2003 - 13:42: An Nadya
liebe nadya, ich danke dir fuer deine ausfuehrliche antwort, und ich kann dir versichern, dass mir nun einiges klarer geworden ist von dem, was du EIGENTLICH sagen wolltest. sei mir nicht boes', dass ich dich in richtung einer bestimmten aussage regelrecht angegriffen habe, aber dieses thema (erbanlagen) ist auch bei mir nach wie vor aeusserst emotional besetzt, und ich denke, dass da ein ungeheurer unfug damit getrieben werden kann. uebrigens dazu: auch ich denke mir selbstverstaendlich, dass erbanlagen eine gewichtige rolle spielen, allerdings bin ich sehr, sehr vorsichtig damit, phanomene im psycho-sozialen, intellektuellen und kulturellen bereich hier eindeutig zuzuordnen. wie heisst es so schoen: nix ist fix ... (so sehe ich es jedenfalls) ... sag mir dennoch, worauf du das bezogen hast: \"where you come from ...\" (weisst du, dass mein leiblicher vater amerikaner ist?:-))) noch etwas: ich habe dich mit keiner silbe als \"verabscheuungswuerdig\" beschimpft, bitte, hier reagierst DU nun sehr extrem ... im gegenteil, ich habe sogar gesagt, dass ich dir nicht nahe treten und deine redlichen bemuehungen um deine a-kinder nicht in frage stellen will ... (mich hat einfach eine bestimmte passage in deinem posting - will aber nicht mehr darauf herumreiten - erschrocken!!!) ich wuensche dir also noch einen schoenen erholsamen sonntag und gruesse dich lieb margaretha
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06.10.2003 - 09:21: Re: An S(...)
und ich habe NEUN halbgeschwister, mit einer einzigen schwester entsteht so etwas wie ein geschwisterlicher kontakt seit gut zwei jahren, nachdem diese mehrfach den kontakt zu mir gesucht hat. und sie gehoert nicht zu jenen, mit denen ich anlaesslich der sog. reunion 1986 ausgiebiger kontakt haben konnte, sie war damals naemlich noch zu jung. der kontakt zu allen anderen hat sich im lauf der jahre wieder \"verlaufen ... trotz anfaenglich da und dort vorhandener \"genetic attraction\" ... also nicht die quantitaet macht's ... sondern die kontinuitaet des sozialen kontaktes ... aus meiner pers. sicht jedenfalls ... margaretha
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04.10.2003 - 14:05: Re: An Nadya
liebe nadya, 1. dies ist ein oeffentliches forum, und du kannst zu jedem der beitraege deine stellungnahme abgeben, ohne jegliche einschraenkung. 2. zum thema dankbarkeit fuer das rein physische leben: fakt ist und bleibt, dass das jeweilige konkrete kind von seinen jeweiligen konkreten leiblichen eltern das leben erhalten hat und von niemandem sonst (gut im fall von repro-medizin haben da noch einige mediziner etc. ihre haende im spiel) ... im interesse des kindeswohles sollten die leiblichen eltern - so schwer dies auch fallen mag - geachtet werden. ich als adoptierte bin als religiöser mensch dafuer dankbar, dass ER mir durch meine leiblichen eltern das leben geschenkt hat. haette ich ein besseres verhaeltnis zu ihnen, waere ich ihnen wahrscheinlich ohne zu zoegern dafuer dankbar, so aber habe auch ich meine probleme damit ... dennoch sind meine konkreten leiblichen eltern von meiner existenz nicht wegzudenken. dies sollten auch saemtliche a-eltern bedenken, die kinder fremder menschen - von welchen auch immer - bei sich aufnehmen. 3. ein satz in deinem statement hat mich nicht nur erschreckt, sondern auch entsetzt: \" ... bin ich mal froh, dass sie deshalb nicht unbedingt schlechte Menschen sein muessen, es sind halt nur ihre Anlagen etwas fragwuerdig ...\" also, nadya, hier muss ich dir sagen, genau an der einstellung, die hinter so einem satz steckt, habe ich jahre, wenn nicht jahrzehnte UNSAEGLICH GELITTEN ... zum glueck waren es nicht meine a-eltern, die diese haltung in sich getragen haben, es waren andere ... WIR ALLE (auch du, nadya) haben gute und schlechte seiten in uns, gute und weniger gute anlagen, die einer kultuvierung beduerfen ... es drueckt mir einfach die kehle zu, dieses \"heruntersehen\" auf das \"schlechte blut\", und ich muss zugeben, dass ich beinah fassungslos bin ... immer besser verstehe ich die schreie der empörung von s(...) hier herinnen, und ich begreife immer besser, in welche richtung sie gerichtet sind ... ich will dir nicht nahe treten, nadya, will auch nicht dein redliches bemuehen um deine a-kinder gaenzlich in frage stellen (zumal ich ja aus einem einzigen statement kein bild ueber eine gesamtsituation erlangen kann), aber denke dran, auch deine a-kinder haben konkrete leibliche eltern (mit eigenen geschichten, die ja auch sehr traurig und dramatisch verlaufen sein koennen), und bestimmt haben sie wegen fehlern, die diese ihre leiblichen eltern gemacht haben, kein \"schlechtes blut\" (=andere bezeichnung fuer biologisches erbe). sie sind vielleicht mit einer schweren psycho-sozialen hypothek belastet, aber das praedestiniert sie nicht zum \"schlecht sein\" von der disposition her u.s.f. mfg margaretha
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03.10.2003 - 22:22: Re: An Martina
liebe ..., mir ist es ziemlich egal, wo deine beitraege erscheinen, hauptsache sie ERSCHEINEN ... :-))) zu deinem vorigen posting an mich: schau, wenn menschen gerne ihr wissen demonstrieren, sollen sie das nach meinem dafuerhalten auch tun. wen's nicht interessiert, kann sich ja rasch aus den beitraegen wegklicken. ich handhabe das jedenfalls so. mir persoenlich gefaellt es sogar, wenn da ein wenig mit wissen und wissenschaft geprahlt wird, und immer wieder stelle ich fest, dass manche leute hier tatsaechlich ueber ein enormes wissen verfuegen, suse gehoert fuer mich zweifellos zu diesen, auch harald und so manch andere ... ich für mich habe da ein wenig \"abstand\" gewonnen. auch für mich war frueher wissenschaft, der \"rationale diskurs\" geradezu eine \"heilige kuh\" ... deshalb hab ich auch grosses verstaendnis fuer menschen, die dies praesentieren moechten ... heute jagen mir allerdings die begriffe \"wissenschaft\" oder gar \"naturwissenschaft\"(=leitwis senschaft etc.) nicht mehr den kalten schauer heiliger ehrfurcht ueber den ruecken, wiewohl ich nach wie vor groessten respekt vor wissenschaftlichem erkenntnisgewinn habe ... wittgenstein hat in seinem tractatus (dem sinn nach) gesagt: wenn alle wissenschaftlichen fragen geloest sind, sind die eigentlichen lebensprobleme noch gar nicht beruehrt (kann gerne das zitat heraussuchen ...) ... in dieser aussage steckt eine grosse wahrheit, um sie auszudrücken, brauchte es einen grossen philosophen ... auch für mich ist wissenschaft nicht mehr die allerkläererin für alle \"dinge\" \"meiner welt\" ... was du zu dieser adoptierten sagst: ja, es immer wieder erschütternd, was da so \"vorgefunden\" wird an kinderschicksalen ... allerdings ist es gerade solchen kindern gegenueber dann einmal sehr, sehr wichtig, ihre leiblichen eltern nicht zu menschenlichen negativa zu stilisieren, im interesse des kindes sollte auch solchen eltern wuerde zugestanden werden (sogar dann noch, wenn sie nur noch in ihrer zerstoerung erkannt werden kann), achtung entgegengebracht werden, liebevolles gefunden werden ... kann schwierig werden, aber ich halte das fuer sehr wichtig. auch ich selber will mir die GUTEN seiten meiner leiblichen eltern vergegenwaertigen, und auch die kann ich in meinen leiblichen eltern finden und mich ihrer erfreuen ... nun, ..., hoffe ich, dass ich deine geduld nicht ueber gebuehr strapaziert habe ... :-))) ich wuensche dir einfach ein schoenes wochenende und gruesse dich lieb aus wien margaretha
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03.10.2003 - 10:58: Re: Adoption
hallo s(...), du hast ganz recht, mir ist sonnenklar dass zwischen wunsch und wirklichkeit mitunter - wenn nicht zumeist - ein abgrund klafft. dennoch ist es legitim, solche wuensche zu artikulieren, denkanstoesse zu geben, die vielleicht beim einen oder anderen hellhoerigen ein wenig des nachdenkens in die aus meiner sicht richtige richtung bewirken koennen, denn wie schon ingeborg bachmann sagte (nicht woertlich jetzt): im spannungsfeld zwischen dem möglichen und dem unmöglichen erweitern wir unsere möglichkeiten ... es ist fuer mich auch deshalb legitim, dies zu artikulieren, da ich mir über den weg der - fortgesetzten - artikulation auch klarer darueber werde, was fuer mich persoenlich als adoptierte hier wichtig ist und wichtig werden koennte ... sei herzlich gegruesst margaretha
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02.10.2003 - 23:28:Re: offene Adoption und so ein paar Gedanken
...
liebe patty, dein gedicht gefaellt mir, und ich habe mir auch deine homepage ein
wenig angesehen. ist wirklich sehr ansprechend geworden. zudem muss ich sagen,
dass ich dich sehr bewundere dafuer, wie offen du mit adoption und mit
deiner/eurer geschichte umgehst! ich selber habe mich oft gefragt, wie ich
selber als adoptivmutter handeln wuerde, und ich kann nicht bestaetigen, dass
ich zu dieser form der offenheit bereit gewesen waere, denn sie waere für mich
auf dauer wahrscheinlich zu \"anstrengend\" geworden. was ich bestimmt gemacht
haette, waere, das kind als kind seiner konkreten, mir namentlich bekannten
eltern anzunehmen. ich haette bestimmt die abgebende mutter kennenlernen wollen,
ihre sicht der dinge anhoeren wollen, mich selber vergewissern wollen, wo sie
steht, wie sie zur freigabe steht (wenn ich es denn auch wirklich erfassen
haette koennen!) ... ich haette dieses kind als das kind konkreter leiblicher
eltern mit eigener geschichte, die schon vor meinem eintritt in sein leben
begonnen hat, mein kind werden lassen wollen, aber ich haette bestimmt nicht so
tun wollen, als waere dieses kind ganz und gar nur mein kind ... ich haette mich
wohl sehr bemueht, ihm ein gefuehl fuer seine wuerde mitzugeben, als der mensch,
der es nun einmal (inklusive seiner konkreten leiblichen herkunft mit allem, was
da eben hineinspielt) ist ... aber da ich nichts davon in die tat umgesetzt
habe, bleibt all mein diesbezuegliches ueberlegen spekulation, und ich kann
nicht sagen, ob auch nur eins meiner vorhaben, meiner realitaet standgehalten
haette ... deshalb meine grosse achtung vor dir, dass du diesen deinen/euren weg
tatsaechlich eingeschlagen hast ... ich wage auch keine aussage darueber, ob
offene adoption wirklich als generelle loesung gut waere, da sind schon ganz
triftige argumente dagegen vorgebracht worden, auch hier herinnen. und darueber
koennen bestimmt jene mehr sagen - wie ... beispielsweise -, die in diesem
bereich taetig sind, paare begleiten, kontakte zu diversen sozialarbeitern etc.
haben u.s.f. ... dir und deiner familie und den leiblichen eltern deiner/eurer
kinder von herzen alles gute margaretha
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02.10.2003 - 12:13:Re: An Margaretha
hallo, liebe ..., herzlichen dank fuer deinen beitrag und dass du auch ueber
deine persoenliche erfahrung berichtest. ich denke, dass sich im umgang mit
adoption in den letzten jahrzehnten doch ein positiver prozess eingestellt hat.
dass es ein forum wie dieses gibt, ist doch ein kleines beispiel fuer den
wandel!!! das ist nicht der einzige bereich!!! leider sehen wir im zuge zur
diskussion und handhabe der anonymen geburt bzw. babyklappe leider auch einen
trend in die gegenrichtung, so empfinde ich dieses thema jedenfalls .... ich
kann es mir gut vorstellen, dass du/ihr \"blauäugig\" (dein wort!) in die ganze
adoption hineingegangen bist/seid. sicher seid ihr damit nicht allein gewesen!!!
auch meine (a-)eltern haben im guten glauben gehandelt, das richtige zu tun und
mir gutes zu tun, als sie das thema adoption ganz einfach nicht berührten. zum
teil war es gut, denn ich denke, es sollte im alltag einer a-familie auch nicht
überstrapaziert werden, um sich nicht in permanenz als ausserhalb der
\"normalität\" (allerdings was ist normalität?) zu erfahren, andererseits hat
dieses ausblenden des faktums zu massiven störungen in meinem innenleben
gefuehrt und jenen kraeften tuer und tor geoeffnet, die - hinter den kulissen -
gerade auf diesem hintergrund ungehindert ihren dreck in mich hineinkippen
konnten. (auch die anonymitaet der geburt oeffnet ja taetern aller coleur im
grunde tuer und tor, und - provokativ formuliert - sind sie eigentlich die
grossen profiteure einer anonymisierung!!!) allerdings finde ich es in deinem
fall wirklich beachtlich, wie weit du dich dem GESAMTEN problembereich geöffnet
hast, dafuer hast du meine uneingeschraenkte hochachtung, und hier hat doch bei
dir/euch eine enorme entwicklung stattgefunden! was deinen (a-)sohn anbelangt,
so lass ihn doch die schritte in richtung leiblicher herkunft SELBER gehen, lass
ihn tempo und zielrichtung bestimmen. er ist zudem erwachsen und sollte auch
deswegen diese angelegenheit allein in seine hände nehmen. ein wenig erstaunt
mich, dass - wenn ich richtig informiert bin - in deutschland amtlicherseits die
zustimmung der a-eltern erforderlich ist für die nachforschungen. würde ich das
noch bis zur volljährigkeit des kindes als sinnvoll akzeptieren, so empfinde ich
das für den erwachsenen adoptierten einfach als entwürdigende bevormundung, wenn
nicht gar als partielle entmündigung (ich argumentiere nicht juristisch, sondern
subjektiv aus meiner position als adoptierte). jedenfalls bin ich mir 100%
sicher, dass du deinem sohn hier keine hindernisse in den weg legen würdest, und
ich denke, das hast du ihn doch bestimmt auch schon wissen lassen ... so viel
fuer heute ... alles liebe aus wien margaretha
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01.10.2003 - 19:10:Adoption
an alle diskussionsteilnehmerInnen mit grossem interesse habe ich die beitraege
zum thema offene adoption gelesen und festgestellt, dass das meinungsspektrum
doch recht breit ist. wunderbar ... ich stelle fuer mich fest, dass ich mich
einzelnen standpunkten (personen, die beitraege gegeben haben) nicht fix
zuordnen koennte, und so argumentiere ich -wie immer schon - aus meiner
subjektiven sicht als adoptierte: bei all meiner liebe und achtung fuer meine
(a-)eltern habe ich dennoch schrecklich darunter gelitten, nichts ueber meine
leibliche herkunft zu wissen (dieses wissen erhielt ich erst nach dem tod meiner
a-eltern), besonders in der pubertaet war ich uferlosen phantasieen in alle
richtungen ausgeliefert, ALLES (ursachen fuer weggabe, soziale zuordnungen,
erbanlagen etc.) war einfach moeglich und nichts konkret ... jede/r, der ueber
meine adoption bescheid wusste konnte auch in mich hineinphantasieren, was immer
er/sie wollte, der gute das gute, der boese die uebelsten zumutungen. besonders
letztere habe ich auch in voller wucht abbekommen: meine stiefmutter im o-ton:
\"du wirst schon von so einem gesindel kommen\" u.v.m. schon in diesen jahren
habe ich mir gesagt: auch wenn ich von bettlern und gar verbrechern abstammen
sollte, wenn ich das ergebnis eines inzestes waere, muesste ich einen weg
finden, um dazu ja sagen zu koennen ... jede wahrheit ist mir lieber als die
ungewissheit, denn nur das wissen um die wahrheit (warum, wer, wie etc.)
ermoeglicht mir eindeutige zuordnungen zur welt um mich ... und: erst seit ich
die GANZE wahrheit kenne - so entsetzlich sie auch in manche richtungen auch ist
- , fange ich an, ruhiger zu werden, kannn ich mich und meine verfassungen,
verhaltensweisen besser verstehen, einordnen und auch eine distanz dazu aufbauen
... (ein anonym geborener mensch ist davon fuer immer abgeschnitten, und das ist
eine katastrophe aus meiner sicht ... ganz abgesehen von den
gesamtgesellschaftlichen konsequenzen im moralischen, ethischen, rechtlichen
bereich, hier sehe ich bei einer legalisierung der anonymen geburt in vieler
hinsicht sehr sehr schwarz!) ... meine sehr persönliche ansicht, unter welchen
voraussetzungen eine adotpion gelingen kann, habe ich weiter unten dargelegt.
ich kopier' sie einfach noch einmal herein, weil ich keine lust habe, alles noch
einmal zu tippen: ADOPTION MACHT SINN ... wesentliche voraussetzungen scheinen
mir die folgenden zu sein: - dass die leibliche mutter bei ihrer entscheidung
ausreichend unterstuetzung erhaelt und ihre entscheidung zur freigabe nach
moeglichkeit wirklich frei vom einwirken massiver aeusserer zwangseinwirkung
treffen kann und dass sie VORHER ausreichend ueber die alternativen
moeglichkeiten, die ihr zur verfuegung stünden, unterrichtet wurde ... UND eine
nachbetreuung erhaelt ... - dass - so der fall - die künftigen adoptiveltern
ebenfalls VORHER ihre eigene leibliche kinderlosigkeit so gut es geht
verarbeitet haben, damit der/die adoptierte nicht lediglich zum psychischen und
sozialen \"platzhalter\" (hier tut mir auch die juristische diktion weh: \"an
kindes statt\")degradiert wird ... - dass die adoptiveltern VORHER AUSREICHEND
vorbereitet werden auf die \"spezialitaeten\" der ganzen situation ... - dass
den adoptierten jede - auch rechtliche - möglichkeit an die hand gegeben wird -
so sie dies einmal wuenschen - , informationen (so viele als moeglich) ueber
ihre abstammung zu erhalten ... und dass die adoptierten die möglichkeit
erhalten, so sie katastrophales unrecht durch ihre adoptiveltern erfahren
mussten, das adoptionsverhaeltnis auch wieder aufzulösen, wenn sie dies
wuenschen ... - dass es den adoptierten selbst ueberlassen bleibt, ob sie sich
auf die suche nach dieser ihrer abstammung machen, den leiblichen eltern
begegnen wollen ... - dass den adoptierten ein wuerdiger platz in der
rechtsordnung geschaffen wird, der sie als vollwertige familienmitglieder (im
grossen familiaeren zusammenhang) der adoptivfamilie integriert, damit sie auch
in dieser rechtsordnung nicht lediglich der \"nur\"-mensch sind ... - dass die
adoptiveltern bereit sind, die abstammungseltern zu achten und dem wunsch nach
wissen seitens des a-kindes offen und unterstuetzend im laufe seiner entwicklung
begegnen ... - dass die adoption selbst im naeheren familiaeren umfeld nicht
gesellschaftlichen tabus unterliegt ... ADOPTION MACHT AUCH SINN, - weil damit
das a-kind in einem familiären umfeld aufwachsen kann ... - weil es eine starke
familiäre zugehörigkeit aufbauen kann ... - weil durch den rechtlichen schutz
und status sicherheit geschaffen wird ... ADOPTION MACHT NUR SINN, WENN DAS KIND
UM SEINER SELBST WILLEN MIT ALLEM, WAS ES MITBRINGT AN EIGENSCHAFTEN UND
GESCHICHTE, GELIEBT WIRD!!! so viel dazu von mir ... ich gruesse alle lieb
margaretha
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26.09.2003 - 20:04:Re: An Martina
hallo, liebe ..., sooooo schweigsam war ich doch nicht, in letzter zeit,
oder :-)))) na ja, wie ich schon sagte, manchmal brauche ich ein wenig abstand
zu den ado-agenden. dieses sehr tiefe eintauchen in meine eigene geschichte hat
mich doch auch ein wenig hergenommen ... aber es ist ja beabsichtigt von mir ...
ich wuensch' dir/euch ein schoenes und glueckliches geburtstagsfest und einen
angenehmen und erholsamen sonntag es gruesst dich sehr lieb aus wien margaretha
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23.09.2003 - 14:06:Re: An Sylvia
hallo sylvia, mir erging es genauso wie dir, als ich die ersten kontakte zu
anderen adoptierten und von adoption unmittelbar betroffenen zu knüpfen und zu
pflegen begann: lichter gingen an im saal und ich sah, dass ich mit meinen
adoptionsbedingten problemen nicht allein war vereinfacht gesagt. aber immer
noch habe ich phasen, in denen ich mich mehr und auch weniger mit diesem thema
befasse, und ganz ehrlich gesagt wuerde ich gerne einmal einen stand erreichen,
wo ich mir sagen kann, das thema adoption dominiert nicht mehr meine tage! ich
habe mich sehr lange dagegen gestraeubt, eine psychotherapie zu machen, aus
genau den gedanken heraus, die du eingebracht hast. es ist auch immer wieder gut
möglich, dass störungen (wenn sie als solche empfunden werden) durch
kommunikation mit menschen des wohlwollens (freunde, familie, lebensbegleiter im
weitesten sinn) gemildert und sogar aus der welt geschaffen werden können. bei
mir war es nicht so, und deshalb habe ich mich schliesslich fuer den
psychotherapeutischen weg entschlossen, der fuer mich keinerlei
\"merkwuerdigen\" beigeschmack mehr hat. gerade die \"distanz\" des
therapeuten/der therapeutin verknüpft mit seiner/ihrer tiefen menschlichen
solidaritaet mit meiner person ermoeglichte mir, in die bereiche meines innern
vorzudringen, die ich bis dahin - weil ich sie allein oder mit anderen nicht
aushalten konnte - gezielt weggedrängt, ausgeblendet etc. hatte. psychotherapie
muss nicht für jede/n heilmittel sein, aber in vielen fällen kann sie helfen,
mir jedenfalls hat sie geholfen. und fuer mich zaehlt sie mittlerweile zu den
genauso selbstverständlich anzwendenden therapeutischen methoden wie wir sie ja
in anderen bereichen (medizinischen) ebenfalls ohne zu zögern akzeptieren (wenn
ein bein gebrochen wurde, kommt ein gips i.d.r., wer ein krankes herz hat,
laesst es behandeln etc.etc.etc.). es liegt einzig und allein bei dir, dich fuer
oder gegen eine psychotherapie zu entscheiden. was dein zugehen auf deine erste
lebenszeit und deine leibliche herkunft anlangt, auch hier kann ich dir nur die
empfehlung geben: horche genau in dich hinein und gehe genau so weit, wie diese
innere stimme es dir sagt, ueberfordere dich nicht gewaltsam, denn ... alles
braucht seine zeit ... alles liebe margaretha
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23.09.2003 - 12:25:Re: Verlustängste
liebe sylvia, was du zum thema verlustangst im zusammenhang mit adoption sagt,
kann ich als adoptierte sehr gut nachvollziehen. auch in meinem leben hat sich
diese verlustangst massivst bemerkbar gemacht. ich persönlich gehe den weg einer
psychotherapie, um u.a. damit besser zurechtzukommen. ich kann nun nicht
behaupten, dass verlustaengste keine rolle mehr in meinem leben spielten, aber
ich kann sie einfach klarer einordnen und mein verhalten in diversesten
situationen besser darauf abstimmen. ich wuensche dir alles gute margaretha
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22.09.2003 - 22:16:Re: Adoption Brasilien
liebe melanie,
ich bin adoptierte und habe mich durch deinen eintrag in keiner
weise gekraenkt gefuehlt. leider kenne ich mich in den fuer auslandsadoptionen
erforderlichen wegen nicht aus. hier und - so nehme ich an - auch im ausland ist
das alles ueber die zustaendigen behoerden (anlaufstelle jugendamt) zu
erledigen, die euch genau sagen werden, welche unterlagen ihr braucht.
jedenfalls gehe ich davon aus, dass ihr euren weg in korrekter weise gehen
werdet! es ist immer eine traurige angelegenheit, wenn eine frau, eine familie
aus materieller not heraus ein kind nicht selber aufziehen kann! und ich denke,
gerade im falle von auslandsadoption ist eine besonders gründliche vorbereitung
auf die adoption von besonderer wichtigkeit, u.a. damit dem a-kind im zuge der
adoption nicht jegliche moeglichkeit, spaeter einmal die eigene herkunft in
erfahrung bringen zu koennen, genommen wird, aber auch dahingehend, was es
bedeutet, einen so dramatischen wechsel der kulturen herbeizufuehren. ich
wuensche euch beste ratgeber und begleiter, kraft und mut fuer die bewaeltigung
einer grossen herausforderung. der mutter des kindes wuensche ich jemanden, der
ihre traenen trocknet ... margaretha
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17.09.2003 - 21:50: Re: hallo Sabeth
liebe sabeth,
es hoert sich sehr beruhigend an, wie du ueber deine beziehung zu
deinen leiblichen eltern schreibst. ich freue mich, dass du innerlich an einem
ort bist, wo du dich so sehr aufgehoben fuehlst, dass du einigermassen ruhig und
ueberlegt die kontakte zu deinen leiblichen eltern und verwandten gestalten
kannst. ja, vielleicht kann auch dir der austausch mit anderen adoptierten (wie
uns) den umgang mit gerade in diesem zusammenhang auftauchenden gefuehlen und
gedanken etwas leichter machen. sabeth, bei mir haben sich diese dinge einfach
in einer dichte und dramatik abgespielt, dass ich von den ereignissen regelrecht
wie von einem tsunami durch seebeben ausgeloeste riesige flutwelle) erfasst
worden bin, und das gleich mehrere male. ich habe eine mehrheitlich schwierige
adoptionsgeschichte gehabt und bin nach dem tod meiner (a-)eltern zweimal im
abstand von 10 jahren gefunden worden (zuvor war ich schon krank geworden)...
ist zweimal nicht gut ausgegangen ... und heute erst (bin heuer 47 geworden)
fange ich an zu begreifen, warum das alles. deine schilderung bestärkt mich in
meinem wunsch, ich haette selber nach meinen leiblichen eltern gesucht, denn
dann haette ich suche und aufeinander zugehen sowie den kontakt dann viel, viel
besser auch auf meine befindlichkeit und meine möglichkeiten abstimmen koennen.
ich waere vermutlich genauso vorsichtig an die dinge herangegangen wie du!!!
aber ich bin einfach zweimal - so fuehle ich es jedenfalls - regelrecht
\"ueberfallen\" worden, noch einmal waren es primaer die interessen der anderen
seite, die zaehlten (wiewohl natuerlich das interesse um mich vorgeschoben wurde
und z.t. sicher auch in den ueberlegungen der anderen eine rolle spielte, aber
wichtiger waren immer sie, wie schon am anfang meines lebens!), und zweimal bin
ich im endeffekt in einem scherbenhaufen zurueckgelassen worden, den ich gerade
dabei bin, wegzuraeumen, damit auch ich endlich einmal freier von diesen dingen
wieder atmen kann. uebrigens: erst seit gut zwei jahren ist es mir moeglich, mit
einer meiner geschwister (schwester) eine kontinuierliche beziehung aufzubauen,
das aber fange ich allmaehlich an wirklich zu geniessen, und ich freue mich
darueber, DIESE leibliche schwester, die mir wirklcih eine schwester geworden
ist, zu haben!!! ich wuensche dir weiterhin so viel besonnenheit, geduld,
einfuehlsamkeit und ... glueck ... einfach glueck im kontakt mit deinen
leiblichen verwandten ... und sonst auch natuerlich :-))) alles alles liebe
margaretha p.s.: schoen, von dir zu lesen!!!
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17.09.2003 - 20:35: Re: An Jule
liebe jule, schoen, dass du uns allen geantwortet und uns ein wenig ueber dich
erzaehlt hast. ich denke, deine gefuehle der zerrissenheit, angst und
traurigkeit kennen wir adoptierte so ziemlich gut. mir sind sie jedenfalls ganz
und gar nicht fremd. auch besonders deine angst vor zurueckweisung ist hier wohl
typisch fuer \"uns\". schoen finde ich, dass du einen lieben freund und eine
liebe familie hast (hoffe, ich habe es richtig verstanden), und schoen auch,
dass du dich anfaengst, dich mit deinem grossen thema adoption zu befassen.
sollte es dir aber emotional zu dicht werden, wuerde ich an deiner stelle
eventuell auch an eine psychotherapeutische begleitung denken. ich mache so eine
psychotherapie und bin wohl um lichtjahre nach \"vorn\" gekommen, hat mir
wirklich sehr, sehr gerade beim ado-thema geholfen. psychotherapie zu machen ist
kein makel, kein stigma, keine schande, denn es ist doch ganz
selbstverstaendlich, dass schwere - auch seelische -verletzungen fuer ihre
heilung eine fachkundige betreuung benoetigen. aber ich will dir, weiss gott,
nichts einreden, aufschwaetzen u.s.w. ... ich wuensche dir einfach alles gute
und mut und kraft ... wird schon werden ... liebe gruesse margaretha
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16.09.2003 - 21:01: An Sabeth
Nun, liebe Sabeth, dann weisst Du ja, wovon ich spreche, wenn ich Therapie
erwaehne. Ich bin grad mitten drinnen in diesem Prozess, und auch mir erging es
so, dass mir erst dabei klar wurde, wie wichtig doch die Auseinandersetzung mit
meiner leiblichen Herkunft ist. Erst jetzt war es mir moeglich, zu einer von
neun Geschwistern eine kontinuierliche Beziehung aufzubauen. Sabeth, hast Du
vielleicht auch leibliche Geschister, Halbgeschwister ... Ich habe im Handling
dieser Dinge vielleicht ein anderes Naturell als Du, denn ich sage mir, wer sich
nicht fuer mich interessiert, soll bleiben, wo er/sie ist, nachlaufen tu' ich
aus prinzip schon gar niemandem. aber wir alle haben unterschiedliche
charaktere, persönlichkeiten, geschichten etc. (gott sei dank!), sodass wir doch
sehr unterschiedlich auf aehnliche situationen reagieren. es waere auch
interessant zu erfahren, wie du gesucht und gefunden hast, wie sich die
kontaktnahmen gestaltet haben zwischen dir und deiner leiblichen mutter. ich -
und das bitte gilt nun nicht fuer dich!!! - bin gerade dabei, ein grosses adieu
zu meinen leiblichen eltern zu sagen, obwohl ich sie sehr wohl noch das eine und
andere mal mit mir befassen werde, aber das ist dann ihr problem und nicht mehr
meines. ich habe mich im grossen und ganzen von meinem wunsch verabschiedet, von
meinen leiblichen eltern akzeptiert und gemocht zu werden (wiewohl
wahrscheinlich irgendwo im innern auch dieser wunsch fortleben wird), auch das
hat mich viele, viele traenen gekostet, auch wut ist hochgekocht ... aber ich
habe mir gesagt, es muessen andere kinder mit noch viel fuerchterlicheren
tatsachen, die ihnen durch die leiblichen eltern angetan worden sind,
fertigwerden, mein schicksal ist nicht das allerschlimmste!!! dir wuensche ich
allerdings noch kraft und geduld, und ... vielleicht noch die eine und andere
gute therapiestunde :-))) alles liebe margaretha
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16.09.2003 - 20:12: Re: An Martina
Hallo, liebe ...! Wieder einmal mein herzliches Dankeschoen, dass Du mir so
viel Deiner wertvollen Zeit schenkst, dass Du Dich so tief mit meinem
Geschriebenen befasst. Du bist mir hier wirklich eine ganz besonders wertvolle
Hilfe in jenem Prozess, bei dem ich - ganz bewusst so gewollt von mir - lerne,
die Kommunikation meiner Biografie in der Öffentlichkeit \"auszuhalten\". Im
Grunde ist das ein ungeheurer Schritt fuer mich, denn bis vor nicht allzu langer
Zeit waere mir das geradezu unvorstellbar erschienen. Aber ich spuehre, wie mir
in diesem ganzen Vorgang Kraft zuwaechst. Dies fuer's erste. Spaeter dann noch
mehr. Alles Liebe, einen schoenen Abend noch und einen sonnigen Mittwoch.
Margaretha
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16.09.2003 - 11:22: Re: Kontakt
liebe ...! auch ich habe seinerzeit die erfahrung gemacht, dass meine
leibliche mutter sich mit ihren antworten - für mein gefuehl - übermaessig viel
zeit liess. dann kenne ich eine adoptierte, der es ganz aehnlich ergeht wie dir.
vielleicht ist ein solches verhalten leiblicher muetter, die von ihren zur
adoption freigegebenen kindern kontaktiert werden, darin begruendet (wie ...
es einmal auf einen beitrag von mir formuliert hat), dass diese frauen dadurch
an nicht verarbeitete mitunter auch sehr negative erfahrungen aus ihrer
persönlichen vergangenheit erinnert werden. diese kontaktnahmen sind immer eine
art \"gratwanderung\", die für alle beteiligten anstrengend sind. vielleicht
könnte es dir helfen, wenn du deine nun auftauchenden gefuehle und gedanken auch
in therapeutischer begleitung aufarbeitest. mir hilft diese form der begleitung
sehr, besser mit meinem ado-thema zurechtzukommen. auch will ich eines tages ein
stadium erreichen, wo ich mir sagen kann, nun ist dieses thema nicht mehr nr. 1
in meiner tagesordnung. ich wuensche dir alles liebe und viel kraft und vor
allem noch antworten von anderen betroffenen hier herinnen ... margaretha
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14.09.2003 - 14:02: An Martina
hallo, liebe ...! vorweg an alle anderen: wen's nicht interessiert, wem's zu
dumm ist, wer seine zeit besser nutzen will, bitte sich einfach aus diesem
beitrag gleich wieder wegklicken!!!!! danke!!!! nun, ..., wieder zu dir!
weisst du, dass ich mich mein leben lang nie, wirklich niemals als \"halbe
amerikanerin\" empfunden habe. ich habe mich absolut als die tochter meiner
(a-)eltern gefuehlt, ihren familien, ihrer kultur zugehoerig, eigentlich wollte
ich nie etwas anderes sein, als ihre tochter. dies wahrscheinlich auch deshalb,
weil irgendwo in mir das wissen um die radikalnegation meiner person am anfang
meines lebens noch praesent war und ist, und weil ich von meinen (a-)eltern, die
in alle ewigkeit meine ELTERN bleiben werden, eine liebe erfahren habe (und von
einigen wenigen anderen menschen auch), die bis zum heutigen tag das negative in
meinem leben UEBERWOGEN hat. und weil ich mich so sehr als tochter meiner eltern
fuehlte, habe ich eigentlich nie den hass und die radikale gleichgültigkeit
verstanden, die mich von verschiedenen seiten nach deren tod (meiner eltern)
verfolgt haben. irgendwelche leute haben schon frueher mir gegenueber
andeutungen gemacht, dass ich am lebensanfang sehr, sehr schlecht behandelt
worden sei (meine eltern haben darueber keine silbe jemals verloren, fuer sie
war ich ihre tochter), aber ich habe dem keine weitere beachtung geschenkt. ich
dachte: ich hatte/habe gute eltern, ich hatte/habe ausreichend
kulturzugehörigkeit, das muss doch einigermassen genuegen fuer ein
menschenleben. nachdem auch die wiederbegegnungen mit meinen leiblichen eltern
nicht zufriedenstellend verlaufen sind (wahrscheinlich auch deshalb, weil sie
meine enge bindung an meine a-eltern festgestellt haben vielleicht, aber mit
sicherheit auch deshalb, weil sie miteinander noch nicht \"fertig\" waren und
ihr altes \"spiel\" noch einmal auf meinem rücken ausgetragen haben), habe ich
mir gesagt: ich baue auf das, was meine (a-)eltern mir mitgegeben haben, und ...
damit habe ich mich schliesslich auch tatsaechlich aus meinem gesamten
lebenswirrwarr wieder herausarbeiten können. noch lange nach ihrem tod also
haben mir meine (a-)eltern mein leben erfolgreich organisieren und bewahren
helfen. aber dennoch bin ich von meiner adoptionsgeschichte nicht losgekommen,
bin ich innerlich nicht aus meinen bedrückenden verfassungen herausgekommen, bis
ich mich schliesslich im rahmen einer psychotherapie dieser ganzen angelegenheit
noch einmal zugewandt habe. erst jetzt war es mir das erste mal möglich, mich
den ersten lebensmonaten noch einmal zuzuwenden, ich kontaktierte die behörde
und wollte akteneinsicht, ich bekam sie, und was ich zu sehen bekam, war nicht
allzuviel, aber es warf ein vollkommen neues licht auf alles, was ich bisher
gewusst zu haben schien, ja es war, als wenn plötzlich lichter angingen und
diverseste \"dinge meines lebens\" plötzlich \"sinn\" erhielten. und erst jetzt
wurde mir klar, dass es sehr wohl eine unglaublich negative bedeutung hatte
damals (und auch weiterhin), diese \"halbe amerikanerin\" zu sein. ich habe
zudem herausgefunden, dass ich ZWEIMAL getauft worden bin: meine leibliche
mutter hatte mich - bevor sie davongelaufen ist - taufen lassen (kann so und so
interpretiert werden, das weiss ich, es werden traditionelle motive eine grosse
rolle gespielt haben) und meine (a-)eltern haben mich einige wochen, nachdem sie
mich als PFLEGEkind aufgenommen hatten, in unkenntnis der ersten taufe, noch
einmal taufen lassen (ich habe also nun zwei taufscheine ... entbehrt ja auch
nicht einer gewissen komik, nicht?:-))) das wichtige an der zweiten taufe aber
ist das faktum, dass mir meine (a-)eltern zusaetzlich zu meinen geburtsvornamen
noch weitere gegeben haben, die dann auch in weiterer folge als die eigentlichen
vornamen verwendet wurden. dies haetten sie zu diesem zeitpunkt (ich war ja noch
nicht einmal pflegekind mit dauerpflegevertrag, adoption erfolgte ja erst zwei
jahre spaeter) bestimmt nicht getan, wenn sie nicht ein ABSOLUTES ERFORDERNIS
darin gesehen haetten. in ihren augen war es demnach notwendig, meine
geburtsidentität zu verbergen/verstecken (eine meiner a-verwandten einmal zu
diesem thema mit nicht zu ueberhoerender verachtung im unterton: ja, was glaubst
denn, wer haette zu dir schon rebecca gesagt) ... rebecca war damals und dort
also absolut kein gesellschaftsfaehiger name, und das kind eines ami-soldaten zu
sein offenbar auch nicht ... was nun meine leibliche mutter anlangt: ich gebe
dir recht, ..., eine ihrer ueberlegungen mag gewesen sein, auf meinen
leiblichen vater zu warten, und der name \"rebecca\" sollte mich wohl in den usa
\"sympatisch\" machen; andererseits hatte sie einen zweiten plan, naemlich
jenen, nach daenemark auszuwandern, (davon habe ich erst aus jenen dokumenten
erfahren, davon hat mir meine leibl. mutter nichts erzaehlt), und in diesem
zweiten plan hatte ich bestimmt keinen platz!!! und je laenger mein leiblicher
vater sich nicht einfand, umso mehr duerfte meine l. mutter auf plan 2
orientiert haben und möglicherweise damit spekuliert haben, dass ich die
katastrophale pflege nicht ueberlebe. dann noch diese unterschrift zum
dauerpflegeantrag zu einem zeitpunkt als ich schon in miesester verfassung war,
nachdem sie mich zuvor zwar getauft, aber nicht krankenversichert und ohne das
vereinbarte pflegegeld zu bezahlen zurueckgelassen hatte. gelegentlich denke ich
auch jene variante an, dass da geradezu ein \"familiärer wille\" an plan 2
mitgewirkt hat, es gibt indizien, die dafuer sprechen. wie du richtig sagst,
meine leibliche mutter war damals noch nicht volljährig mit ihren 20 jahren, ihr
onkel war nach wie vor ihr erziehungsberechtigter, und er hat ihr nicht
geholfen, das hat sie selber auch mir gesagt. ALLE diese leute wußten, WO ich
war ... vielleicht haben sie auch - GEGEN MICH - alle zusammengewirkt,
vielleicht! denn aufgewacht sind sie plötzlich, als ich im spital (wo man mich -
lt. mdl. aussage - auch systematisch unterernährt hat!!!) und nach der grossen
katastrophe bei meinen (a-)eltern war, da haetten sie mich plötzlich in die
familie aufgenommen. warum erst jetzt? sollte diese nunmehr demonstrativ
bekundete bereitschaft von etwas ablenken? wer weiss, denkbar ist vieles! auch
dies lehnte die behoerde mittlerweile ab, auch dies wohl mit gutem grund! und
natuerlich mache ich mir so meine gedanken ueber die rolle der behörde davor!
warum wurde monatelang zugesehen und nichts getan, oder ist man nie nachschauen
gegangen? mußte erst eine beinahe-katastrophe passieren, bis man etwas tat? so
kann ich nicht anders, als meinen lebensanfang auf allen moehlichen ebenen als
gegen mich und mein leben gerichtet sehen. ich werde wohl noch einige
gedankenvarianten ausprobieren und bestimmt werde ich all die möglichen
varianten thematisieren, denn nur ueber diesen weg des aussprechens werde ich
ruhiger werden. eines kristallisiert sich allerdings in diesem prozess auch
heraus: seit ich weiss, dass ich dort, wo ich hineingeboren wurde, fuer das, was
ich war, unerwünscht war, von ein paar menschen gerettet und bebleitet zwar,
distanziere ich mich zunehmend auch von der umgebung, in der ich aufgewachsen
bin, ich bekenne mich zunehmend zu jenem anteil in mir, dessetwegen ich in eine
derartige gefahr geraten bin, fuer den ich so viel hass, ablehnung und
gleichgueltigkeit (von allen seiten und jahrzehnte lang) einstecken mußte. ich
fange an, mich zu der \"halben amerikanerin\" in mir zu bekennen, und es ist mir
recht herzlich wurscht, ob sich meine amerikanischen leiblichen verwandten nun
zu mir bekennen oder nicht (eine meiner schwestern steht zu mir; mein leiblicher
vater will die vaterschaft offiziell nicht anerkennen und meine leibliche mutter
ist nicht faehig und bereit, zu bestaetigen, wer der leibliche vater ist, obwohl
sie ihn nach meiner geburt der behoerde genannt hat). auch wenn alle diese
leutchen, die da meine leiblichen verwandten sind, sich einmauern mir
gegenueber, auch dann fange ich mich an, mich zu den tatsachen meiner abstammung
zu bekennen, gerade deshalb, weil ich einmal dafuer beinahe gestorben bin!!! und
wo war waehrend dieser zeit damals mein leiblicher vater? das ist ganz einfach
zu beantworten: er bereitete sich bereits auf die heirat vor: mir wurde gesagt,
dass er bereits die ersten weihnachten 55 (also unmittelbar nach seiner
rueckkehr aus europa) mit seiner zukuenftigen frau (der er schon lange
versprochen war)verbrachte, und soviel ich weiss, hat er diese im dez. 56 (ich
bin im juli 56 zur welt gekommen) geheiratet. er konnte keine frau mit einem
kind gebrauchen, denn er wollte noch auf das college gehen, da hatte ich keinen
platz, und meine l. mutter auch nicht!!!! er wollte offenbar einfach noch ein
paar schoene monate verbringen, bevor fuer ihn der \"ernst des lebens\" so
richtig begann. fuer ihn duerfte wohl von vornherein klar gewesen sein, dass er
meine leibliche mutter niemals in die usa holen wuerde. (dies geht u.a. auch aus
einer bemerkung eines ehemaligen kameraden meines l. vaters hervor, der meine l.
mutter offenbar warnen wollte, indem er ihr klar sagte, dass mein l. vater nicht
die absicht habe, sie zu heiraten). er hat ihr das blaue vom himmel
herunterversprochen, sie hat sich betören lassen, weil sie sich geliebt fuehlte,
und weil sie weit weg in ein besseres leben wollte (wie du gesagt hast,
...!) ... und was wollte sie mehr, nachdem, was sie selbst schon
durchgemacht hatte, als geliebt sein und ein besseres, gluecklicheres leben ...
wer von uns will das nicht!!! man koennte sagen, beide meiner leiblichen eltern
waren einfach jung und unglaublich dumm, und im schmelzofen des lebens kamen
dann - mir gegenueber jedenfalls - auch ihre hoechst negativen eigenschaften zum
vorschein und zum tragen. ja, ..., ich weiss, es wird allem anschein nach
keine \"versoehnung\" mehr zwischen mir und meinen leiblichen eltern geben.
beiden wollen sie mit dieser von ihnen verursachten geschichte nichts mehr zu
tun haben. so gehe ich meinen weg, so werde ich eben oeffentlich aussprechen,
was mir widerfahren ist in meinem leben, und das eine und andere noch ueber den
gerichtlichen weg klaeren lassen, wie die vaterschaftsfeststellung eben
beispielsweise ... ich weiss heute eines mit absoluter gewissheit: ich werde
niemals wieder weghoeren, wenn jenes 8 monate alte maedchen in mir mit mir ueber
seine geschichte sprechen will, denn auch alles, was ich spaeter getan habe in
den wichtigen bereichen meines lebens, habe ich aus jener erfahrung heraus
getan, alles negative, was man mir spaeter noch angetan hat, hat man im prinzip
jenem maedchen angetan. jenes mädchen soll nun auch leben und sich ausdruecken
duerfen, vielleicht wird dann endlich alles leichter fuer mich werden und ich
ruhiger werden ... hoffen wir's ... nun ist's aber wieder lang geworden, ...
... ich danke dir, wie immer fuer's lesen und fuer dein intersse und dein
beistehen ... alles liebe und einen guten start in die neue woche margaretha
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13.09.2003 - 17:24: Re: Hallo Rod
lieber rod, freilich hast du recht, auch ich bin von so manchen beitraegen
schlicht angewidert, moechte sie am liebsten gar nicht gelesen haben ... ich
verstehe gut, wenn du dich nur sparsam oder gar nicht mehr einbringen willst.
auch ich habe das eine zeitlang praktiziert, und vielleicht kommt die zeit, wo
ich es wieder tun werde! vorlaeufig aber habe ich mich entschieden, hier
mitzuschreiben. ich tu' es fuer mich, weil ich noch weiter dazulernen kann in
verschiedenster hinsicht, ich tu es fuer die leute hier herinnen, mit denen ich
gerne kommuniziere eben hier herinnen, und ich freu mich nach wie vor, neue
leute kennenzulernen. auch lerne ich, konflikte auf eine andere weise
auszuhalten, als ich das frueher getan habe, und ich lerne \"oeffentlichkeit\"
auszuhalten, auch das ist mir - fuer andere meiner vorhaben - wichtig. so, rod,
muss jeder seine entscheidung finden und treffen. ich respektiere die deine,
waere trotzdem schoen, hie und da von dir hier zu lesen ... liebe gruesse von
wien nach barcelona margaretha p.s.: mehr im mail
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12.09.2003 - 00:32: Re: Ach nee, Kinderchen, so geht es wohl
nicht!
Hi Rod, nein, nein, nicht wieder gleich verschwinden. DAS bitte tu uns nicht an,
ok :-))))) Ist wichtig, Dich hier zu vernehmen!!!!! Hast ganz recht mit dem, was
Du sagst. Es geht hier um Adoption, und wir alle sitzen im Grunde im gleichen
Boot. Und alle wichtigen Aspekte im Zusammenhang mit diesem grossen Thema sollen
an- und ausgesprochen werden duerfen. Auch jene Stimmen sollen gehoert werden,
die Kritisches einbringen. Es kommt aber - wie bei allem - auf das WIE an, und
da ist doch gerade hier, die wir Betroffenen alle so unsere \"Päcklein\" (die
schwer sind, die uns Schmerzen verursachen etc.) mit uns durchs Leben schleppen,
eine gewisse Rücksichtnahme im gegenseitigen Umgang miteinander angebracht und
ein grundsätzliches Wohlwollen füreinander. Was ich hier erschreckend
festgestellt habe bei manchen, ist das völlige Fehlen einer positiven
Kommunikationskultur: da wird in einem Masse brutalst \"ausgeteilt\", dass einem
gelegentlich die Spucke wegbleibt. Da werden Menschen fertiggemacht, die einfach
Rat und Hilfe hier gesucht haben. (Und Du hast ganz recht, man möchte diese
Leute einfach davonjagen!) Vor MOnaten habe ich mich, wie Du weisst, u.a. aus
diesen Gründen vom Forum zurückgezogen, bin aber dann wieder eingestiegen, als
ich gesehen habe, dass da gewisse einige wenige nur noch Angst und Schrecken
verbreitet haben. Jeder soll sich hier in der für ihn wichtigen Art einbringen
können, wir alle können so viel voneinander lernen. Ich zumindest habe schon
sehr, sehr viel gelernt in diesem Forum. Von ... erhalte ich eine mir
ungemein wichtige Stütze und Unterstützung bei der Artikulierung ganz spezieller
eigener lebensgeschichtlicher Aspekte in eben dieser von mir bewusst gewählten
Form von Öffentlichkeit, und das ist sehr, sehr wichtig für mich. Ohne das Forum
hätte ich Dich nicht kennengelernt, ..., ..., ..., ..., ..., Irma,
... etc. etc. Und weil ich eben schon so viel von diesem Forum \"profitiert\"
habe und weil ich dazu beitragen will, dass hier dem Thema Adoption und den
davon Betroffenen wieder etwas mehr Achtung gezollt wird, deshalb mache ich
wieder mit ... und gehe nicht mehr so rasch davon ... :-))) Ich hoffe, Du
bleibst auch ... Alles Liebe von Wien nach Barcellona Margaretha
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10.09.2003 - 22:43: An Martina
hallo, liebe ..., heute noch ein wenig mehr zu deinem letzten posting an
mich. indem du so gruendlich auf das von mir gesagte eingehst, tust du mir
wirklich etwas gutes, denn du gibst mir einen spiegel, in dem ich das, was ich
geschrieben habe, wieder besser erkennen kann, mir auffaellt, wo ich noch
genauer nachdenken muss, praeziser formulieren muss, wo voellig neue aspekte zu
beachten sind!!! vielen dank, dass du dir diese muehe mit mir gibst, mir deine
zeit schenkst. es ist wichtig fuer mich, diesen kommunikationsprozess hier
herinnen zu fuehren, denn dadurch lerne ich \"öffentlichkeit\" auszuhalten, das
ist eine gute uebung, und gerade hier bist du mir eine wunderbare stuetze
geworden. alles liebe, ..., einen schoenen tag morgen margaretha
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10.09.2003 - 13:23: Re: An Martina
Liebe ...! Wieder ein herzliches Danke fuer Dein differenziertes Eingehen
auf meine Postings. Es hilft mir beim Verstehen und Artikulieren dessen, was mir
an dieser meiner Geschichte so wichtig ist. Ich werde Dir bald ausfuehrlicher
antworten. Nur so viel fuer den Beginn: Die Klagelieder unter dem Titel \"Meine
arme leibliche Mutter\" habe ich schon vor Jahren gesungen, aber - aus meiner
heutigen Perspektive - waren sie nur z.T. in dieser Form \"berechtigt\". Meine
leibliche Mutter war eben nicht nur Opfer der Umstaende und eines grossen
Verrates, sie war - in meine Richtung - auch kein Engel, ihr ganzes Leben nicht.
Und nach österreichischen Recht waere sie nach dem Tod meiner A-Eltern sehr wohl
zur Hilfestellung verpflichtet gewesen (mein l. Vater detto), aber sie hat - wie
immer - den Weg des Davonlaufens, \"Sich-aus-dem-Staub-machens\" gewaehlt, und
wie damals schon, hat sie stets gewusst ... Und noch eines: TOTALES OPFER damals
war ICH, und erst heute kann ich mir diese Tatsache wirklich vor Augen führen
und es auch aushalten. Meine leibliche Mutter konnte ihre sieben Sinne
zusammennehmen und davonlaufen, ich war fuerchterlichen Menschen ausgeliefert
und konnte gar nichts tun ausser zu bruellen und nicht aufzuhoeren zu leben.
Meine Mutter verfuegt ueber eine unglaubliche Verdraengungskapazitaet, ich
musste jahrzehntelang fuer ihr Versagen (und das meines Vaters) mit Kranksein
bezahlen. Meine Mutter hat es geschafft in jenes Land zu kommen, wo sie durch
meinen leiblichen Vater hinwollte. Ich mußte - weil ich eine halbe Amerikanerin
war - damals hierzulande nach allen Regeln der Kunst versteckt werden, damit ich
eine Chance auf ein einigermassen normales Leben bekomme (was ja auch einiges
ueber die damalige geistige Verfasstheit der dortigen Sozietaet aussagt! Und wie
ich heute weiss, habe ich immer und immer wieder im Laufe meines Lebens dafuer
bezahlt, diese halbe Amerikanerin zu sein (z.B. durch den totalen Hass, den
meine Stiefmutter sieben lange Jahre - ich war zwölf, als sie meinen A-Vater
geheiratet hat - auf mich geschuettet hat, Morddrohung eines Bruders meiner
A-Mama nach ihrem Tod, vollstaendiges Fallengelassen-Werden durch die A-Familien
nach dem Tod meiner A-Eltern und und und) ... Ich habe die Probleme ausgebadet
ueber JAHRZEHNTE, deren sich meine leiblichen Eltern in meiner Person entledigt
haben. Und nun ist die Zeit gekommen, wo das beginne zu artikulieren und wo ich
beginne, Gerechtigkeit einzufordern. Marina, bis zu dem Punkt, wo ich meine
leiblichen Eltern als Opfer erkennen kann, in ihren guten Zügen, haben sie nach
wie vor auch meine Sympathie, wo sie allerdings mir gegenueber zu Tätern
geworden sind, dort endet mein Verstaendnis, denn von dem Punkt an muss ich mich
nun selber um mein eigenes Wohlergehen kümmern. (Auch Mörder und Missbraucher
haben kein grosses Interesse, ihre Taten mit Hinblick auf Verstaendnis in
Richtung ihrer Opfer zu verarbeiten!!!) Ich weiss heute, dass ich - unter
Mitschuld meiner leiblichen Mutter und deren Verwandten - am Beginn meines
Lebens eben nicht leben sollte. Erst jetzt fange ich an, das zu begreifen!!!
Aber spaeter schreibe ich noch mehr! Liebe Gruesse Margaretha
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07.09.2003 - 21:19: An Martina
liebe ...! nun versuche ich, dir auf dein letztes laengeres posting an mich
zu antworten. es war wieder sehr lieb von dir, wie genau du dich mit dem
meinigen befaßt hast. es klingt schrecklich (und ich will wirklich keine der
hier mitlesenden und mitschreibenden herkunftsmuetter kraenken, ihnen weh tun
etc.), aber auch fuehle mich von meiner leiblichen mutter \"abgetrieben\", sie
hat es geschafft, dies ein leben lang zu tun (und dies kann ich ihr wohl am
wenigsten verzeihen!!!), auch und gerade hinter einer zum grossen teil zur schau
gestellten freundlichkeit (wahrscheinlich ist sie gelegentlich in ihren
gefuehlen mir gegenueber doch ein wenig ambivalent, denn ich gestehe ihr auch
partiell positive gefuehle zu mir zu !!!). aber durch ihr verhalten hat sie - da
hast du ganz recht - jegliches moralisch-ethische \"recht\" der elternschaft
verwirkt. das bin ich dabei, als emotionale etc. tatsache zu akzeptieren, wenn
dies auch meinerseits nicht heisst, dass ich sie sang- und klanglos ziehen
lasse, denn in der einen und anderen sache wird sie sich schon noch mit mir
befassen muessen. mit heutigem stand sage ich mir: ich hasse sie nicht, aber ich
liebe sie auch nicht, als glaeubiger mensch ueberantworte ich sie \"dem
hoechsten\". allerdings bemuehe ich mich nach wie vor um ein verstehen der
gesamten situation damals, in der sie sich befunden hat, und hier kann man ja
den leiblichen vater auch nicht so ohne weiteres ausser acht lassen, denn der
hat sie nach strich und faden belogen und betrogen und hinters licht gefuehrt
und sie auf das alleruebelste sitzengelassen. sie war ein blutjunges mädchen
(zum zeitpunkt meiner zeugung gerade einmal 19 jahre alt), das eine schwierige
kindheit und jugend hinter sich hatte, auch von den eltern buchstaeblich
verstossen wurde (sie wuchs bei ihrem onkel, der ihr erziehungsberechtiger war,
auf). mein leiblicher vater hat sie aus einer einigermassen guten und sicheren
umgebung herausgelockt (offenbar wollte er einfach noch einige schoene monate
vor seiner rueckkehr nach hause verleben ... stichwort beziehung mit
ablaufdatum), mit einem heiratsversprechen zu sich nach heidelberg geholt, mit
ihr dort zusammengelebt (habe ein foto des hauses gemacht!!!), sie vor seiner
abreise zu ihr nach hause (österreich gebracht), ihr versprochen, sie so bald
als möglich in die usa zu holen, und ... ward nicht mehr gesehen ... schrieb ihr
auf die mitteilung, dass sie schwanger sei, die trostreichen worte, sie solle
eine gute mutter sein ... und es duerfen zeit und unmittelbares umfeld nicht
ausser acht gelassen werden: gut zehn jahre war es gerade einmal her, dass auch
mit us-amerikanischer hilfe die nazis niedergekämpft wurden in europa, amis
waren bei den meisten leuten hier ja verhasst, ami-soldaten noch mehr, und ...
meine mutter war in ihrer familie wohl so etwas wie ein \"soldatenliebchen\",
und noch dazu eines von einem ami, ihre innerfamiliäre beliebtheit duerfte wohl
unter null gewesen sein ... umso dramatischer fuer sie die situation, als mein
l. vater sie nicht zu sich holte, da war einfach familiär kein mensch mehr fuer
sie da!!! und wer von ihren bekannten und freunden wollte sich denn mit einer
ledigen mutter abgeben, die einen amerikanerbalgen (ich) mit sich durchs leben
schleppte. genauso brutal stelle ich mir die situation meiner leiblichen mutter
damals vor. extremsituationen machen aus den wenigsten menschen heilige, meine
l. mutter ist ebenfalls moralisch-ethisch an ihr zerbrochen, und sie duerfte
sehr, sehr weit gegangen sein in ihren ueberlegungen und plaenen, sich von mir
zu distanzieren. de facto hat sie meinem zugrundegehen tatenlos zugesehen, de
facto haette sie mich leuten auf dauer ueberlassen, die mich schon schwerst
vernachlaessigt hatten ... sie muss sich wohl gedacht haben, niemand wird dieses
kind wollen, also ueberlasse ich es seinem schicksal und bringe mich selber in
sicherheit. meine l. mutter hatte also in einer extremsituation nicht die
moralisch-ethische und emotionale kraft, zu mir zu stehen, vielleicht wollte sie
sich meiner auch gezielt entledigen, um dorthin zurueckzukehren, von wo sie mein
leiblicher vater geholgt hatte, nach daenemark, denn mir erzaehlte sie, dass sie
dort einen nicht schlecht situierten verehrer gehabt hatte, vielleicht wollte
sie zu ihm zurueck (und da waere ich ja tatsaechlich nur im weg gewesen!!!).
..., viele, viele jahre habe ich mich bemueht, die agenden meiner adoption
zu verdraengen, habe ich mir gesagt, ich bin geliebt worden und habe die besten
eltern der welt (gehabt) und einige wenige wunderbare menschen als begleiter
gehabt, was will ich also noch mehr. aber ebenso bin ich aus bestimmten inneren
verfassungen nicht herausgekommen, haben mich traeume und gefuehle verfolgt, die
ich nicht deuten konnte. deshalb habe ich beschlossen, diese ganze
adoptionsangelegenheit noch einmal - systematisch therapeutisch - aufzuarbeiten,
und dies mit einigem erfolg, denn dass ich hier herinnen mitschreibe, auch das
ist eines der ergebnisse meiner psychotherapie!!! erst mit therapeutischer
begleitung war und ist es mir moeglich, mich diesen erfahrungen noch einmal zu
stellen, gehe ich sie immer und immer wieder durch, wende sie von allen seiten,
bis ich eines tages sagen können werde, so nun kann ich mit dem was ich weiss,
denke und fuehle einigermassen beruhigt und freier als bislang weiterleben. ich
erwarte mir nicht totale befreiung, denn gewisse dinge werden ein leben lang weh
tun, das liegt einfach an der dichte der faktizitäten ... dann muss ich noch
eine richtigstellung vornehmen: nicht meine leibliche mutter hat illegale
methoden bei der suche nach mir angewandt (sie hat nicht gesucht, ihr onkel, der
immer wußte, wo ich war, hat mich nach dem tod meines vaters kontaktiert),
sondern mein leiblicher vater und eine der suchagenturen, die in seinem auftrag
gearbeitet haben. und hier bin ich schon der meinung, dass dies der
öffentlichkeit mitgeteilt werden sollte, WIE hier u.U. (nicht von allen
wohlgemerkt!) gearbeitet wird. auch wuerde ich nicht den involvierten behoerden
die schuld in die schuhe schieben, denn die haben ja - aus meiner sicht - keine
der ges. auflagen verletzt, sie bekamen ja originalunterschriebene briefe,
konnten sich im glauben wiegen, eine tochter suche informationen zu ihrer
mutter. (mittlerweile sind diese dinge im original alle in meinem besitz!!!,
denn die behoerden haben ihre antwort auf den eingabeschreiben deponiert und
diese zurueckgesandt!). mein leiblicher vater hat illegale methoden angewendet
und anwenden lassen!!! aber ueber ihn und seine rolle ein ander mal ... hab nun
deine geduld wieder strapaziert, aber danke fuers lesen und eingehen ... alles
liebe, ..., und einen schoenen einstieg in die kommende woche margaretha
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05.09.2003 - 21:08: Hallo Lucie
Liebe Lucie! Ich als Adoptierte will Dir sagen, dass ich Deine Entscheidung zur
Adoptionsfreigabe Deines Kindes in höchstem Maß achte, denn Du hast aus Liebe
und Verantwortungsbewußtsein für Dein Kind gehandelt. Dir hier geheuchelten
Altruismus usw. vorzuhalten tut mir persönlich weh und ich erachte das sowohl
als übelste verbale Entgleisung und auch als einen Akt beispielloser Rohheit,
überall, aber auch gerade hier herinnen in diesem Forum. Ich kann Dir nur
empfehlen, gewisse Äusserungen nicht an Deine Gefühle heranzulassen, denn diese
Gefühle sind zu kostbar. So halte ich es jedenfalls und fahre ganz gut damit!
Ich hoffe auch von Herzen, dass ich Dich (und auch alle anderen Herkunftsmütter)
mit den Darstellungen meiner eigenen Geschichte (leibliche Eltern) nicht
verletzt und gekraenkt habe. Das taete mir naemlich sehr, sehr leid. Für mich
ist es einfach so, dass ich meine eigene Wahrheit auch aussprechen können muß!
Ich gruesse dich lieb und wünsche Dir ein schönes Wochenende. Margaretha P.S.:
Waere wirklich schoen, oefters von Dir zu lesen!!!
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03.09.2003 - 17:30: An Suse
hallo, liebe suse! hab mich ueber deine antwort gefreut!! und gut zu hoeren,
dass dein juengster sich wieder einigermassen eingekriegt hat!!! ich hab dich
das mit dem psychologie-studium deshalb gefragt, weil ich selber sehr wohl mein
studium als eine art \"vergangenheitsbewaeltigung\" (auch privat) betrieben habe
(hat sich aber in dieser deutlichkeit erst im nachhinein herausgestellt!) ist ja
keine schande, nicht :-))) ausserdem ist mir noch etwas zu einer deiner
frueheren wortmeldungen an mich eingefallen: deine einschaetzung hinsichtlich
des reaktionsspektrums meiner leiblichen mutter mir gegenueber scheint mir ins
schwarze zu treffen, genau das vermute ich auch bzw. nehme ich an!!! sie hat
sich auf ihre weise \"eingebunkert\" und laesst keine anderen versionen der
geschichte - als die ihre - mehr an sich heran, und sie sitzt es ganz einfach
jenseits des ozeans aus ... gut ... weisst, ich bin schon mit so vielem fertig
geworden, mit so vielen (wie du auch), dass ich auch in dieser richtung
eigentlich sehr zuversichtlich bin, was meine \"verarbeitungs\"-kapazitaet
anlangt. zudem bin ich gut begleitet ... wer ist den der kleine stubenhocker in
der windel ... :-))) liebe gruesse margaretha
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03.09.2003 - 15:39: Re: angst
liebe biene, ich bin zwar \"nur\" adoptierte, moechte dir und deinem mann aber
mitteilen, dass ich eure \"angst\" durchaus nachvollziehen kann. es werden das
einfach viele, viele fragen sein, die auf euch einstuermen, die ihr euch stellt,
wenn ihr den weg auf eine mögliche adoption zu geht. so viel mir aus dem
mitlesen in diesem forum bekannt geworden ist, gibt es da ja auch eine reihe von
begleitenden beratungsangeboten für werdende adoptiveltern. so nehme ich an,
dass da auch diesbezüglich über das jugendamt auskünfte zu bekommen sein müßten.
aber viel lieber wuerde ich die antwort auf euer posting hier jenen überlassen,
die einen solchen prozess schon selber durchlaufen haben. meine empfehlung: holt
euch so viel als möglich qualifizierten unterstützenden rat, da werden dann wohl
eine ganze menge eurer fragen beantwortet werden können. liebe gruesse
margaretha
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02.09.2003 - 22:32:An Suse
liebe suse, wie immer, schoen von dir zu lesen ... auch dein gutes wissen in
diversesten bereichen erstaunt mich ... du kannst dir ja denken, wo ich ein
wenig von deinen ansichten abweiche :-))) aber genauso vertraue ich darauf, dass
du dich in dem, was du denkst und tust, an die \"guten spielregeln\" haeltst,
deshalb will ich da gar nicht mehr allzu viel federlesens daraus machen ...
auch, wenn's um das verzeihen geht, driften unsere ansichten wahrscheinlich
auseinander. das ist fuer mich aber nicht tragisch oder dramatisch, denn gerade
unterschiedliche auffassungen koennen zu guten diskussionen fuehren, und wir
alle koennen davon lernen ... ja, du musst auch am eigenen leib schreckliches
mitgemacht haben und fuerchterliche erinnerungen in dir herumtragen. ist dein
psychologie-studium eine der formen, mit denen du auch deine eigene
vergangenheit besser in den griff bekommst?!!! nur eines noch: ich denke, die
\"problematiken\" von adoptierten und misshandelten sind doch unterschiedlichen
typs. es mag bereiche geben, die aehnlich sind, aber es gibt sicher eine menge
unterschiede. das nicht-wissen ueber die leibliche herkunft schafft eine eigene
fragen-, ideen- und gefuehlswelt im adoptierten, und umgekehrt sehe ich nicht
jeden adoptierten automatisch als psychisch oder körperlich misshandelten (dass
dies vorkommen kann, wissen wir). aber dazu koennen wohl gerade ... und
... mehr sagen, die - im unterschied zu mir - in diesen sozialen bereichen
tätig sind ... so, nun bin ich mued' und geh' zu bett ... ich gruess' dich lieb
margaretha
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02.09.2003 - 22:16: An Monika
liebe ..., ich freue mich wirklich sehr, dass du hier wieder mitschreibst,
denn auch deine beiträge sind für mich immer bereichernd und wichtig, und
wahrscheinlich nicht nur fuer mich!!! ja, unsere lebensbejahung erhalten wir von
jenen, die uns mit ihrer liebe bejahen, ob das nun leiblichen verwandte,
adoptivverwandte sind oder gute freunde, wichtig ist die tiefe bindung, die wir
zu diesen menschen entwickeln koennen. allerdings muss ich einfach auch sagen,
wie positiv ich es erlebe, dass ich via therapeutischen prozess ja zu meiner
leiblichen herkunft sagen kann, trotz allem negativen, ich fange an, ja dazu zu
sagen! und mit meiner schwester erlebe ich einen wunderschoenen prozess des
beziehungsaufbaues (wie ich es nie mehr fuer moeglich gehalten haette zuvor),
und ich freue mich einfach, dass sie auch meine leibliche schwester ist! und:
meine liebe ..., du wirst noch ein dickes buch schreiben mit vielen
kapiteln!!!! ich wuerde es jedenfalls sofort kaufen und mit grossem interesse
lesen!!!!!! aber auch deinen vorschlag in richtung gemeinschaftswerk finde ich
wert, angedacht zu werden!!!!!!! ich gruesse dich lieb aus wien margaretha
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02.09.2003 - 16:27: Re: an Georg
lieber georg! mit einiger bestuerzung habe ich dein posting nicht nur einmal,
sondern gleich mehrere male gelesen und mir eure dramatik in alle richtungen
vorgestellt! vergewaltigung ist eine entsetzliche sache, vergewaltigung eines
kindes (eines heranwachsenden mädchens), eurer tochter ... grauenhaft!!!! als
mutter einer mittlerweile erwachsenen tochter habe mich einige male gefragt, was
ich wohl tun würde, wenn ... hier ist noch dazu ein neuer mensch entstanden, der
leben und geliebt sein will!!! wie schoen ist es fuer mich (als adoptierte),
dass ihr als grosseltern so ohne wenn und aber ja zu diesem kind sagt.
allerdings wuerde ich an eurer stelle sehr wohl auf den rat des psychologen
hoeren, der einfach ueber erfahrungswerte in derartigen dingen verfuegt. und
wenn er meint, es sei eurer tochter nicht zumutbar, mit dem kind gemeinsam zu
leben, dann wird er mit sicherheit wissen, wovon er spricht! adoption kann in
eurem fall eine durchaus gute option sein, noch dazu bei so viel wohlwollen und
kommunikationsbereitschaft (auch fuer die zukunft) von euerer seite zu diesem
kind). auch dieses kleine soll zunaechst einmal - meinem gefuehl nach -
unbelastet von den umstaenden seiner zeugung heranwachsen koennen, und dann
einmal den eigenen weg zur eigenen geschichte finden. und gerade in diesem fall
sollte es wirklich dem kind eines tages ueberlassen bleiben, OB UND WIE NAHE ES
AN DIESE SEINE AUSGANGSSITUATION HERANGEHEN WILL. auch dahin werden die gedanken
des psychologen gegangen sein vielleicht. Denn könnte das kleine bei einer
derartigen (mir absolut verständlichen) aversion seiner leiblichen mutter
einigermassen unbelastet heranwachsen? ich für meinen teil will es vorsichtig
bezweifeln! und eure tochter braucht offenbar auch einen grossen abstand, um
ihren weg in ein eigenverantwortetes leben dereinst finden zu koennen, auch sie
ist ja noch mitten drinnen im aufwachsen!! und auf dieses erlebnis hinauf
braucht sie gerade euch. ich denke, das kleine bekommt auf jeden fall eure liebe
mit auf seinen lebensweg, und das spührt es schon jetzt, und ihr kennt ja die
menschen, in deren hände ihr es legt, und ihr seid fuer es da, wenn ihr
gebraucht werdet. das ist schon einmal so unendlich viel. und nach jahren, wer
weiss, kann auch eure tochter zu einer freundlicheren einstellung zu diesem kind
finden, vielleicht ... ich wuensche euch allen von herzen alles gute margaretha
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02.09.2003 - 00:55: Familie ... für Laura und ...
liebe laura, bestimmte aussagen zu \"familie\", die hier getroffen wurden, kann
ich so nicht einfach unwidersprochen lassen bzw. will ich sie ein wenig
ergaenzen um meine sicht dieser fuer mich so wichtigen sache: ich denke mir,
familie ist viel, viel mehr, als lediglich durch genetische gemeinsamkeit
entstehen kann. familie erleben wir dort, wo wir uns geliebt, vertraut,
angenommen fuehlen, wo wir unterstützung finden für unser wachsen, wo wir
aufgefangen werden in schwierigen phasen. familie ist nicht einfach ein fuer
alle mal da, sondern wird gelebt mit anderen menschen und wird beständig neu
geschaffen durch das miteinander und füreinander. familien schaffen sich
menschen in allen moeglichen situationen, um ihr überleben und leben auf allen
möglichen lebensebenen zu gewährleisten. familien entstehen nicht bloss durch
abstammung, das KANN (und ist es in der regel auch) ein sehr wichtiges
identifikationsmerksmal sein, ist aber nicht zwangläufig für jede
familienkonstellation. es ist auch nicht richtig, dass durch
abstammungsverwandschaft sich automatisch familiengefuehle einstellen. ich bin
adoptierte, bei mir war und ist das nicht der fall. von neun (!!!)
halbgeschwistern entwickelt sich bei mir \"so etwas wie\" ein familiengefühl
erst allmählich mit einer einzigen (!!!) leiblichen halbschwester, erst
allmählich fange ich an, sie als \"schwester\" zu empfinden. was ich allerdings
sehr wohl beim kennenlernen der leiblichen verwandten zunaechst einmal spührte
war die (auch in der fachliteratur als solche bekannte) \"genetic attraction\",
ein verbundenheits- und sympathiegefühl, das ausgelöst wird dadurch, dass
fundamentale gemeinsamkeiten (in der äußeren erscheinung, bei diversen
charakterzügen etc.) zum ersten mal in dieser form als biologisch fundiert, als
einfach vorgegeben, als DA, erlebt werden. (ist jedenfalls meine interpretation
von genetic attraction) mein sein hatte plötzlich einen handfesten grund,
nämlich zwei menschen, die meine eltern sind, und ich darf mich über ebensolche
fundamentale ähnlichkeiten mit weiteren leiblichen verwandten erfreuen ... bei
mir klang dann die genetic attraction spaetestens auch in jenem prozess wieder
ab, als vor allen dingen die kulturellen unterschiede im verhalten zueinander
(werthaltungen, lebensorientierungen, lebensqualitäten etc.) zum tragen kamen.
also ich hab bei gott nicht erlebt, nun endlich (in meinem fall wieder)
\"familie\" zu haben (so gerne ich welche gehabt hätte, denn meine a-eltern
waren ja schon tot!!!), als ich meine leiblichen verwandten kennenlernte, im
gegenteil, ich habe erkennen muessen, dass dies gerade NICHT MEINE FAMILIEN
waren und sind. dennoch hat mein reines dasein durch das kennenlernen der
leiblichen verwandten eine selbstverständlichkeit (die offenbar durch die
tatsache des biologischen daseinsgrundes, der biol. daseinsgemeinsamkeit gegeben
ist) erhalten, die es vorher in dieser form nicht hatte, und das empfinde ich
nach wie vor wie eine \"erlösung\" aus einer existentiellen beliebigkeit. so
habe ich es erlebt, laura, aber du wirst dir deinen eigenen weg bahnen zu deiner
leiblichen herkunft, wirst deine eigenen lernprozesse durchleben und deine
eigenen unteilbaren erlebnisse haben, und du wirst fuer dich herausfinden, zu
wem du auf welche weise gehoerst und wen die auf welche weise in DEIN
familienverständnis integrierst! ich wuensche dir einfach alles gute auf deinem
weg margaretha
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01.09.2003 - 21:36: Re: An Martina
liebe ...! meinen herzlichen dank, dass du so ausfuehrlich auf mein posting
eingegangen bist. ja, es stimmt, das verhalten meiner leiblichen eltern mir
gegenueber hat mir sehr, sehr weh getan, insbesondere jenes nach den sogenannten
reunions, denn so genau wußte ich ja bis vor etwa zwei jahren nicht, was damals
waehrend meiner ersten lebensmonate mit mir passiert ist. ich hatte ja dann sehr
früh meine adoptiveltern verloren (mit 8 1/2 meine mama und mit 18 1/2 meinen
vater) und war - auch auf grund der oesterreichischen rechtssituation - fortan
ohne jeglichen familiaeren rueckhalt. und wie ich schon sagte, ich haette mich
erst dann - vielleicht - auf die suche nach meinen leiblichen eltern gemacht,
nachdem ich mein leben gefestigt gehabt haette. meine (a-)eltern und meine
lebensbegleiter haben mich zu einem sehr lebensbejahenden menschen werden
lassen, und ich haette das bestimmt alles geschafft, wie ich es ja (unter
aufbietung so ziemlich meiner allerletzten kraefte) es unter noch viel
schwierigeren bedingungen dann auch geschafft habe, denn trotz uebelster
widrigkeiten habe ich doch noch einiges erreichen koennen, habe ich den guten
kurs immer wieder gefunden, allein!!! und weil ich durch diese reunions noch
einmal massiv geschaedigt worden bin, zweimal, deshalb vertrete ich so
nachdrücklich, dass ich nicht gefunden hätte werden sollen, dass ich beschützt
davor haette sein sollen, dass ich selber, und nur ich selber, mich auf die
suche haette machen sollen. wie gesagt, ich haette mein leben schon geschafft!
aber es kam wie's eben kam, und heute befinde ich mich in einer phase der
rueckschau (die nicht ewig andauern soll, denn dazu habe auch ich keine
lust!!!), ich fuehre mir meinen gesamten lebensverlauf noch einmal vor augen und
\"verarbeite\" \"systematisch\". und dazu gehoert eben auch, dass ich alles in
erfahrung bringen will, was mir noch an wichtigen informationen zu meinem leben
fehlt. und nun bin ich es, die position bezieht und die distanzen bestimmt ...
ich habe immer schon viel geschrieben (war eine ueberlebenstechnik!), so habe
ich also hunderte geschriebener seiten zur verfuegung, die nur noch auf eine
letzte durchstrukturierung warten, um publiziert werden zu können. aber damit
will ich warten, bis laufende verfahren zu einem (welchem auch immer) ergebnis
gekommen sind, damit ich auch diese dinge dann einarbeiten kann. jetzt brauch
ich auch keine eile mehr zu haben, niemand macht mir druck! die
recherchearbeiten habe ich z. grossen teil schon erledigt. ich war in jenem
haus, in dem sich meine tragödie abgespielt hat. (dass dann die tragoedie auch
noch im spital ihre fortsetzung fand, steht auf einem andern blatt, und da
laesst sich gar nichts mehr \"beweisen\", dafuer habe ich nur eine muendliche
aussage) ich habe mit dem arzt gesprochen, der mich seinerzeit mehrfach ins
spital eingewiesen hat (der konnte - oder wollte - sich aber an mich nicht mehr
erinnern. er sagte mir allerdings definitiv, dass jenes haus in jeder hinsicht
eine sehr schlechte umgebung war!! karteikarten aus jener zeit hat er angeblich
auch nicht mehr!). meine krankenhausakte existiert nicht mehr, da schon zu lange
zurueck, wurde mir gesagt. ich habe auskünfte bei sozialarbeiterinnen (auch aus
damaliger zeit) eingeholt, um in erfahrung zu bringen, wie in den 50er jahren
behoerdlicherseits mit ledigen kindern, pflegekindern etc. umgegangen wurde ...
und natuerlich versuche ich immer und immer wieder nachzuvollziehen, in welch
dramatischer situation sich meine leibliche mutter damals befunden haben muss
(das verhalten meines leiblichen vaters damals ist ja eine eigene
geschichte!!!), von ihrer familie restlos im stich gelassen, mit dem kind eines
\"amis\" im leib ... und ich versuche nachzuvollziehen, wann und wie ihre
beziehung zu mir zerbrochen ist, wann sie sozusagen aufgrund des situativen
druckes \"kippte\", davonlief und mich - ich kann es nicht anders sagen - wie
ein stueck dreck im dreck liegen liess. sie sah offenbar keine andere lösung
mehr fuer sich, als davonzulaufen, augen und ohren zu verschliessen und nicht
mehr an mich zu denken. dass sie das unmittelbar nach meiner geburt getan hat
koennte ich ihr vielleicht verzeihen, denn ... aber dass sie ein halbes jahr
spaeter noch ihre unterschrift unter einen antrag auf dauepflege setzte, zu
einem zeitpunkt, als ich in so schlechter gesundheitlicher verfassung war, dass
ich mich knapp vor der wiedereinweisung ins spital befand, und ich mich fragen
muss, ja, hat denn diese junge frau mich nicht angesehen, hat sie oder wollte
sie nicht bemerken, dass ich am zugrunde gehen war, oder wollte sie das
vielleicht insgeheim, ja auch diesen gedanken bin ich erst durch diese ihre
unterschrift unter jenem antrag gekommen, und sie zeigt mir auch ein negatives
kalkül mir gegenüber und läßt mich das eine und andere in ihrem verhalten
unmittelbar nach der geburt in einem anderen licht erscheinen (z.b. der hinweis
im behördlichen fragebogen anlaesslich meiner geburt, sie wolle nach dänemark
auswandern!!!! da kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mich mitnehmen
wollte!!!). sie ist einfach abgehauen, hat das vereinbarte pflegegeld nicht
bezahlt und mich nicht krankenversichern lassen, und sie taucht nach monaten
wieder auf, um einen antrag auf dauerpflege bei leuten zu unterschreiben, denen
sie (nach ihrer eigenen aussage) entfliehen wollte!!!! das alles geht mir durch
den kopf, seit ich die bedeutung jener unterschrift studiere und nach und nach
entschlüssele, seit ich die behördlichen unterlagen aus jener zeit vergleiche
mit dem, was sie mir mitgeteilt hat, und was mir ihr onkel dazu mitgeteilt hat.
und erst jetzt glaube ich, verstehen zu koennen, warum sich meine leibliche
mutter in den vergangenen jahrzehnten so und nicht anders zu mir verhalten hat,
als sie es eben getan hat!!! meine leibliche mutter ist kein ungeheuer, sie hat
mir nur gezeigt, dass sie unter dem druck einer fuer sie wohl als extrem
empfundenen situation, bereit war, mein leben auf's spiel zu setzen und dass sie
nur sich selber \"in sicherheit\" bringen wollte. und natuerlich frage ich mich,
warum hat sie nicht wenigstens dazu geschaut, dass ich zu anderen leuten komme,
das muesste doch damals auch moeglich gewesen sein. den weg zur behoerde, um den
fragebogen auszufuellen, hat sie doch gemacht, sie haette doch dort gleich
mitteilen koennen, dass sie einen pflegeplatz sucht. sie hat gezeigt, dass sie
in der lage war, sich selber aus einer miesslichen lage zu befreien, sie war
also handlungsfaehig, konnte situationen offenbar richtig auf ihre qualitaet hin
einschaetzen. warum bloss hat sie mich so konsequent im stich gelassen, und ich
werde ein gefuehl immer weniger los, naemlich jenes, dass sie insgeheim gar
nicht wollte, dass ich ueberlebe ... sie hat mich in sich abgetoetet, damals
schon. ich habe zudem auch jenes dokument gesehen, in welchem sie um die
us-staatsbuergerschaft ansuchte und mich nicht in der liste der \"living
children\" nannte. sie hat mich gezielt verschwiegen, war also wieder in der
lage zu luegen, und indirekt habe ich es noch einmal wie eine todeserklaerung in
meine richtung empfunden, als ich das so schwarz auf weiss sah. ihre - von ihrem
onkel betriebenen - schritte im zuge der sog. reunion waren wohl weniger solche
in meine richtung, denn vielmehr eine art kosmetik an ihrem eigenen selbstbild,
denn in meine richtung ist sie gezielt \"blind\" und \"taub\" geblieben. heute
sage ich mir aus meiner perspektive: meine leiblichen eltern mussten
zusammenkommen, um mich zu zeugen, und es ist - unabhaengig von ihrem verhalten
mir gegenueber - gut, dass ich in der welt bin. sie haben mir auch gute
eigenschaften mitgegeben, aber von ihren negativen botschaften will ich mich
fuer immer befreien!!! ich erhalte meinen wert als mensch nicht von meinen
leiblichen eltern, sondern von jenen menschen, die mich geliebt haben und die
mich lieben, wenn dies meine leiblichen eltern nicht koennen, ist das nicht
meine schuld, es ist ihr problem, und ich muss mich im grunde nicht mehr damit
befassen. wenn ich in richtung meiner leiblichen eltern schaue, habe ich mir oft
schon gewuenscht, nicht am leben zu sein, zu negativ empfinde ihre
\"botschaften\" in meine richtung. dass ich dennoch ein lebensbejahender und
ueberaus positiver mensch bin, der das schoene in der welt sucht und auch
findet, das danke ich \"meinen\" menschen, meinen (a-)eltern, meinen
lebensbegleitern und allen, die mir positives in mein leben geben!!! und in
meinen gefuehlen und gedanken hat immer das ja zum leben ueberwogen, und so wird
es auch immer sein. da gibt es also genug zu schreiben :-))))) liebe ...,
ich danke dir fuer's zuhoeren und eingehen, du kannst das wirklich wunderbar ...
alles liebe margaretha
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01.09.2003 - 16:02: Re: komisches Gefühl
liebe laura, fuer mich ist es das normalste auf der welt, dass du deine
leibliche mutter gefuehlsmaessig vermisst (habe selber aber viele jahre
gebraucht, um dieses gefuehl in mir wieder ausfindig zu machen). sie ist deine
leibliche mutter, du hast u.a. ihr leibl. erbgut in dir, du warst neun monate in
ihrem bauch, hast ihre herztoene gehoert, ihre stimme gehoert, ihre stimmungen
gespuehrt. wer weiss, vielleicht hat sie viel mit dir gesprochen waehrend der
schwangerschaft und vielleicht auch noch nach der geburt, vielleicht hat sie
auch bis zum heutigen tag sehnsucht nach dir!!! genauso gut kann ich verstehen,
wenn du sagst, dass du deine a-eltern liebst (bei mir kein bisschen anders!!!!).
h-eltern und a-eltern haben einfach UNTERSCHIEDLICHE plaetze in unserem leben,
sie sind KEINE KONKURRENTEN. (so jedenfalls sehe ich es!) im gluecklichen fall
lieben wir beide!!!! liebe gruesse margaretha
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31.08.2003 - 20:22: Re an Sabeth
liebe sabeth! ich verstehe dich vollkommen in deinem beduerfnis nach schutz!!!
du brauchst dich hier auch nicht ueber jenes mass hinaus zu \"offenbaren\", wo
es dir unangenehm würde, dir unannehmlichkeiten verursacht werden koennten. es
freut mich aber zu hoeren, dass du deine leiblichen eltern gefunden hast. ich
nehme an, du hast sie selber gesucht. noch mehr freut mich, dass da offenbar
auch zum teil sehr positive kommunikation moeglich ist. auch fuer deine
leiblichen eltern ist das ja keine einfach situation!!! ich fuer meinen teil
habe viele jahrzehnte gebraucht, um in der weise offen ueber meine geschichte zu
sprechen, wie ich es nun tue. und nun stehe ich dazu, mit allem drum und drann,
und mir bringt das mehr sicherheit, gewissheit meiner selbst ... aber es muss
einfach ein jeder SEINEN weg finden, um mit diesen dingen zurechtkommen zu
koennen! liebe sabeth, ich wuensche auch dir einen guten einstieg in die neue
woche! margaretha
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31.08.2003 - 20:06: Re: An Martina
Liebe ...! Wie in anderen Fällen auch, sehe ich wieder einmal, wie tief und
genau Du Dich in die Situation eines anderen Menschen hineinzuversetzen
versuchst! Allein das tut schon gut, zu bemerken!!! Weißt Du, wenn ich Dir auf
all Deine Fragen nun ausführlich antworten wollte, müßte ich Dir mein Leben
erzaehlen, und damit könnte ich nicht nur ein Buch füllen, sondern mehrere!
Komprimiert gesagt: 1. Ich wünsche, dass mir meine leibliche Mutter über jene
ersten Monate die Wahrheit sagt. Ich würde es gerne aus ihrem Munde vernehmen.
Das hat sie nämlich bislang NICHT getan (die von ihr getroffenen Aussagen und
die nachträglich von mir eingesehenen Dokumente belegen den WIDERSPRUCH), sie
weigert sich allerdings tiefer und genauer auf jene Zeit einzugehen und meinte
(vor ca. eineinhalb Jahren) telefonisch (auf meine konkrete Frage hinauf), sie
hätte mir schon alles gesagt, und sie wünsche nicht mehr mit mir zu sprechen!!!
Sie hat also - auch aus ihrer Sicht - etwas zu verheimlichen. Da aber in jenen
Monaten offenbar mehr geschehen ist, als ich bis vor kurzem angenommen hatte,
will ich einfach ALLES darüber wissen, und ich wuerde meine leibliche Mutter
gerne auf irgeneinem Weg \"verpflichten\", mir Auskunft zu geben. Diese Frau
weiss genau, dass sie Schuld auf sich geladen hat, und sie will einfach ihre
Ruhe haben. Eine Ruhe, die mir auf Grund ihres (und meines leiblichen Vaters
Verhaltens) trotz meines Wollens ein Leben lang nicht vergönnt war! Denn während
sie (und mein leiblicher Vater)IM WISSEN um meinen aeusserst schwierigen
Lebensverlauf (den ich mir nicht selber ausgesucht und verursacht hatte) sich
einfach immer und immer wieder \"aus dem Staub machte\", sie beide ihre normalen
Familienleben (auf Mom und Dad machten) lebten, soviel ich weiss keine groeberen
Störungen ihres gesundheitlichen Befindens hinnehmen mußten (im Unterschied zu
mir), konnte ich die Probleme ausbaden, die mir meine leibliche Mutter und mein
leiblicher Vater zum wiederholten Mal verursachten und hinterließen. 2. Es gibt
eine Form von Gerechtigkeit, die ich so hergestellt sehe, dass die Wahrheit
gefunden und ausgesprochen wird. Ich kann das auch selber tun, und ich habe mich
bereits ans Werk gemacht. Das kann ich mir sogar in der Form vorstellen, dass
ich eines Tages alles Wesentliche veröffentliche, was ich an Dokumenten zu
meinem Fall besitze. Und hier denke ich auch an Deinen seinerseits mir gemachten
Vorschlag, ev. den Petitionsausschuss des Dt. Bundestages einzuschalten, um die
gewaltigen rechtlichen Ungereimtheiten im Zuge der Suche nach mir durchforsten
zu lassen. (Es wurden ja an dt. Städte Briefe unter meinem Geburtsnamen und mit
gefälschter Unterschrift - meiner - abgeschickt. Eine Behörde hat daraufhin auch
sensible Daten herausgegeben.)Natuerlich muessen diverse Rechtsfragen bedacht
werden! 2. Habe ich ein Vaterschaftsanerkennungsverfah ren bei Gericht
angestrengt. Und unabhängig von seinem Ausgang besteht für mich die \"Therapie\"
hier einfach darin, dass ICH DIESEN SCHRITT GESETZT HABE. Ich bin damit nicht
mehr bloss das herumgestoßene wimmernde Nichts, das um das Leben und
Angenommensein bettelt, sondern nun sage ich einmal in die dafuer richtige
Richtung - auch rechtlich - ICH WILL! 3. Und wenn ich mich einmal ausreichend zu
meiner Geschichte zu Wort gemeldet haben werde, möchte ich jenen Punkt
erreichen, wo ich mir sagen kann: Gut ich weiß, gewisse Dinge werden ein Leben
lang weh tun, ich finde mich darin ein, aber ich werde wieder - wie schon in den
Jahrzehnten zuvor - mit aller Kraft sagen: dieses Thema dominiert nicht mehr
meinen Alltag. Meine grosse Hoffnung ist, dass ich diesen Zustand wirklich
erreichen werde!!!! Dazu gehoert auch - wie Ina schon sagte - das Verzeihen, und
auch für mich ist es ein Ziel, das zu können. Ich weiß heute schon, dass meine
leiblichen Eltern irgendwann mit sich selber \"ins Reine\" kommen müssen, und
dass sie sich - wann immer - jener \"höheren Instanz\" (nennen wir's Gott, die
Liebe etc.) stellen müssen, und da bleibt ihnen auch ihre eigene Erinnerung
nichts schuldig! Da müssen dann auch sie durch, wenn sie Vergebung erlangen
wollen!!! Ich habe mir schon vor Jahren gesagt: Verzeihen kann auch bedeuten,
auf Rache zu verzichten, auch dabei bleibe ich!!! 4. Einzig eine leibliche
Verwandte, eine Halbschwester väterlicherseits, ist in der Lage, mit mir ueber
die Dinge meines Lebens zu kommunizieren. Dass auf der mütterlichen Seite
sämtliche Kontakte entgegen meinem Wollen wieder abgebrochen sind, duerfte auch
das Werk dieser leiblichen Mutter sein, die eines meisterhaft beherrscht: in
allen Lebenssituationen ihre eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen,
und dies in meine Richtung IMMER auf meine Kosten!!! So normal und freundlich
sie einerseits zu mir und und und auch gewesen und in ihrem Lebenskreis immer
noch sein mag. Schon deshalb ist mir jeder Radikalegoismus in welcher Form auch
immer zutiefst zuwider! Aber ich will auch meine Schwester nicht dauerbelasten
mit dieser Thematik, ich will ja mit ihr in erster Hinsicht Positives
kommunizieren und aufbauen. Wichtig ist mir hier lediglich, dass ich hie und da
etwas \"rüberbringen\" kann, dass ich bei meiner Wahrheit bleiben kann und diese
nicht verstecken muß. So, das wär's einmal fuers erste ... Wir werden ja sehen,
wie die Dinge sich entwickeln! Nun grüße ich Dich einfach lieb und wünsch Dir
heute schon einen guten Start in die neue Woche. Margaretha
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29.08.2003 - 21:45: Re: An Roswitha
Meine liebe Roswitha! Deine Zeilen haben mich sehr tief berührt!!! Danke! Sei
getrost, ich hasse meine leibliche Mutter nicht! Und ich weiss, dass Menschen,
die mich geliebt haben und lieben, an meiner Seite sind! Wie sehr wuensche ich
allen Menschen, die in einer Notlage sind, dass ein Mensch kommt und die Hand
reicht! (Bei wie vielen ist das nicht der Fall!!!!) Was ich sehr wohl wuensche
Roswitha, ist, dass meine leiblichen Eltern sich auch einmal MEINER
Lebensrealität stellen und erkennen müssen, welche Qualität sie darin verursacht
haben. Heilung seelischer Verwundung geht m.E. nur ueber die Erkenntnis der
gesamten Wahrheit (und das tut noch einmal weh, wie du weißt), über den Ausdruck
dieser Wahrheit und - wenn massives Unrecht geschehen ist - über das Einfordern
der Verantwortung dafür (für mich zumindest ist das so!!!) mit Hilfe jener
Instanzen, die die Gesellschaft für diese Fälle eingerichtet hat. Vielleicht
kann man dann einmal verzeihen, ich würde es auch mir wünschen, dass ich eines
Tages meinen leiblichen Eltern wirklich verzeihen kann für den Schaden, den sie
meinem Leben verursacht haben, nachdem sie es in diese Welt geworfen haben!
Heute weiss ich nur: Ich will meine leiblichen Eltern nicht hassen, aber ich
will sie in jene Verantwortung genommen wissen, vor der sie ein Leben lang
davongelaufen sind! Und damit meine ich nicht, dass ich die Freigabe zur
Adoption schlecht für mich gewesen wäre, im Gegenteil, das war ein guter
Schritt! Ich meine ganz andere Dinge, vor denen ich nicht mehr - wie ich viele,
viele Jahre, Jahrzehnte versucht habe - die Augen verschließen kann! Du,
Roswitha, hast insofern mehr Frieden in dieser Hinsicht in mein Leben gebracht
(DANKE!), als ich in Deinem Fall erkennen konnte, wie sehr Du Dich nach Deinem
zur Adoption freigegebenen Kind (die Art, wie das passiert ist, hat mich auch
zutiefst erschüttert!!!!!) sehnst! Wie gerne wäre ich einer leiblichen Mutter
wie DIR begegnet!!!! Alles Liebe, Roswitha, und ein schönes Wochenende
Margaretha P.S.: Dein Mail ist angekommen, ich hoffe, meine Antwort drauf auch
bei Dir!
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29.08.2003 - 08:48: Ich hätte mir gewünscht ...
Ich als Adoptierte hätte mir gewünscht, dass meine leibliche Mutter mich nach
meiner Geburt in den Arm genommen und gestreichelt hätte, dass sie mir in die
Augen geschaut hätte und mir \"erklärt\" hätte, warum sie mich nicht bei sich
behalten kann. Ich hätte mir auch gewünscht, dass sie auch später noch
gelegentlich ein wenig Sehnsucht nach mir verspührt. Bestimmt hätte ich mir
nicht gewünscht, dass sie deswegen ein Leben in Kummer und Gram zubringt! Ich
weiss es nicht, vielleicht ist das \"zuviel\" verlangt von meiner leiblichen
Mutter, von einer leiblichen Mutter, die ihr Kind fortgibt, aber dennoch hätte
ich mir diese kleinen Liebeserweise von ihr zu mir gewünscht ... Margaretha
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27.08.2003 - 10:15: Re: Keine Racheengel
liebe suse, wie du weisst, habe ich deine beitraege immer geschaetzt. deine
gradlinigkeit, dein humor, dein grosses wissen, dein einsatz fuer deine kinder
und ... dass du selber so viel ueberstanden und in den griff bekommen hast.
allerdings teile ich deine ansichten zu \"rache\" nicht, ich teile sie auch
nicht in hinsicht \"guter ton\". und ... vorzuwerfen, sie lade ihre
aggressionen via fürsorglichkeit ab (vorausgesetzt ich habe dich hier wirklich
richtig verstanden), also das geht mir zu weit. denn ich habe ... hier
kennengelernt als einen menschen, der sich wirklich - wie kaum ein anderer -
bemueht, differenziertest auf die probleme einzelner einzugehen. ich habe in ihr
auch eine adoptivmutter kennengelernt, die sich in einer breite und tiefe der
diversesten anliegen adoptierter annimmt, wie ich es noch kaum einmal in dieser
form und bei einer a-mutter angetroffen habe. ich habe ... auch als - in
sehr konstruktivem sinn - \"streitbare\" frau kennengelernt, mit der man
durchaus einen konflikt fruchtbringend austragen kann (hab ich auch schon mit
ihr). all diese eigenschaften von ... haben in mir ueber das vergangene jahr
hinweg bewirkt, dass ich sie sehr schätzen gelernt habe und dies ungebrochen
tue! was meinen persönlichen umgang mit meinen eigenen negativerfahrungen
anlangt (und da war auch gewalt im spiel auf verschiedenen ebenen), habe ich in
meinem beitrag an ina/beate geschrieben. suse, verzeihen ist fuer mich immer
auch noch eine kategorie ... man soll es nicht vorweg verlangen, wenn's
psychodynamisch einfach nicht moeglich ist, aber als eine schließliche
möglichkeit, frieden zu finden, sollte das verzeihen nicht ganz aus den augen
verloren werden. klingt fuer dich, suse, vielleicht nicht so toll, kann ich mir
schon vorstellen, nichtsdestotrotz sehe ich's in dieser weise ... ich gruesse
dich lieb margaretha
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27.08.2003 - 09:24: An Ina
Liebe Ina/Beate! Mir geht es aehnlich wie Dir. Ich denke, verzeihen ist auch ein
sehr wichtiger Schritt, um mit sich Frieden zu finden. Auch meinen leiblichen
Eltern gegenueber habe ich keine Rachegefuehle, auch nicht meiner Stiefmutter
gegenueber, obwohl ich RachePHANTASIEEN sehr wohl kenne, zur Tat bin ich
allerdings ganz bewusst NIE geschritten. Was ich mir persoenlich allerdings
gelegentlich sehr wohl wuensche, ist GERECHTIGKEIT! Es sollen diejenigen, die
einem Unrecht angetan haben, zur Verantwortung gezogen werden, aber von einer
von der Gesellschaft dafuer beauftragten Instanz! Margaretha
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24.08.2003 - 22:00: Re: An Martina
Liebe ...! Es ist doch noch der Abend geworden! Ich habe meinen
Margaretha-Tag (der Herr ruhte ja bekanntlich am siebenten Tag, warum soll ich's
nicht auch tun :-))) schön entspannt verbracht und hab nun Dein liebes Posting
vorgefunden! Herzlichen Dank! Genau in dieser Funktion sehe ich dieses Forum
auch, genau wie Du es beschreibst: wir sollten einander akzeptieren trösten,
stützen, aufbauen, beraten ... Es gibt natuerlich immer wieder Leute, die
gezielt schlechtes Klima erzeugen muessen, mit ihrer eigenen Frustration auf so
verletzende Weise auf andere einschlagen muessen ... instinktiv bzw. wohl
wissend, WO genau es dem/n anderen jeweils besonders weh tut!!! Gegen diese
Grausligkeiten werde ich mich hinkuenftig einfach so schuetzen, dass ich sie
rueckstandslos an mir abrinnen lasse und nicht mehr direkt darauf reagiere. Dazu
bin ich mir ehrlich gesagt zu schade!!! (Eine Haltung, die mir meine Mama schon
sehr frueh beigebracht hat!!!) Es gibt so unendlich liebenswuerdige Personen
hier herinnen, die genau das tun, was du dir von Teilnehmern dieses Forums
wuenschst, und auf die werde ich mich einfach konzentrieren. Und ich werde
weiterhin - so ich es fuer sinnvoll erachte - meine Beitraege in genau der
Laenge abfassen, die mir gut und richtig erscheint!! Wen sie anoeden, der
braucht sie ja wirklich nicht zu lesen, so einfach ist das, wie wir alle
wissen!!! Deine grosse, scheinbar grenzenlose Geduld, habe ich nicht. Bei mir
ist es so, dass mein Bemuehen, aufzuklaeren, zu helfen genau dort endet, wo ich
\"angespuckt\" werde dafuer und ueberhaupt. Da sage ich mir eben, GENAU das habe
ich ebenfalls nicht mehr noetig, haben auch schon Leute ausreichend getan in
meinem Leben, jetzt eben nicht mehr, mit meinem Einverstaendnis schon gar
nicht!!! Es gibt inzwischen Fronten, an denen ich nicht mehr kämpfe, auch das
ist eine Lehre, der ich seit einigen Jahren treu bin! Ich freue mich auf jeden
Fall ueber einen weiteren Austausch mit Dir und jenen, denen gutes
Gespraechsklima hier einen Wert darstellt. Eine schoene Woche wuensche ich Dir
und gruesse ganz lieb aus Wien Margaretha
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21.08.2003 - 20:22: An Martina
Meine liebe ...!
Ich danke Dir fuer Deine klare Haltung hinsichtlich der
\"Wienerin\" :-))) Deine Unterstuetzung und Standfestigkeit habe ich schon in
frueheren Diskussionen zu schaetzen gelernt!!! (Nur ein Detail am Rande: Ich
verfuege ueber eine vollstaendige Dokumentation all meiner Mails, sowohl der
erhaltenen, als auch der von mir versendeten. Deren sittliche Qualitaet kann ich
jederzeit dokumentieren!) Es hat mir auch gut getan, was Du ueber Adoptierte
gesagt hast, und das, worin sich der sittliche Wert eines Menschen zeigt (ist
HAARGENAU MEIN STANDPUNKT!!!) Ich lasse mich nicht mehr durch \"gewisse\"
Aeusserungen so sehr beeindrucken, auch wenn sie verletzen zunaechst (aber
bitte, davon habe ich - und nicht nur ich - schon zur Genuege einstecken muessen
im Leben, sooo neu ist das dann auch wieder nicht!!!). Es geht um die Sache, und
es geht um die Menschen, die guten Willens sind, es geht mir hier auch um
Menschen, die ich eben nur hier kennengelernt habe, und die mir teuer geworden
sind: Du, .......... Euch
will ich auch nicht mehr so rasch aufgeben!!!! Es stimmt schon, ich gebe
\"Einblicke\", ich zeige auch - bewusst - Gefuehle, auch wenn es die traurigen
sind. Das Traurige, die Trauer gehoeren zum Leben ebenso dazu wie das Glueck,
die Freude, die Neugier etc., auch sie darf nicht ausgeblendet werden. (Dies zu
erkennen, hat mich allerdings auch Jahre gekostet!!!) Dieses zur Trauer, zu den
traurigen Ereignissen stehen (genauso selbstverstaendlich wie zu den
freudvollen), eben nicht systematisch wegsehen, weder bei sich noch bei anderen,
hat nichts mit Selbstmitleid und demuetigendem Bemitleiden zu tun, das gehoert
zu unserer emotionalen \"Landschaft\" und zu unseren - eigentlich ganz normalen
- altruistischen Fähigkeiten, gehoert zuu unserem Menschsein. \"Die mit Traenen
saen, werden mit Jubel ernten.\" (AT) Du weisst, es hat Jahrzehnte bei mir
gedauert, bis ich mich dem Adoptionsthema stellen konnte, und es ist immer noch
ein zur Sprache finden, aber es wird doch leichter mit der Zeit. Begonnen habe
ich damit im Kontakt mit einem Adoptiveltern-Ehepaar (die offen mit dem Thema
umgehen), mit einer lieben Freundin, einer Adoptierten aus Hamburg, die mir
ueber Monate hinweg geduldig meine Mails gelesen hat und immer wieder
geantwortet hat (sie hat wahrlich \"Entwicklungshilfe\" geleistet, durch meine
Praesenz dann hier in diesem Forum ganz besonders!! Auch ihr alle hier habt mir
so wertvolle und bereichernde Einsichten in Eure Leben gegeben. Danke ...!
Und ein Danke an alle!!! Ich gruesse Dich von Herz zu Herz Margaretha
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21.08.2003 - 13:33: Re: An Ina
Liebe Ina! Ich danke Dir ganz herzlich fuer Deine Antwort. Selbstverstaendlich
verstehe ich Deine Bedenken und ich respektiere sie!!! Ich denke, jedes sich
Artikulieren zu einem schmerzhaft erlebten Thema ist auch einfach ein
Gehen-Lernen, sich Einüben (ist bei mir genauso!!!), ein Feststellen, unter
welchen Bedingungen kann ich, will ich ueberhaupt etc. Du tust es zuerst fuer
Dich, und wir duerfen dann einfach bei dem, das Du bereit bist, mitzuteilen,
dabei sein!!! Über einen privaten Austausch mit dir wuerde ich mich sehr freuen!
Meine mail: m-r.hopfner@gmx.at. Alles Liebe Dir Margaretha
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21.08.2003 - 10:40: Gene
Gene sind - auch lt. wiss. Erkenntnissen - nicht deterministisches Mass aller
Dinge. Zweifellos sind sie von grosser Bedeutung, denn ohne sie koennten wir
unser Leben nicht realisieren. Wichtigste Eigenschaften sind in ihnen
grundgelegt, z.B. gerade auch unsere äussere Erscheinung betreffend,
gesundheitliche Dispositionen, aber auch unsere Fähigkeiten, Kultur zu
produzieren und uns anzueignen. Aber die Gene fuer sich allein sind
lebensunfaehig, vielmehr brauchen sie entsprechendes Umfeld, um sich entfalten
zu koennen, und WIE sie sich entfaelten, welche Wirkungen sie erzeugen, haengt
gerade im kulturellen Bereich besonders stark vom jeweiligen konkreten Umfeld,
ihrer Umwelt ab. Unlaengst habe ich einmal gelesen, dass diverse Gene keine
starre Entwicklungsdisposition haben, sondern sich auch so oder so, je nach
Umweltbedingungen, entwickeln bzw. verkümmern koennen, dies wurde jüngst
zumindest fuer das Tierreich schon in Fallstudien experimentell nachgewiesen.
Vereinfacht gesagt: die \"besten\" (wonach wird gemessen, ob \"gut\" oder
\"schlecht\", auch das ist ja zu hinterfragen)Gene in eine verheerende Umwelt
gesetzt, muessen verkommen, und die \"schlechtesten\" in ein guenstiges Umfeld
gesetzt, haben noch beachtliche Entwicklungschancen. Schliesslich ist
hinsichtlich des Menschen zu sagen, dass er wohl mehr darstellt als die Summe
seiner Gene, mehr als alle anderen Lebewesen wird er im fortwährenden
Austauschprozess mit seiner Umwelt geformt, formt er sich selber, nimmt er
selbst bewußt gestaltend Einfluß auf seine Umwelt. Der Mensch als
kulturpartizipierendes und kulturschaffendes Wesen, sich seiner selbst, seiner
Vergänglichkeit bewusstwerdendes Wesen bedarf zwar seiner Gene, um dies zu
bewerkstelligen (nehme ich an, wie weit da die Genforschung tatsaechlich schon
bzw. noch nicht ist, weiss ich nicht, so viel ich weiss, hat man mit dem
entschluesselten menschlichen Genom erst einmal die uninterpretierte
Gen-Landschaft, die Gen-Landkarte, man kann mit den meisten einzelnen Genen aber
noch nicht definitiv Eigenschaften verknüpfen), aber die einzelnen kulturellen
Leistungen werden wahrscheinlich schwerlich einzelnen Genen zugeordnet werden
koennen. So sind wir ja auch in der Lage, an Kulturen zu partizipieren, deren
ueberwiegenden Trägern wir genetisch nicht entstammen, sodass mir hier
genetische Tatsachen einfach einige Grunddispositionen fuer die Kulturfähigkeit
des Menschen (Spracherwerb z.B.) zu enthalten scheinen, deren Konkretisierung
eines konkreten Umfeldes bedarf. So betrachte ich mich als Adoptierte durchaus
als zugehoerig zur Kultur meiner Adoptiveltern, wiewohl fuer mich auch
interessant war zu sehen, welche Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten zwischen
mir und meinen leiblichen Verwandten existieren, deren Interpretation fuer mich
allerdings noch weit offen ist. Gene sind tatsaechlich sehr, sehr wichtig, sie
liefern Lebensgrundlagen, allerdings haben sie keine absolut deterministischen
Auswirkungen in die kulturellen Bereiche unseres Menschseins. Gene gut und
schoen, wichtig, dass wir sie haben, aber JEDER MENSCH, JEDES KIND verdient ein
Umfeld, in dem es geliebt wird, in dem es sich koerperlich, emotional und
kulturell gut entwickeln und vor allem sein kreatives Potential entfalten kann.
Es gibt nicht wertvollere und weniger wertvolle Menschen auf Grund genetischer
Basis ... Aber dahin geht ein wesentlicher Mainstream in heutiger Zeit, und da
gehe ich ganz bewusst nicht mit!!! Margaretha
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20.08.2003 - 20:18: Re: Hi Suse
Gleich vorweg: ich freu mich, dass ihr in Genf eine schoene Zeit hattet!!!!
Braucht frau, wenn sie tapfer durch den Alltag muss!!! Auch Deinem Kommentar
kann ich mich inhaltlich anschliessen. Auch ich kann dem Konzept der \"Frau als
Brutkasten\" und einem Gen-Wahn nicht allzuviel abgewinnen. Womit ich nun nicht
die fuer den Menschen notwendige Kenntnis seiner eigenen Abstammung relativieren
will! Das ist sehr wohl von groesster Bedeutung auf den verschiedensten Ebenen!
Wenn ich einem Menschen begegne, nehme ich ihn zuerst in seinen geistigen,
emotionalen und seelischen Dimensionen wahr, als kulturfähiges Wesen (auch das
hat genetische Basis, aber konkrete kulturelle Inhalte werden nicht ueber die
Gene weitergegeben), und diese Kulturfähigkeit, die Fähigkeit zu Moral und Ethik
spreche ich nun einmal grundsätzlich JEDEM Menschen zu. Das lasse ich mir auch
von Gen-Süchtigen und -Apologeten nicht nehmen!!! Suse, lass mich Dir einmal ein
Kompliment aussprechen: die Art wie Du Dich hier einbringst und was ich daraus
auch über Dich als Mutter wahrnehme, gefällt mir einfach gut. Du bist ein
gradliniger Mensch, mit Intelligenz und Witz und ... dem Herz auf dem rechten
Fleck ... Ich denke, ALLE Deine Kinder haben eine phantastische Mutter!!! Mach
weiter so ... Und dann will ich Dir ebenso einmal sagen, dass mir Deine schwere
Kindheit auch nahegeht. Aber Du hast das alles in einer so grossartigen Weise in
den Griff gekriegt, dass sich der eine und andere so einiges von Dir abschauen
kann. Gratulation!!! Das mein' ich ernst und ehrlich! Nun sei lieb gegruesst aus
Wien Margaretha
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20.08.2003 - 19:32: Re: In höchstem Maße unseriös und illegal
liebe ..., ich bin in dieser frage nun ganz und gar deiner meinung. ich will
mit katjas \"angebot\" hier herinnen nicht konfrontiert werden, ich habe kein
verstaendnis, wenn ein beabsichtigter gesetzesbruch relativiert wird. was sehr
wohl interessant ist, und da ist ja ein wenig diskussion in gang gekommen, aus
welchen verschiedenen perspektiven die reproduktionsmedizin gesehen werden kann
und muss, obwohl ich damit auch nicht nicht den hohepriestern des mir
unertraeglichen gen- und med-kultes huldigen will. interessant ist es allemal,
auch fuer mich als adoptierte ... hoffe nur, dass es nicht zu einem
\"wettstreit\" zwischen \"fremd-genen\" und \"eigen-genen\" kommen wird ... oder
ist der vielleicht schon laengst entbrannt ... habe ich mich jetzt undeutlich
genug ausgedrueckt :-))) ... und immer mehr elternlose kinder auf der strecke
bleiben ... wenn ich es recht verstanden habe, allerdings weiss ich darueber
wissenschaftlich gesehen nicht wirklich viel, schoepfen wir genetisch doch alle
so ziemlich aus dem gleichen grossen tool ... mir geht gelegentlich dieses
theater um die \"eigenen gene\" ein wenig \"auf die nerven\" ...
margaretha |
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19.08.2003 - 20:12: Re: Meine Fragen an Dich
liebe ina/beate, wie alt ist denn deine tochter jetzt und wie ist der kontakt
zwischen euch ueberhaupt zustandegekommen? es mag fuer dich schwer sein, aber
ich denke einmal, lass deiner tochter ihre eigene zeit, ihr eigenes tempo. ich
denke mir, du hast schon unendlich viel fuer sie getan, indem du ihr dein
wohlwollen ihr gegenueber und deine bereitschaft fuer einen kontakt signalisiert
hast. ich wuerde mich zudem auch fuer deine persoenliche geschichte
interessieren, wenn du ueberhaupt davon etwas preisgeben willst hier.
anscheinend hast du auch eine nicht gerade einfache jugend und kindheit gehabt!
wo bist du aufgewachsen, in deiner leiblichen familie, bei pflegeeltern, bist du
eventuell auch adoptiert worden? hast du kontakt zu deiner leiblichen mutter?
warum hat sie dich damals verlassen? was hat dich seinerzeit bewogen, deine
tochter zur adoption freizugeben? ich will dich keinesfalls bedraengen mit
meinen fragen, aber ich wuerde mich sehr freuen, wenn du uns auch von dir mehr
erzaehlen wurdest. ganz liebe gruesse margaretha
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19.08.2003 - 00:41: Re: Ergaenzung
Liebe Ina/Beate! Ich will noch eine nicht unwichtige Ergaenzung hinsichtlich
meiner \"Beziehung\" zu meiner leiblichen Mutter anbringen. Erst seit ca. einem
Jahr weiss ich DEFINITIV, dass ich in den ersten Lebensmonaten beinah verhungert
bin, und dass meine leibliche Mutter noch 4 (!!!) Tage vor meiner erneuten
Spitalseinweisung (ich war mittlerweile sechs (!!!) Monate alt - ohne Druck der
Behoerde - ihre Unterschrift unter einen Antrag auf Dauerpflege bei jenen
Leuten, jenem Gesindel, setzte, die/das mich ZUM WIEDERHOLTEN MAL in
krankenhausreifen Zustand brachte/n. Innerhalb einer Woche wurde dieser Antrag
seitens der Behoerde abgelehnt mit der Begruendung, dass die
\"Erziehungsverhaeltnisse\" in jenem Haus \"unguenstig\" seien, und das will
fuer die 50er Jahre sehr viel heissen, da war man nicht gerade zimperlich, was
die Unterbringung von unerwuenschten ledigen \"Bälgern\" anlangte, die noch dazu
von verhassten Besatzungssoldaten zurueckgelassen wurden!(Diese Dokumente
besitze ich.) Es handelte sich um ein Haus und eine Umgebung, aus der meine
leibliche Mutter nach eigener Aussage herauswollte, weil sie es als nicht die
\"richtige Umgebung\" (ihre Wortwahl!) für sich ansah. Meine leibliche Mutter
gab bei der Behoerde - fuenf Wochen nach meiner Geburt an, sie wolle \"nach
Daenemark\" \"auswandern\". Nachdem dies jenes Land war, in dem sie bis zu ihrem
Umzug nach Heidelberg (dorthin hatte sie mein leiblicher Vater geholt, dort hat
sie mehrere Monate mit ihm zusammengelebt, ich habe sogar das Haus gesehen, in
dem ich gezeugt wurde) in einer Familie Hausmaedchen war, nehme ich stark an,
dass sie nicht mit mir gemeinsam auswandern wollte. Heute gehe ich mitunter
soweit, dass ich sage, meine leibliche Mutter und vielleicht auch ihr naeheres
und weiteres Umfeld wollten gar nicht, dass ich die Katastrophenbedingungen bei
jenen Alkoholikern, die meine \"Pflege\"-\"Eltern\" waren, ueberleben sollte.
Menschen wie ich - Besatzungskind, exotischer Name, nicht krankenversichert, von
NIEMANDEM gewollt - wurden damals wohl von dem einen und anderen als unnützer
Esser eingestuft, sogar im Spital noch, wie ich auch erst seit kurzem weiss. Mit
wenigen Worten: Ich sollte mit größter Wahrscheinlichkeit GAR NICHT LEBEN. Meine
(A-)Mama hat also ein ABGEMAGERTES todkrankes Kind bei sich aufgenommen, sie HAT
mir demnach zweifelsfrei das NACKTE PHYSISCHE LEBEN GERETTET!!! Und seit ich das
so genau weiss, verstehe ich rueckblickend das Verhalten meiner leiblichen
Mutter mir gegenueber sehr, sehr klar. Da gibt es die Momente im Leben, wo es
einem vor tödlichem Schreck wie Schuppen von den Augen fällt, man möchte sie
wieder schliessen, fuer immer geschlossen halten, aber es geht nicht mehr, man
ist zum Schauen und Erkennen VERURTEILT! Heute weiss ich, dass ich meine
leibliche Eltern an eine de facto grosse Schuld erinnere, die sie mir gegenueber
auf sich geladen haben, das, und nur das erklärt ihr Verhalten über die weiteren
Jahrzehnte, erklaert bis zu einem gewissen Grad sogar, weshalb gesucht wurde,
und erklaert das gesamte weitere Verhalten bis zum heutigen Tag!!!! Und
Ina/Beate, wenn ich meine leiblichen Eltern dafuer hasse, was sie mit mir
gemacht haben, hasse ich im Grunde genommen mich selber. Ich will sie also nicht
hassen!!! (Was nicht heisst, dass ich mir nicht Gerechtigkeit wuenschen wuerde,
Gerechtigkeit, die es vielleicht niemals geben wird!) Meine leiblichen Eltern
stecken in mir drinn', ich bin durch sie und ausgestattet mit ihrem Genmaterial
in diese Welt gekommen. Ich MUSS einen Weg finden, sie AUCH gern zu haben,
(obwohl ich nichts vergessen kann und will!!! gar nichts!!!), denn sonst habe
ich keine Luft zum Atmen. Ihr leiblichen Eltern habt so eine ungeheure Bedeutung
im Grunde genommen fuer uns Adoptierte, für uns Kinder, dass mir fuer meinen
Fall sogar gelegentlich Angst und Bang darob wird. Deshalb ist m.E. JEDE
BOTSCHAFT DER LIEBE - in welcher Form auch immer - an Eure zur Adoption
freigegebenen Kinder eine Botschaft des Lebens selbst. Und noch etwas: mit
welchem intellektuellen und emotionalen Aufwand ich versucht habe, meine
leibliche Mutter, meinen leiblichen Vater zu verstehen, hat manchmal an
Selbstzerstörung gegrenzt! Wie ein Sog ziehen mich ihre potentiellen Beweggründe
jedweder Art für ihr Verhalten mir gegenueber an, mache ich mir immer wieder
Milliarden von Gedanken über sie als von mir unabhaengige Personen mit eigener
Geschichte, mit eigenem Umfeld etc. ... so viele, dass ich gelegentlich auch gar
nichts mehr davon wissen will, weil auch ich mich nach Ruhe und Frieden sehne
... Ich hoffe, ich habe Deine Geduld nicht ueber Gebuehr strapaziert, und ich
moechte klarstellen, dass ich nur ueber meinen eigenen Fall spreche, dass ich
gerade in diesem Forum gelernt habe, Herkunftseltern wahrzunehmen, bei denen so
viel Liebe zu ihren fernen Kindern sichtbar wird. Wenn ich diese Liebe bei Dir
nicht spueren wurde, haette ich Dir mit keiner einzigen Zeile jemals
geantwortet! Danke noch einmal, dass Du die Fragen gestellt hast, denn es tut
mir auch gut, meines auszusprechen ... wie ich hoffe, ohne Dir weh zu tun!!!
Liebe Gruesse Margaretha
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18.08.2003 - 21:10: Re: Fragen an Adoptierte
Liebe Ina/Beate! Ich freue mich, dass Du Deine Frage an uns gerichtet hast.
Soeben habe ich versucht, darauf zu antworten, stelle aber fest, dass ich nicht
in der Lage bin, dies in konsistenter Form zu tun. Ich wollte Dir etwas ueber
mich und meine leibliche Mutter erzaehlen, hatte schon viel geschrieben, daber
es kam nur ein Durcheinander dabei heraus, der Verwirrung stiften wuerde. Meine
leiblichen Eltern sind nach wie vor der wundeste, schmerzhafteste Punkt in
meiner Seele!!! Nun ganz kurz: Was haette ich mir von meiner leiblichen Mutter
erwartet? 1. Die WAHRHEIT ueber unsere Geschichte und auch nicht eine einzige
Luege! 2. Keine Dollars! (Obwohl sie nach österr. Rechtsordnung verpflichtet
gewesen waere, mir zu helfen!) 3. Wenn sie schon halbwegs freundlich ist, zu
Weihnachten und zum Geburtstag ein kleines Geschenk. (Kann mich nicht erinnern,
das von ihr erhalten zu haben!) 4. Da sie wusste, dass ich total allein bin, ein
etwas weitergehendes Interesse an mir, als das sie gezeigt hat. Dass sie mir das
eine Mal, wo ich sie um ihre HIlfe gebeten habe (war kein Geld!), auch zur Seite
steht! 5. Ich wollte nicht ihr Baby sein, waere aber gerne ihre Freundin
geworden. 6. Haette gerne GESPUEHRT, dass sie mich lieb hat! Wollte ihr das auch
von mir zu ihr zeigen! 7. Ich haette sie finden sollen. Niemand haette von
dieser Seite in mein Leben treten duerfen!!!!Denn ich hatte mir vorgenommen,
dass ich mich VIELLEICHT dann auf die Suche nach meinen leiblichen Eltern mache,
wenn ich mich im Leben gesettelt haette (Ausbildung abgeschlossen, abgesicherte
soziale Position etc.). Ich wollte ZUERST BEI MIR DIE DINGE GEREGELT BEKOMMEN!!!
8. Dass meine leiblichen Verwandten von sich aus in mein Leben getreten sind,
hat eine heillose Verwirrung in mein Leben hereingetragen, die - wie auch deren
Folgeprobleme - tatsaechlich vermeidbar gewesen waeren, haette ich eines Tages
selber gesucht!!! So habe ich eigentlich zweimal Jahre gebraucht, um mein Leben
wieder \"in den Griff\" zu bekommen!!! Ohne meine leiblichen Eltern und unsagbar
enttaeuscht von ihnen!!!! Ich bin mir an der Nase herumgefuehrt vorgekommen!!!
Ich hoffe, ich habe Dich mit keinem Satz verletzt, denn ich spreche wie gesagt
ausschliesslich aus meiner eigenen Sicht, auf Basis meiner eigenen
Erfahrungen!!! Sei ganz herzlich und lieb gegruesst Margaretha
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18.08.2003 - 09:35: Re: An Martina
Liebe ...! Lieben Dank fuer Deine netten Worte. \"Respektsperson\" will ich
allerdings nicht unbedingt sein! Ich finde einfach, dass das Thema Adoption
Achtung und Respekt abverlangt, da es einfach zu ernst ist, in alle Richtungen
hin ... Nein, das mit dem Geburtstag von Rod ist mir tatsaechlich auch
entgangen. Schade! Waere ja schoen, wenn er sich auch wieder hier einschalten
wuerde, denn seine beherzten Kommentare waren ja sehr, sehr wertvoll!!! Dein
Sohn, der ja sehr auf innerfamiliaer (und ueberhaupt) vorsichtigen Umgang mit
\"seinem\" Adoptionsthema bedacht ist, wird bestimmt SEINEN EIGENEN weg finden
und zeitpunkt und modalitaeten seiner suche selbst herausfinden wollen. Wichtig
ist, dass wenn er diesen Weg gehen will, er kein Doppelleben anfangen muss, weil
er ja weiss, dass Du (und Dein Mann) Dich nicht gegen diesen seinen Weg stemmst
und stellst. Aber meine Meinung ist, dass er lernt, diesen Weg in
Eigenverantwortung zu gehen!!! Natuerlich kann er auf Herkunftseltern stossen,
die in \"schwierigen\" Konstellationen leben, aber gerade dann ist es wichtig,
ihm aufrichtig zu vermitteln, dass man auf diese Menschen nicht herabsieht (was
ich Dir, ..., nicht unterstellen wuerde!!!). Ich beispielsweise habe mir -
bevor ich meine leiblichen Eltern gekannt habe - immer wieder gesagt: auch wenn
ich von Kriminellen, Prostituierten, Drogenabhaengigen etc. abstammen wuerde,
auch dann muesste ich irgendwie ja dazu sagen. Aber ich denke mir, die Regel ist
das doch nicht bei Adoptierten, dass sie aus solchen Milieus stammen. Vielmehr
kann man - wie Ina es fuer sich beschreibt - berechtigt darauf hoffen, Menschen
vorzufinden, die ihr Leben im Griff haben, die moralisch-ethisch intakt sind!!!
..., auch Dir noch eine schoene Woche ... Margaretha
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17.08.2003 - 13:48: Re: Korrektur-Ergaenzung
selbstverstaendlich sollte es heissen: die soziale tat sollte nicht
ununterbrochen \"an die grosse glocke gehaengt werden\"! es ist zu hoffen, dass
sie nicht \"an den grossen nagel gehaengt\" wird!!! war wohl ein \"freudscher\"
versprecher :-))) margaretha
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17.08.2003 - 12:46: Re: Eine Frage an die Adoptierten
Liebe Carla! Ich kann Deine Argumentation gut nachvollziehen, will Dir aber nur
noch sagen, (wahrscheinlich hast Du es ohnehin schon), dass ich (Adoptierte) in
der Tat zu den von den Adoptiveltern \"Geretteten\" gehoere, wenn ich nicht
gerettet worden waere, waere ich vermutlich nicht am Leben. Ich halte also -
neben anderen, die unabdingbar erforderlich sind, jene, die Du genannt hast -
auch das soziale Motiv fuer berechtigt, wuerde u.U. auch aus so einem Motiv
heraus selber adoptieren (nicht nur natuerlich). Allerdings gehoert es wohl zu
den sensiblesten Bereichen menschlicher Kommunikation, \"die soziale Tat\" nicht
ununterbrochen an den grossen Nagel zu haengen, denn das verletzt die Wuerde
jenes Menschen, der in ihre Gunst gekommen ist. Meine - von mir ueber alles
geliebten - Eltern haben dies mit keiner einzigen Silbe mir gegenueber getan.
Sie haben mich gerettet (und das habe ich erst Jahrzehnte nach ihrem Tod
erfahren), wollten mir aber nicht mehr und nicht weniger sein, als einfach
liebende Eltern. Gerade weil sie mir das Leben noch einmal gegeben haben, ist
die gegenseitige Liebe (meine Liebe zu ihnen konnte ich mir mitunter, was ihre
Intensitaet anlangt, nicht mehr erklaeren), vielleicht so innig ausgefallen.
Und: Ich wusste zunaechst nicht, dass ich nicht das leibliche Kind bin (auch das
sehe ich heute als eine ihrer Ruecksichtsmassnahmen mir gegenueber an!!!!), ich
wusste bis zu meinem beinah 18. Lebensjahr nicht, dass ich noch andere Namen
habe, als die ihrigen, denn auch die Vornamen wurden mir neu gegeben (auch das
eine Schutzmassnahme in der damaligen Zeit, denn mein Geburtsname war nicht
gerade \"gesellschaftsfaehig\" damals). Sie haben mich, meine Geburtsidentitaet,
- zu meinem Schutz - vor mir und vor derr Gesellschaft versteckt und mir ihre
Identitaet wie einen Schutzmantel umgelegt. Meine Eltern haben mir damit auf
eine Weise geholfen und mich auf eine Weise an ihrem eigenen Leben teilhaben
lassen, die mir ein neues Leben erst ermoeglich hat. Sie haben mir IHR Leben
gegeben, und vielleicht liebe ich sie deswegen so sehr. Nachdem ich erfahren
hatte, dass ich adoptiert sei, war dies ein entsetzlicher Schock fuer mich, denn
zunaechst wollte ich doch ueberhaupt nichts anderes sein, als ihre leibliche
Tochter, ihr Kind. Diese innige Beziehung zwischen meinen (A-)Eltern und mir hat
deren Tod ueberdauert, sie existiert immer noch, auch das Kennenlernen der
leiblichen Eltern hat daran keinen Abbruch getan (nicht nur wegen deren
unmoeglichen Verhaltens mir gegenueber ... ich hab sie ja nicht in mein Leben
hereingerufen!!!!). Das Ja meiner Eltern zu mir, und das, was sie fuer mich
getan haben, naemlich mich gerettet und mir ein Leben in Wuerde (!!!!!!!!)
ermoeglicht, werde ich immer mit meiner Liebe zu ihnen (die einfach DA ist IHNEN
gegenueber) beantworten, da gibt es fuer mich keine Relativierung, kein Wenn und
Aber ... Denn, wenn \"nur\" an das schoene Familienleben gedacht wird, das halt
ueber den Weg der Adoption moeglich gemacht wird (das bitte will ich Dir, Carla,
nun nicht unterstellen!!!!), vergisst man leicht und mitunter \"gern\" die
Tatsache, dass die Freigabe zur Adoption ein trauriges Drama auf Seiten der
Herkunftsmutter und ihres Kindes zum Hintergrund hat. Diese potentielle
Traurigkeit kann nicht den Alltag in der Adoptivfamilie dominieren, aber sie
sollte auch nicht gezielt und restlos ausgeblendet werden. Auch hier will ich
Dir nicht unterstellen, dass Du dies tust!!! Liebe Gruesse Margaretha
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15.08.2003 - 20:28: Re: an Irma
liebe irma, auch dir ein dankeschoen fuer deinen willkommensgruss. ich denke,
ich habe in meinem ersten posting einigermassen klargemacht, welche gruende mich
bewogen haben, zurueckzukehren. ist aber immer schoen, wenn man zudem auch noch
willkommen ist :-))) auch finde ich es sehr dankenswert, dass du deine kraefte
zusammengenommen hast und einen so ausfuehrlichen beitrag gepostet hast. denn du
zeigst auch auf, wieviele facetten beim thema adoption etc. hereinspielen
koennen, welche traurigkeit und dramatik mitunter hinter den adoptierten stehen,
die - so meine vermutung - immer auch in das leben des/r adoptierten
hereinwirkt, sogar dann, wenn er/sie gar nichts davon weiss!!! jedenfalls fange
ich selber erst allmaehlich an zu begreifen, auf welche weise mich die
dramatische situation am anfang meines lebens ein leben lang massivst
beeinflusst hat in allen moeglichen bereichen, obwohl ich ihr keine beachtung
schenken wollte, mich dagegen - auch unbewusst - sperrte, mehr darueber zu
erfahren ... ich habe verdraengt und bin auf diese weise auf jahrzehnte hinaus
noch einmal zum \"opfer\" dieser meiner lebens-ausgangs-situation geworden ...
erst das kennenlernen (mithilfe therapeutischer begleitung, die offenbar dafuer
erforderlich war, um das aushalten zu koennen!!) ermoeglicht mir nun eine
verortung, verarbeitung des damals erlebten (einer lebensbedrohlichen
katastrophe!!!), so gut es eben noch geht ... ich will meine leiblichen eltern
nicht verteufeln, sie waren jung und auch ganz gehoerig dumm und egoistisch, wer
kann sich davon freisprechen (ich war auch einmal jung und dumm und egoistisch),
irgendetwas in mir will diese menschen immer noch lieb haben und von ihnen lieb
gehabt werden (das bleibt wohl ein leben lang in uns adoptierten zurueck), sie
haben auch sehr sympathische zuege gehabt und haben sie immer noch, sie sind
keine ungeheuer. nichtsdestoweniger haben sie mich in eine lebensbedrohliche
lage gebracht am anfang meines lebens, und: sie haben mich - nachdem sie mich
wieder in ihr leben hereingeholt haben und im wissen, dass ich alles verloren
hatte, krank war, niemanden mehr hatte etc. - noch einmal, und das mit einer
unglaublichen konsequenz, im stich gelassen, und das kann ich ihnen vielleicht
noch weniger verzeihen als ihr totalversagen an meinem lebensanfang, denn ...
ja, ich will einen weg finden, zu meinen leiblichen eltern ja zu sagen, denn
durch sie bin ich in diese welt, in dieses leben hereingekommen, aber ich will
auch nicht vergessen, was sie mir immer wieder angetan haben in ihrem extrem
radikalen egoismus, den sie mir gegenueber zu ihrem lebensprinzip gemacht haben.
und ich will, wenn es sich machen laesst, irgendeine form der gerechtigkeit,
rechtlich, moralisch, ethisch, walten sehen. ich kann und will nicht mehr so
tun, \"als ob nix g'wesen wär'\". (deshalb kann ich - in anderer richtung - auch
harald so gut verstehen, der die adoptionsaufloesung realisiert haben will!!!)
diesen drahtseilakt, irma, versuche ich, zu vollfuehren ... auch dir weiter viel
kraft fuer das vorwaertskommen auf deinem weg liebe gruesse und alles gute
margaretha
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19.08.2003 - 20:12: Re: Meine Fragen an Dich
liebe ina/beate, wie alt ist denn deine tochter jetzt und wie ist der kontakt
zwischen euch ueberhaupt zustandegekommen? es mag fuer dich schwer sein, aber
ich denke einmal, lass deiner tochter ihre eigene zeit, ihr eigenes tempo. ich
denke mir, du hast schon unendlich viel fuer sie getan, indem du ihr dein
wohlwollen ihr gegenueber und deine bereitschaft fuer einen kontakt signalisiert
hast. ich wuerde mich zudem auch fuer deine persoenliche geschichte
interessieren, wenn du ueberhaupt davon etwas preisgeben willst hier.
anscheinend hast du auch eine nicht gerade einfache jugend und kindheit gehabt!
wo bist du aufgewachsen, in deiner leiblichen familie, bei pflegeeltern, bist du
eventuell auch adoptiert worden? hast du kontakt zu deiner leiblichen mutter?
warum hat sie dich damals verlassen? was hat dich seinerzeit bewogen, deine
tochter zur adoption freizugeben? ich will dich keinesfalls bedraengen mit
meinen fragen, aber ich wuerde mich sehr freuen, wenn du uns auch von dir mehr
erzaehlen wurdest. ganz liebe gruesse margaretha
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15.08.2003 - 20:09: Re: an Theres
liebe theres, vielen dank fuer deinen ausfuehrlichen bericht. es tut mir gut, zu
sehen, dass du mit deiner adoptivtochter so offen kommunizierst ueber das baby
in deinem bauch. ich habe dich naemlich aus einem bestimmten grund danach
gefragt: denn ich selber wollte gerne wissen, wie ich seinerzeit reagiert
haette, wenn da noch ein leibliches kind meiner eltern zur welt gekommen waere.
gut damals waren ganz andere zeiten, da war von dieser offenheit im umgang mit
diesem thema noch keine spur zu sehen. aber ich dachte mir oftmals, ob ich es
vielleicht als entwertung meiner position meinen eltern gegenueber erlebt
haette, und wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich diese frage fuer mich bejahen,
denn ich fuehlte mich ja ausgezeichnet in meiner rolle als einziges und
sonnenkind :-))) ... ich wuensche dir/euch von ganzem herzen, dass ihr weiter in
liebe zueinanderwachst, das kleine kerlchen ist auf jeden fall willkommen,
schwesterchen wird dann wohl gelegentlich eifersuechtig reagieren (wie dies
unter geschwistern ueblich ist), und ich bin sicher, dass du/ihr weiterhin so
sensibel mit dem adoptionsthema umgehen werdet wie schon bisher ... es macht
schon einen unterschied: adoptiert oder leiblich ... aber du wirst das schaffen
... alles gute margaretha
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15.08.2003 - 20:28: Re: an Irma
liebe irma, auch dir ein dankeschoen fuer deinen willkommensgruss. ich denke,
ich habe in meinem ersten posting einigermassen klargemacht, welche gruende mich
bewogen haben, zurueckzukehren. ist aber immer schoen, wenn man zudem auch noch
willkommen ist :-))) auch finde ich es sehr dankenswert, dass du deine kraefte
zusammengenommen hast und einen so ausfuehrlichen beitrag gepostet hast. denn du
zeigst auch auf, wieviele facetten beim thema adoption etc. hereinspielen
koennen, welche traurigkeit und dramatik mitunter hinter den adoptierten stehen,
die - so meine vermutung - immer auch in das leben des/r adoptierten
hereinwirkt, sogar dann, wenn er/sie gar nichts davon weiss!!! jedenfalls fange
ich selber erst allmaehlich an zu begreifen, auf welche weise mich die
dramatische situation am anfang meines lebens ein leben lang massivst
beeinflusst hat in allen moeglichen bereichen, obwohl ich ihr keine beachtung
schenken wollte, mich dagegen - auch unbewusst - sperrte, mehr darueber zu
erfahren ... ich habe verdraengt und bin auf diese weise auf jahrzehnte hinaus
noch einmal zum \"opfer\" dieser meiner lebens-ausgangs-situation geworden ...
erst das kennenlernen (mithilfe therapeutischer begleitung, die offenbar dafuer
erforderlich war, um das aushalten zu koennen!!) ermoeglicht mir nun eine
verortung, verarbeitung des damals erlebten (einer lebensbedrohlichen
katastrophe!!!), so gut es eben noch geht ... ich will meine leiblichen eltern
nicht verteufeln, sie waren jung und auch ganz gehoerig dumm und egoistisch, wer
kann sich davon freisprechen (ich war auch einmal jung und dumm und egoistisch),
irgendetwas in mir will diese menschen immer noch lieb haben und von ihnen lieb
gehabt werden (das bleibt wohl ein leben lang in uns adoptierten zurueck), sie
haben auch sehr sympathische zuege gehabt und haben sie immer noch, sie sind
keine ungeheuer. nichtsdestoweniger haben sie mich in eine lebensbedrohliche
lage gebracht am anfang meines lebens, und: sie haben mich - nachdem sie mich
wieder in ihr leben hereingeholt haben und im wissen, dass ich alles verloren
hatte, krank war, niemanden mehr hatte etc. - noch einmal, und das mit einer
unglaublichen konsequenz, im stich gelassen, und das kann ich ihnen vielleicht
noch weniger verzeihen als ihr totalversagen an meinem lebensanfang, denn ...
ja, ich will einen weg finden, zu meinen leiblichen eltern ja zu sagen, denn
durch sie bin ich in diese welt, in dieses leben hereingekommen, aber ich will
auch nicht vergessen, was sie mir immer wieder angetan haben in ihrem extrem
radikalen egoismus, den sie mir gegenueber zu ihrem lebensprinzip gemacht haben.
und ich will, wenn es sich machen laesst, irgendeine form der gerechtigkeit,
rechtlich, moralisch, ethisch, walten sehen. ich kann und will nicht mehr so
tun, \"als ob nix g'wesen wär'\". (deshalb kann ich - in anderer richtung - auch
harald so gut verstehen, der die adoptionsaufloesung realisiert haben will!!!)
diesen drahtseilakt, irma, versuche ich, zu vollfuehren ... auch dir weiter viel
kraft fuer das vorwaertskommen auf deinem weg liebe gruesse und alles gute
margaretha
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15.08.2003 - 12:10: Re: Liebe Theres
Ich danke Dir von Herzen fuer Deinen Bericht zu Deiner/Eurer
Adoptionsgeschichte. Ich kann ich - wie Du Dir denken kannst - gut
nachvollziehen, weil die Beziehung zwischen mir und meiner (A-)Mama ähnlich wie
diejenige zwischen Dir und Deiner (A-)Tochter war/ist. Es ist schon merkwuerdig,
dass Du schreibst, Du hattest Sehnsucht nach einem Adoptivkind ... Das bringt
mich zum Nachdenken ... Und was Du aufzeigst, ist auch, dass auch auf Seiten der
H-Mutter ein Wunsch nach Anonymitaet vorhanden sein kann! (Anonymitaet ist aber
ein eigenes Kapitel, wie das der gesellschaftlich sanktionierten \"Anonymen
Geburt\", \"Babyklappe\" etc., die meines Erachtens in erster Linie jenen
Kräften in der Gesellschaft entgegenkommt und in die Hände arbeitet, die hier
eine Geschichte ganz bewusst verdrängen wollen!!!!!! Aber dazu ein ander Mal,
auch zur österreichischen Situation ein ander Mal!!!) Liebe Theres, Du hast
schon einige Male geschrieben, dass Du derzeit schwanger bist. Ich hoffe sehr,
es verläuft alles gut!!! Eines wuerde mich allerdings interessieren: Wie
kommunizierst Du das mit Deiner Adoptivtochter. Wie geht die Kleine damit um?
Ich gruesse Dich lieb von Wien nach Wien Margaretha
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14.08.2003 - 22:28: An Theres - Macht Adoption Sinn?
liebe theres, lass es mich AUS MEINER PERSPEKTIVE als adoptierte knapp sagen:
ADOPTION MACHT SINN ... wesentliche voraussetzungen scheinen mir die folgenden
zu sein: - dass die leibliche mutter bei ihrer entscheidung ausreichend
unterstuetzung erhaelt und ihre entscheidung zur freigabe nach moeglichkeit
wirklich frei vom einwirken massiver aeusserer zwangseinwirkung treffen kann und
dass sie VORHER ausreichend ueber die alternativen moeglichkeiten, die ihr zur
verfuegung stünden, unterrichtet wurde ... UND eine nachbetreuung erhaelt ... -
dass - so der fall - die künftigen adoptiveltern ebenfalls VORHER ihre eigene
leibliche kinderlosigkeit so gut es geht verarbeitet haben, damit der/die
adoptierte nicht lediglich zum psychischen und sozialen \"platzhalter\" (hier
tut mir auch die juristische diktion weh: \"an kindes statt\")degradiert wird
... - dass die adoptiveltern VORHER AUSREICHEND vorbereitet werden auf die
\"spezialitaeten\" der ganzen situation ... - dass den adoptierten jede - auch
rechtliche - möglichkeit an die hand gegeben wird - so sie dies einmal wuenschen
- , informationen (so viele als moeglichh) ueber ihre abstammung zu erhalten ...
und dass die adoptierten die möglichkeit erhalten, so sie katastrophales unrecht
durch ihre adoptiveltern erfahren mussten, das adoptionsverhaeltnis auch wieder
aufzulösen, wenn sie dies wuenschen ... - dass es den adoptierten selbst
ueberlassen bleibt, ob sie sich auf die suche nach dieser ihrer abstammung
machen, den leiblichen eltern begegnen wollen ... - dass den adoptierten ein
wuerdiger platz in der rechtsordnung geschaffen wird, der sie als vollwertige
familienmitglieder (im grossen familiaeren zusammenhang) der adoptivfamilie
integriert, damit sie auch in dieser rechtsordnung nicht lediglich der
\"nur\"-mensch sind ... - dass die adoptiveltern bereit sind, die
abstammungseltern zu achten und dem wunsch nach wissen seitens des a-kindes
offen und unterstuetzend im laufe seiner entwicklung begegnen ... - dass die
adoption selbst im naeheren familiaeren umfeld nicht gesellschaftlichen tabus
unterliegt ... ADOPTION MACHT AUCH SINN, - weil damit das a-kind in einem
familiären umfeld aufwachsen kann ... - weil es eine starke familiäre
zugehörigkeit aufbauen kann ... - weil durch den rechtlichen schutz und status
sicherheit geschaffen wird ... ADOPTION MACHT NUR SINN, WENN DAS KIND UM SEINER
SELBST WILLEN MIT ALLEM, WAS ES MITBRINGT AN EIGENSCHAFTEN UND GESCHICHTE,
GELIEBT WIRD!!! und auch noch dann, wenn all dieses rundherum sozusagen optimal
gelöst werden konnte, auch dann nicht einmal gibt es eine erfolgsgarantie ...
denn die gibt das leben eben nicht, nirgendwo und niemandem ... leben ist immer
auch ein wagnis, ein risiko, bewegt sich in jedem augenblick in der ganzen
spannbreite zwischen gelingen und scheitern (und wonach messen wir gelingen und
scheitern? hier herinnen finden sich adoptierte, die zurueckblicken auf sehr
positive adoptionserfahrungen, es gibt aber auch jene, die entsetzliches leid
durch ihre adoptiveltern erfahren mussten ... also auch auf seiten des künftigen
a-kindes: auch es hat keine garantie, optimale eltern zu bekommen ... aber das
haben viele leibliche kinder, die bei ihren eltern verbleiben - wie wir wissen -
auch nicht ... ich hoffe, dass immer mehr leibliche mütter in schwierigen
lebensumstaenden die kraft finden, die betreuung ihrer kinder selber in die hand
zu nehmen und dass sie immer mehr unterstuetzung dabei durch die gesellschaft
erhalten. ich hoffe aber ebenso, dass es immer wieder mutige menschen gibt, die
bereit sind, ein kind fremder menschen bei sich aufzunehmen und ihm die liebe
und fuersorge angedeihen zu lassen, die nötig ist, damit es wachsen und es
selbst werden kann ... ich lasse mich in dieser aussage nicht beirren, denn ich
bin wahrscheinlich unter anderem nur deshalb am leben, weil mir meine (a-)mama
dieses leben gerettet und ein zweites mal gegeben hat, nachdem meine leibliche
mutter und ihr damaliges näheres und weiteres umfeld dieses mein leben aufs
spiel gesetzt haben ... gleich hier aber moechte ich einen link zu einer mich
sehr beruehrenden webseite einer herkunftsmutter legen, die ihre - liebende -
perspektive zur situation der adoptionsfreigabe ihres kindes beschreibt:
http://www.abonsai.de ... eine unglaublich beruehrende seite, die es nicht
noetig hat, permanent durch werbeaktionen auf sich aufmerksam zu machen ...
liebe gruesse von wien nach wien margaretha
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20.03.2003 - 15:29: Abschied
Liebe Forumsteilnehmer! Die wiederholt hier zum Ausbruch gelangten Streitereien,
der wiederholt vorgetragene unerträgliche Umgangston untereinander, immer wieder
das Fehlen der Bereitschaft zu einem schonenden, verständnisvollen, von
gegenseitiger Achtung und Repekt getragenen Umgang miteinander - vor allem unter
den von Adoption direkt Betroffenen -, ständig die Keulen schwingende notorische
Besserwissereien (dem habe ich ganz bewusst stets meine ICH-Perspektive
entgegengehalten, wohlwissend das meine Standpunkte auch nicht der Weisheit
letzter Schluss sind!!!! ) veranlassen mich nun, Adieu zu sagen! Ich danke
allen, die mir im letzten 3/4 Jahr so wertvolle Anregungen gegeben haben, die
mir geduldig und immer aufs Neue zugehört haben, die mir in gewissen Situationen
den Rücken gestärkt haben (wie ..., ... und ... z.B.), sie alle haben mir
geholfen, dass ich lernen konnte, mit meiner Lebensgeschichte in einer - wenn
auch kleinen, so aber doch - Öffentlichkeit zu überleben, zu leben ... Ein
herzliches Dankeschön auch noch einmal an die Familie Fasen, die dieses Portal
geschaffen hat und am Leben erhält!!! Dass Prozesse zu einem Ende finden, ist
eine der Voraussetzungen dafuer, dass Neubeginn möglich ist. Das tut zwar weh,
macht aber auch zugleich Hoffnung. Meine besten Wünsche fuer alle und liebe
Grüße Margaretha P.S.: Ich gehöre nun nicht zu denen, die ständig gehen, um
wiederzukommen :-))) Das überlasse ich gerne anderen.
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19.03.2003 - 22:02: Re: Schade eigentlich...
Nein, lieber Rod, das ICH ist und bleibt zentral ... Auch Du hast es ja hier
herinnen - völlig richtig - \"leben\" lassen ... Zumindest fuer mich, und ich
gestehe es jedem anderen auch zu! Liebe Gruesse Margaretha
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19.03.2003 - 22:06: Re: Schade eigentlich...
Nein, lieber Rod, das ICH ist und bleibt zentral, und das ist auch gut so ...
Dieses ICH soll endlich mitteilen dürfen, was es so lange verschwiegen hat ..
Auch Du selber bist ja hier herinnen - völlig richtig - diesen Weg schon
gegangen ... Aber selbstverständlich ist dieses Forum nicht die einzige
Plattform fuer das ICH, das ist schon klar :-)))) Liebe Grüße Margaretha
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19.03.2003 - 21:56: Re: An Margaretha
Liebe ...! Nein, Dich habe ich nicht gemeint. Ich habe auch gesehen, dass Du
mehrfach angegriffen worden bist, und Du hast Dich verteidigt, das ist Dein
gutes Recht. Ich brauche dieses Forum ebenfalls nicht für meine
Selbstdarstellung ... Die kann ich mir weiss Gott anderswie organisieren, und
hab das auch schon getan :-))) Aber ich bin - rückblickend - froh, meine
Schritte in dieses Forum getan zu haben, denn es bot mir in der Tat zum ersten
Mal in meinem Leben eine Gelegenheit, die \"Dinge meines Lebens\" \"öffentlich\"
zu machen und zu lernen, mit dieser \"Öffentlichkeit\" zurechtzukommen. Ich habe
- wie ich schon mehrfach hier sagte - Jaahrzehnte gebraucht, um zu meinem Leben
zur Sprache zu finden, dieses Forum hat mir im letzten 3/4 Jahr dabei geholfen.
Hier ein herzlicher Dank an Rod, der mich seinerzeit hereingeholt hat und an die
Familie Fasen (Ja, ich bedanke mich wirklich gerne, wenn ich es freiwillig tun
kann und es angebracht finde!) Vielleicht werde ich mich ebenfalls
zurueckziehen, warum auch nicht, nichts währt ewig. Meine Beiträge hier herinnen
habe ich mir vorsorglich schon archiviert :-)))) Nun bin ich dabei, diesen
Bereich weiterzuentwickeln. Ich hab keine grosse Lust, ständig in der Nähe
unqualifizierter und beleidigender Streitereien zu verweilen, dazu ist mir das
Thema als ganzes und meine eigene Lebenserfahrung/Biografie (deren
Schrecklichkeiten ich erst einmal zur Kenntnis nehmen LERNEN musste), zu
wichtig, zu ernst! Mit den Menschen, die mir wichtig sind, unter anderem auch
Du, kann ich ja ueber andere Kommunikationskanäle in Verbindung bleiben!!!! Mit
lieben Gruessen an Dich und alle, die sich angesprochen fuehlen ... Margaretha
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19.03.2003 - 21:40: Re: Selbstmitleid
LIeber Rod, hier kann ich Dir nun nicht zustimmen, denn ich finde es berechtigt
- auch in meinem ureigensten Interesse --, dass Aussagen wiederholt werden,
Betroffene ihre Geschichte und ihre Sichtweisen einbringen. Das hat nichts mit
Selbstmitleid zu tun, sondern vielmehr mit einem fortgesetzten
Zur-Sprache-Finden ... Ganz liebe Gruesse nach Barcelona Margaretha
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16.03.2003 - 20:52: dankbarkeit ...
zugegebenermassen habe ich den einen und anderen der juengsten beitraege mit
zwiespaeltigen gefuehlen, wenn nicht sogar mit schrecken gelesen, und ich finde
manch harte toene nicht unbedingt angebracht ... obwohl ich sagen muss, dass das
thema dankbarkeit an und fuer sich sehr wohl in der ganzen zwiespaeltigkeit
aufgezeigt gehoert!!! ich als adoptierte, die ihre (adoptiv-)eltern nach wie vor
ueber alles liebt, umso mehr, als ich - lange nach dem tod der (a-)eltern die
sogenannten herkunftseltern, besser ausgedrueckt die leiblichen
abstammungseltern kennengelernt habe (2x von ihnen wiederum nicht um meiner
selbst willen gefunden)-... ich fuehle liebe zu meinen (a-)eltern und ich
empfinde dankbarkeit, dass sie mir das leben gerettet haben und mir ein
menschenwuerdiges leben ermoeglicht haben ... ich empfinde jene dankbarkeit aus
der liebe heraus, die keine \"verpflichtung\" kennt!!! allerdings kenne ich
genauso jene (hunde-)dankbarkeit, die ebenso - aber nicht aus liebe - von so
allen moeglichen und unmoeglichen leuten von mir adoptierten eingefordert wurde,
und vor dieser art der dankbarkeit, des dankbarsein-muessens ekelt es mich
inzwischen regelrecht, diese pervertierte dankbarkeit versuche ich loszuwerden,
so gut es geht. man kann den wunsch ein kind zu bekommen (leiblich oder
adoptiert oder ...) als egoistisch bezeichnen oder anders, zum beispiel einfach
als den wunsch, grundlegendste lebensprozesse (generationenabfolge, elternschaft
etc.) zu vollziehen, an ihnen teilzuhaben ... eogistische motive spielen
wahrscheinlich IMMER herein, aber was genau ist denn egoistisch ?!!!
abstammungseltern sollten nie vergessen, dass ihnen von den adoptiveltern eine
grosse verantwortung abgenommen wurde, und adoptiveltern sollten sich doch auch
bewusst bleiben, dass mitunter eine grosse notsituation seitens der leiblichen
mutter (zumeist) motiv fuer die adoptionsfreigabe des kindes war (und die aus
liebe getroffene entscheidung einer herkunftsmutter fuer die adoptionsfreigabe
kann ich nur mit allergrößter achtung beantworten), aber ich denke, im alltag
waere die ununterbrochen zu erbringende dankschuld - vice versa gesehen -
lebensbehindernd sogar ... und zu meinem fall noch: ich denke, meine (a-)mutter
hatte keinen grund, meiner leiblichen mutter dankbar zu sein, denn sie hat ein
kind (mich) aufgenommen, vom dem die leibliche mutter aller wahrscheinlichkeit
gar nicht wollte, dass es die ersten monate in katastrophalen verhaeltnissen
ueberlebte (ja, so weit gehe ich inzwischen mit meinen interpretationen), meine
(a-)mama hat um mein leben, das meine leibliche mutter tatsaechlich aufs spiel
gesetzt hatte, gekämpft und es mir zurueckgegeben ... und das noch lange bevor
meine leibliche mutter (die schlicht und ergreifend abgehauen ist und mich im
dreck zurueckgelassen hat, nach sieben monaten noch - kurz vor meiner
wiederholten spitalseinweisung - einen antrag auf dauerpflege bei jenem - in der
tat - gesindel vor der behoerde mitunterschrieben hat ... ... es hat wochen
gedauert, bis ich realisiert habe, WAS diese unterschrift wirklich bedeutete,
und als ich es begriff, ist mir das gesamte verhalten meiner leiblichen mutter
und deren verwandtschaft mir gegenueber die jahrzehnte hindurch klargeworden ...
da ist MIR dann uebel geworden und wird es immer noch, wenn ich zu intensiv
daran denke ) ... meinen (adoptiv-)eltern danke ich mein leben in der hauptsache
und dafuer haben sie meine dankbarkeit aus liebe und auch dafuer, dass sie diese
dankbarkeit DAFUER von mir niemals eingefordert haben (nicht sie haben mir von
diesen katastrophalen ereignissen erzaehlt, zu sehr haben sie mich geliebt!!!)
... nicht alle abstammungseltern leiden ein leben lang an der adoptionsfreigabe
(auch dieses argument von der notwendigkeit des verdrängenmuessens relativiere
ich da zugegebenermassen!!!), meine jedenfalls haben das nicht getan. waehrend
ich an allem nachmalig erkrankt bin (nach dem tod meiner a-eltern) haben sie -
in kenntnis meines schweren lebens - in ruhe und frieden und mit hauptaugenmerk
auf ihre ureigensten interessen ihre leben, familienleben, finanzleben etc.
weitergelebt, ohne mit der wimper zu zucken und ohne auch nur im traum daran zu
denken, mir WIRKLICH zu helfen, sie konnten also NOCH EINMAL und das jahr fuer
jahr (tag fuer tag) damit \"fertig\"werden, dass ich an den folgen dessen, was
SIE mir als psycho-soziales \"erbe\" vermachten, fast zugrunde gegangen bin ...
soll ich meinen leiblichen eltern vielleicht dafuer dankbar sein? soll ich ihnen
dafuer dankbar sein, dass ich mich unerwuenscht, ueberfluessig und lebensunwert
empfinden und erleben musste, und das immer aufs neue und jahrzehnte lang
...?!!! dankbar bin ich immer mehr meinen (adoptiv-)eltern, die mir so viel
emotionales sonnenkapital und kulturelles erbut mitgegeben haben, dass ich auch
noch diese katastrophen ueberstehen konnte ... vielen dank also an all die
muetter, die ihren kindern durch die adoptionsfreigabe einen guten start ins
leben ermoeglichen wollen, und vielen dank auch den adoptiveltern, die diesen
kindern diesen start ermoeglichen ... ein dank aus liebe, jedoch kein hundedank
... margaretha, eine adoptierte
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10.03.2003 - 00:16: Re: Erfahrung in Familien mit leiblichen
Kindern
Liebe ! Ich habe Deinen Eintrag mit grossem Interesse gelesen, und dabei
ist mir so einiges durch den Kopf gegangen! Denn obwohl ich wunderbare
(Adoptiv-)Eltern hatte, bekam ich die Ressentiments gegenueber Adoptierten auch
in voller Wucht zu spueren, von Verwandten, Bekannten etc. Adoptiertsein ist
also nicht bloss eine absolut und in jeder Hinsicht wunderbare Sache, sogar dann
nicht, wenn mit den Eltern zunaechst einmal alles wunderbar \"läuft\" ... Manche
Menschen koennen es zum Beispiel einfach nicht verkraften, dass da ein kleiner
Mensch \"aus dem Nichts\" mehr Glück im Leben haben/gehabt haben soll als man
selber, vor allem was die Ueberwindung sozialer Schranken anbelangt (und da wird
vielfach einfach nackter Neid, bösartigste Eifersucht wirksam)... Also bin ich
auf der einen Seite auch ich für meine Eltern das \"Wunder\", das \"Glück\"
gewesen, fuer andere aber der \"Bastard\", \"der letzte Dreck\", der Abkömmling
von \"Gesindel\" etc. und es wurde nicht damit gezögert, mir diese Dinge auch
deutlichst klarzumachen ... Mir wurde sogar mitgeteilt, dass ein
Familienangehoeriger (Adoptivfamilie) anlaesslich meiner Taufe getobt und
geschrieen haette, er soll sogar auf mich gespuckt haben (später hat dieser
besagte Mensch mich - als ich gerade einmal 9 Jahre alt war - sogar mit MOrd
bedroht, und warum, nun, weil ich ein klitzekleinwenig von meiner Mama geerbt
hatte!!!) ... Also die Reaktionen der \"Gesellschaft\" auf uns Adoptierte sind
einigermassen \"vielfältig\" .... Ich begreife eigentlich - je älter ich werde -
umso weniger, warum es denn manchen Menschen so schwer fällt, JEDEM Menschen
einen guten Start ins Leben zu wünschen, warum sie so tatkräftig an gerade
dessen Verunmöglichung wirken müssen ... vor lauter Hass und Neid ... Aber:
nicht nur wir Adoptierte haben unter solchen Niederträchtigkeiten zu leiden,
denn in wie vielen sogenannt \"normalen\" Familien werden Kinder buchstäblich zu
Grunde gerichtet, vielfach von den eigenen leiblichen Eltern ... Nur wir
Adoptierte verarbeiten Informationen dieser Art eben auch noch auf unsere je
eigene Weise ... ..., es ist gut, wenn Du immer wieder solche
Fragestellungen aufwirfst ... Und zum Schluss möchte ich noch sagen, fuer diese
Unverschämtheiten, die mir widerfahren sind, bin ich nicht dankbar, die
beschönige ich auch gar nicht, denn sie sind als nackte Wahrheit in mein Hirn
eingemeisselt ... Glücklich bin ich, dass mir immer wieder GUTE Menschen
begegnet sind, die mir die Hand gereicht haben. Immer mehr sehe ich auch das
aber als ein unglaubliches Privileg, manchmal sogar als \"Wunder\" an, denn: wie
vielen Menschen wird das nicht zuteil ... Alles Liebe und im Vertrauen darauf,
dass Du hier bleibst ... Margaretha
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04.03.2003 - 10:04: Re: Adoption
liebe fini, das wesentliche ist ja bereits in den verschiedenen antworten auf
deine fragen gesagt worden. ich selber bin adoptierte und habe mir oftmals
ueberlegt, ob ich ein kind adoptierten wollte und WIE ich dann mit der
adoptionssituation umgehen wuerde. zum einen stimme ich jenen zu, die meinen,
gruendliches hinterfragen und ueberlegen sei angesagt, andererseits hatte ich
immer den wunsch, das, was ich an wirklich guter erfahrung mit meinen
(adoptiv-)eltern erleben durfte, an ein kind in aehnlicher situation, wie ich
als baby war, weiterzugeben ... adoption ist eine sehr, sehr spezielle
konstellation wie wir alle wissen, und man kann zum einen nicht so tun, \"als ob
eh alles normal sei\", denn es gibt eben die gewichtigen unterschiede mit ihren
tiefenwirkungen und langzeitfolgen, andererseits wuerde ich dennoch bemueht
sein, das alltagsleben \"so normal als möglich\" zu gestalten. und: seien wir
ehrlich, gibt es denn \"die ideale familie\", sind denn die sogenannten
\"natuerlichen\" familien wirklich ohne probleme, hoeren wir nicht immer wieder,
dass da hinter den fassaden so alles mögliche \"abgeht\" ... ich denke, fini, es
ist ganz normal, als adoptierte/r seine abstammungs-ursprungsfamilien
kennenlernen zu wollen (gut, manche adoptierte kommen ohne das auch gut zurecht
in ihrem leben, und die sollten meines erachtens nicht \"zwangsbeglückt\"
werden!!!). und dann denke ich immer wieder: biologische elternschaft ist keine
garantie fuer die befaehigung zur sozialen elternschaft. abstammung ist das eine
(und natürlich: vergessen wir nicht die dramen auf der seite leiblicher
eltern/muetter im zuge der freigabe zur adoption, das u.u. lebenslange leiden
dieser frauen!!!), aber elternschaft ist ein sozialer prozess mit allen risiken
des gelingens und des scheiterns (bei \"normalen\" familien ebenso wie bei
adoptivfamilien), es gibt KEINE ERFOLGSGARANTIE!!! und fuer die uebernahme von
verantwortung als eltern (ob nun fuer ein leibliches oder ein adoptiertes kind)
brauchen wir den mut zum risiko und die bereitschaft zur offenheit, mit
krisensituationen kreativ und konstruktiv umzugehen (ich bin selber mutter eines
leiblichen kindes, ich weiss auch ein bisschen, wovon ich rede!!!), die probleme
koennen unterschiedlich gelagert sein, aber probleme gibt es ueberall, und im
grunde sind krisen ja auch eine chance fuer unsere entwicklung auf dem weg durch
unser menschsein hier und heute ... ich wuensche dir, liebe fini, eine gute und
durchdachte und mutige entscheidung und ich wuensche dir/euch alles, alles gute
liebe gruesse margaretha
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22.02.2003 - 13:43: Re: Babyklappe/anonyme Geburt
Liebe Roswitha! Wie schoen, dass Du Dich endlich wieder \"zum Thema\" zu Wort
meldest. Ich habe Deine Stimme hier herinnen schon sehr vermisst!!! Du weisst,
dass mir gerade Dein Schicksal sehr zu Herzen gegangen ist, und gerade an Deinem
Schicksal konnte ich so Vieles ueber die Welt von Euch Herkunftsmüttern lernen
und meine Sicht der Dinge (die auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen mit
meinen leiblichen Eltern halt eher negativ eingefaerbt ist, wie sollte es auch
anders sein, wenn man draufkommen muss, dass man im wahrsten Sinn des Wortes
\"weggeschmissen\" worden ist ... ja, so war das eben bei mir, und nicht meine
Adoptiveltern haben mich mit dieser mich demuetigenden Offenbarung bedacht,
sondern erst lange lange Jahrzehnte nach ihrem Tod, auch Jahrzehnte nach dem
Kennenlernen meiner leiblichen Eltern musste ich auf diese Fakten draufkommen,
tut nicht gut, ist aber immer noch besser, die Wahrheit zu kennen, denn nun
verstehe ich in der Tat 90% jener Dinge, die ich bislang nicht eindordnen
konnte, besonders was das Verhalten meiner leiblichen Eltern mir gegenueber nach
dem Kennenlernen anlangt, die Motive der Suche nach mir etc., viele meiner
traeume, verhaltensweisen etc. ... genug davon fuer jetzt! ...), ich konnte also
meine Sicht der Dinge neu gestalten. Was Du ueber die Kenntnis der Herkunft
hinsichtlich der Adoptierten sagst, unterstütze ich zum größten Teil, allerdings
mit der Einschränkung, dass Du es wirklich dem/der Adoptierten ueberlassen
solltest, ob und wie weit er/sie da hineingehen will. Es gibt nicht wenige
Adoptierte, die genau das nicht zu interessieren scheint, und die sollten meiner
Meinung nach \"in Ruhe\" gelassen werden. Und nun zu Deinen Vorstellungen zur
\"offenen Adoption\". Ganz kann ich da auch nicht mit, denn es kann Umstände
geben, die eine solche ganz offene Adoption nicht möglich machen, vielfach sind
ja auch Herkunftsmütter an ihrer eigenen Anonymitaet, Halbanonymitaet sehr
interessiert, und auch das sollte respektiert werden. Es soll jenen offen
stehen, die diesen Weg gemeinsam gehen wollen, ich persönlich kann nicht allzu
viel dazu sagen, wuerde aber wahrscheinlich auch eher mit \"halboffen\" leben
wollen, da ich mein eigenes Familienleben leben und nicht ein weiteres voll
mitleben wollte!!!! Das waere mir wahrscheinlich auf Dauer zu anstrengend! Du
hast recht, wir alle duerfen nicht uebersehen und uebergehen, dass hinter jeder
Adoptionsfreigabe mit hoher Wahrscheinlichkeit an tragisches Lebensdrama auf
Seiten der Herkunftsmutter steht, dass also hier Frauen sind, die i.d.R. viel
durchgemacht haben und ein Leben lang an ihrer Entscheidung innerlich
weiterleiden ... (Das habe ich hier herinnen wirklich sehen gelernt. Bei meiner
leiblichen Mutter habe ich dieses Leiden an der Entscheidung, mich weggegeben zu
haben, nie wirklich erkennen koennen, und das hat mir unglaublich weh getan!!!
Denn obwohl sie zu mir im Grunde eine Kälte lebt, die mich erstarren läßt, habe
ich doch noch irgendwo Sehnsuechte in ihre Richtung, und ich bin wohl nicht die
einzige unter den Adoptierten, der es so geht ...). Das kann auch nicht so
einfach über dem Adoptionsglück vom Tisch gefegt werden, das ist Teil der GANZEN
Wahrheit!!! Und ich bin ueberzeugt, dass diese Dramatik irgendwo im Adoptierten
stets schlummert, aber es soll ihm ueberlassen bleiben, ob er sich ihr stellen
will oder nicht ... Und Herkunftsmütter muessen ja, und tun es auch, mit dieser
ihrer eigenen Entscheidung (manchmal auch unter Druck getroffen) leben lernen
wie der/die Adoptierte, die Adoptiveltern. Wir alle koennen allerdings nicht
tagaustagein schmerzverzerrt durch unser Leben wanken, wir alle wollen
gluecklich sein und die Schoenheiten des Lebens leben, wir wollen auch das Leben
meistern. Und da sind auch mitunter Schutzwaelle noetig gegenueber frueheren
Erlebnissen, die eben weh taten und ... immer noch weh tun, wenn wir sie
hochkommen lassen, in der Regel (hier spreche ich wirklich aus eigener
Erfahrung) gehoert eine dauerhafte qualifizierte Begleitung dazu, um sich dem
eben auf Dauer stellen zu koennen. Nun, meine liebe Roswitha aus dem Ländle, wir
kennen uns ja schon so gut, und Du weisst, wie ich meine Beiträge meine. Du
weisst, dass ich Dir danke fuer so Vieles, und dass ich Dich niemals kraenken
oder verletzen moechte!!! Ich wuensche Dir ein schoenes Wochenende ... Alles
Liebe Deine Margaretha
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21.02.2003 - 13:22: Re: Entschuldigung an Margaretha und Rainer
Lieber Harald! Ich weiss, WELCHE Ueberwindung dies das Schreiben dieses Mails
gekostet haben muss. Ich habe Dir schon gestern ausfuehrlich auf Dein Mail an
mich geantwortet und beim Einflechten eines längeren Zitates ist mir das ganze
in den Datenozean entglitten - auf Nimmerwiedersehen - da war ich dann doch
frustiert und schrieb nur noch eine Kurzantwort an Dich, in der ich aber schon
die ausführlichere (mittlerweile an Dich ergangene) ankündigte ... Danke, Harald
... Zu Hauke: Bitte, sei nicht so hart gegen sie, denn möglicherweise KANN sie
momentan einfach nicht anders, als sich so hart ausdrücken. extremerfahrungen,
wie sie sie wahrscheinlich gemacht hat, koennen das eigenen blickfeld
voruebergehend massiv einschraenken, und das scheint mir bei ihr auch der fall
zu sein! ich glaube nach wie vor, ihren beitrag als HILFESCHREI zu erkennen ...
und, harald, gerade DU musst wissen auf dem Hintergrund Deines Erlebten, wie es
sich anfuehlt, wenn man - ohnmächtig - um Hilfe schreit ... Deshalb erwarte ich
mir auch von Dir DIESBEZUEGLICHES Verstaendnis in Richtung Hauke.
Selbstverständlich koennen wir das Thema selber (Anonyme Geburten, Babyklappe)
wieder - sachlich distanziert - in der gebotenen Differenzierung weiter
diskutieren. Dann moechte ich Dir zu meinen von Dir in Frage gestellten
Auschwitz-Vergleichen jenen Ausschnitt aus meinem Mail an Dich auch hier - fuer
die anderen einsehbar - hereinstellen: \"Es IST NICHT ENTSTELLEND, auschwitz im
zusammenhang der anonymen geburt in die diskussion mit einzubinden, und ich
denke ich habe dafuer im forum ausreichend gruende angefuehrt. es handelt sich
hier also absolut nicht um einen \"schraegen vergleich\"!!! und dem
administrator habe ich ja angeboten, so - was ich nicht meine - strafrechtliche
Tatbestaende in der dt. Rechtsordnung berührt waeren - entsprechende meiner
beitraege sofort wieder zu loeschen. hier nur noch die einleitung aus meiner
dissertation (1993), die ja auch die \"hohe wissenschaft\" abgesegnet hat mit
der approbation der dissertation ...: \"Anstelle einer Einleitung Eine zentrale
Schwierigkeit im Umgang mit dem Thema Auschwitz drückt Ingeborg Bachmann in
folgendem Interview aus, das sie anläßlich einer Vortragsreise in Polen Alicja
Walecka-Kowalska im Mai 1973 gab: \"Auf dieser Reise sind wir durch das
Industriegebiet gefahren und haben die Straße überlegt (...) und ich sehe einen
Namen dort, und ich habe gesagt, man könnte vielleicht im Süden herumfahren, und
ich habe diesen Namen so noch nicht gelesen gehabt und hätte ihn auch gar nicht
richtig aussprechen können ... es war Auschwitz. Ich war im Augenblick nicht
darauf gefaßt, daß ich so nahe dort bin, und habe dann gebeten, ob wir dort die
andere Straße fahren können ... Und ich war in Auschwitz und in Birkenau. Nun
hilft einem alles nichts, wenn man das weiß, denn in dem Augenblick, wo man dort
steht, ist alles ganz anders. Ich kann nicht darüber sprechen, weil ... es gibt
auch nichts zu sagen. Es wäre mir vorher möglich gewesen, darüber zu sprechen,
aber seit ich es gesehen habe, glaube ich, kann ich das nicht mehr ...\" Nun
aber ergibt sich für uns, die wir in einer kulturellen Tradition stehen, zu der
nun Auschwitz unwiderruflich gehört, die dringende, aber auch bedrängende
Notwendigkeit, über Auschwitz zu sprechen. Auschwitz verlangt nach seinem
Ausdruck, will zur Sprache gebracht werden, will den ihm gebührenden Platz in
unserer Erinnerung. Und wir - vor diese Aufgabe gestellt - müssen zur Sprache
zurückfinden, wenn wir ihr gerecht werden wollen. Wer sich dem \"Phänomen
Auschwitz\" zuwendet, dem wird mit einem Mal ALLES interessant, das kleinste
Detail, sowie der umfassendste, wenn auch nur zu erahnende große Zusammenhang.
Auschwitz fängt an zu \"leben\" in ihm, und er sieht die Welt - kleine
alltägliche Beobachtungen, aber auch große, komplexe gesellschaftliche Prozesse
auf der heutigen Erde - hingeordnet auf Auschwitz. Auschwitz hat etwas
Allumfassendes an sich, denn Nichts ist dort nicht geschehen. Auschwitz
\"besticht\" in seiner Überdimensionalität und Perfektion, aber auch durch seine
Widersprüchlichkeiten: technisch-bürokratisch-perfekt ionierte Vernichtung von
Menschen rieb sich an der vehementen Sehnsucht dieser Menschen zu leben. Und an
diesen Reibungsflächen wird Auschwitz wieder lebendig.\" ich kenne die argumente
der auschwitz-leugner und -bagatellisierer recht gut, denn ich habe mich auch
damit schon systematisch damit befasst ... konnte mich eines gewissen ekels
nicht erwehren und habe mich \"der sache selbst zugewandt\", mit vielen
ueberlebenden interviews gemacht, die arbeit (wissenschaftlich) kinder in
auschwitz geschrieben etc. und harald: das thema auschwitz wird in allen
möglichen bereichen in diskussionen gesellschaftpolitischer, religiöser,
philosophischer Natur eingeflochten, da bin ich nicht auf eine \"neue\" idee
gekommen. buchtitel wie \"zivilisationsbruch auschwitz\", \"theologie nach
auschwitz\", \"philosophieren nach auschwitz und hieroschima\" u.v.m. sprechen
da eine eigene sprache ... \" soweit der ausschnitt aus meinem mail ... noch
einmal harald, vielen dank fuer deinen jetzigen eintrag und ... alles liebe und
auch dir immer wieder viel kraft margaretha aus wien
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21.02.2003 - 13:07: Wir Betroffene sind irgendwo wohl alle auch
Verwundete
Hier zum Nachdenken fuer den gegenseitigen Umgang ein Zitat von Franz Kafka:
\"Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die
in mir sind, und was weiß ich von Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen
würde und weinen und erzählen, was wüßtest Du von mir mehr, als von der Hölle,
wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir
Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich (...) stehen, wie vor dem
Eingang zur Hölle.\" In diesem Sinne Margaretha
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21.02.2003 - 11:04: Re: eu-urteil zeigt wirkung
Liebe Irma, ja, genauso habe ich es mir u.a. vorgestellt!!! Dieses Urteil hat
SIGNALWIRKUNG!!! Und deshalb möchte ich mich kundig machen, welche rechtlichen
Schritte dem Normalsterblichen verbleiben, um dieses Urteil ev. anzufechten. Das
kann doch auch auf juristischer Ebene nicht so einfach hingenommen werden. Dir
und Deinem Schicksal, liebe Irma, moechte ich wieder einmal - auch hier ganz
oeffentlich - mit meinem tiefen Mitgefuehl versichern. Was da mit Dir
aufgefuehrt wurde und wird, ist eben genau jenes Vorgehen, das mir - ich sage es
ganz offen - Ekelgefuehle bereitet!!! Da will offenbar eine ganze Familie \"ein
Geheimnis\" bewahren ... Und wenn ich auch grosses Mitgefuehl mit Deiner
wahrscheinlich jugendlichen Mutter-Schwester habe (wer weiss, unter welchen
Umstaenden sie dich empfangen hat), sehe ich doch wesentlich, WIE MASSIV da
Familieninteressen offenbar \"geschuetzt\" werden muessen, zum Preis, den Du mit
Deiner Gesundheit und Deinem psychischen und geistigen Wohlbefinden zahlst. Was
hältst Du von ...s Vorschlag, einmal ganz in die Öffentlichkeit zu gehen?
Sicher, er verlangt unglaublichen Mut, aber ich kann Dir sagen, dass es MIR
unendlich gut getan hat, mit meiner Geschichte in Form meiner Homepage in die
Oeffentlichkeit zu gehen, dass ich damit sogar eine Art Soziophobie ueberwunden
habe!!! (Mit Unterstützung meiner von mir hochgeschätzten Therapeutin!) Alles
Liebe und Kraft und und und ... Margaretha aus Wien
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20.02.2003 - 22:37: Re: Adoption 1986
Liebe Steffi, ich - Adoptierte - verstehe Deinen Wunsch, Dein Kind
kennenzulernen mittlerweile gerade durch mein Hiersein in diesem Forum recht
gut. Herkunftseltern - allen voran Roswitha - haben mir wirklich neue Einblicke
gewährt. Allerdings - und ich moechte Dich nun nicht total entmutigen - bin ich
als zweimal gefundene Adoptierte nach wie vor der Meinung, dass die Initiative
zur Suche von dem/der Adoptierten selber ausgehen sollte. Andere Adoptierte
vertreten hier andere Ansichten, ich aber bleibe bei meiner und werde sie auch
in Hinkunft kundtun. Es soll endlich der/die Adoptierte selbst für sich und -
undabhaengig sowohl von Adoptiveltern und Herkunftseltern - herausfinden, was
er/sie will und endlich selber einmal die entscheidenden Schritte setzen
koennen, ohne dass ihm jemand - wie schon so oft - zuvorkommt, dies, nachdem ja
in so lebensentscheidenden Fragen immer fuer ihn/sie ENTSCHIEDEN worden ist. Du
hast die Möglichkeit, beim Jugendamt, welches die Adoption abgewickelt hat,
einen Brief mit Informationene fuer Dein Kind zu hinterlegen, der ausgehaendigt
wird, so Dein Kind sich suchend auf Dich zubewegt. Wieviele Adoptierte wären
schon überglücklich gewesen, so etwas auf dem schwierigen Suchweg vorzufinden.
Ich wuensche Dir alles Gute und vor allem Geduld mit Deinem Kind. Alles Liebe
Margaretha
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19.02.2003 - 21:09: Re: Prägung oder Vererbung?
lieber bernd! meine ganz persönliche und spontane antwort als adoptierte: wenn
ihr ein kind annehmt/adoptiert, dann zuallererst um seiner selbst willen, MIT
ALLEM WAS ES EBEN AN ANLAGEN UND GESCHICHTE MITBRINGT. entschludigung (ich
moechte dich nicht kraenken, verletzen, ich moechte gewiss nicht dumm
meckern!!!), aber wenn ihr so ein kind lieben wollt, so MUESST ihr auch faehing
sein, seine leiblichen eltern zu achten, denn diese sind als geschichte und als
genetische botschaft in diesem kind drinnen, gehoeren zu diesem kind.
missachtung der leiblichen eltern fuehrt ZWANGSLAEUFIG zur missachtung des
kindes selbst!!! jedenfalls ich sehe das so!! ich also adoptierte habe mich oft
gefragt, wie ich selber als adoptivmutter agieren wuerde, und muss sagen: ich
wuerde versuchen, dieses kind zu lieben MIT ALLEM, WAS ES EBEN MITBRINGT!!! und
ein liebevolles umfeld, in dem sich das kind als GANZE PERSON geliebt und
geachtet fuehlt kann eine ganze menge an sozialisationsbotschaften diesem kind
vermitteln!!! (meine lieben ado-eltern hier herinnen: ich weiss aber nicht, ob
ich zu jenem mass an kraft und toleranz und offenheit und uneingeschraenktem
wohlwollen auf dauer faehig waere, die ihr aufbringt!!!) ich wuerde diesem kind
wohl vermitteln: du bist wertvoll als das, was du bist, und mit allem, was du
bist und mitbringst, bist du nun MEIN kind ... an eurer stelle, bernd, wuerde
ich gute beratung (der ihr wohl ohnedies nicht auskommt :-))) in anspruch nehmen
in der frage, die ihr hier gestellt habt. alles gute margaretha
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18.02.2003 - 11:01: Re: Anonyme Geburt - Urteil des Europäischen Gerichtshofes
lieber harald, wieso denn rueckzieher??? doch, harald, ich nehme der frau dr. pittermann sehr wohl ab, dass sie menschen in not helfen will!!! und vielen anderen, die sich da fuer die babyklappen und anonyme geburten einsetzen, nehme ich das auch ab, ganz einfach!!! ich will das wohlmeinen von menschen NICHT BELEIDIGEN, denn wir brauchen wohlmeinende menschen, die bereit sind zu helfen (zu viele tun es nicht und haben sich kalte distanz und wegsehen zum lebensprinzip in solchen fragen gemacht!!!) ich habe in meinem leben festgestellt, dass menschen, die unter ganz \"normalen\" umständen (in ihren biologischen familien als ihre sozialen familien, mit wissen um die eigene abstammung von anfang an etc.) aufgewachsen sind, vielfach einfach KEINE PROBLEMSICHT IN DIESE RICHTUNG entwickelt haben. sie koennen sich nicht vorstellen, dass das nicht-wissen um die eigene abstammung zu einer fortgesetzten qual werden kann beim betroffenen, einfach, weil sie selber mit einer selbstverständlichkeit in diesen dingen aufgewachsen sind und sie nie genötigt waren, bei sich selber in dieser hinsicht auch nur irgendetwas zu hinterfragen. ich habe diese \"blindheit\" bei mir sehr nahestehenden menschen, denen ich hoechste moralisch- qualitäten zubillige, festgestellt. und dann gibt es ja auch noch jene zahlreichen adoptierten, die scheinbar gut ohne dieses wissen \"ueber die runden kommen\", gar nichts wissen WOLLEN. und die, so meine felsenfeste ueberzeugung, sollten auch restlos in ruhe gelassen werden, und zwar in jeder hinsicht!!! aber: auch bei adoptierten, die jahrzehnte uninteressiert sind/scheinen an fragen ihrer abstammung, kann ein punkt kommen in ihrem leben, ein ereignis eintreten etc., wo sie sich sehr wohl fuer diese fragen zu interessieren beginnen, und GENAU DAFUER SOLLTE VORSORGE GETROFFEN SEIN UND DAS WISSEN UM DIE ABSTAMMUNG ETC. ZUR VERFUEGUNG STEHEN!!! (harald, ich weiss natuerlich, dass ich jetzt mit diesen saetzen wohl auch bei dir offene tueren einrenne, aber was wir hier schreiben, schreiben wir auch fuer eine groessere oeffentlichkeit, deshalb ...:-))) lieber harald, ich kann mir so gut vorstellen, dass du auf grund deines eigenen furchtbaren leidensweges zu dieser harten ansicht gelangt bist. bedenke, deine sicht der dinge mag zwar der psycho-intellektuellen und moralisch-ethischen verfassung deines peinigers gerecht werden, aber du solltest (pardon, ich will nicht moralapostelin spielen:-))) sie nicht eins zu eins umlegen auf andere menschen. ich mag verallgemeinerungen generell nicht (nur wenn es um pointierte feststellungen geht, dann sind sie mitunter \"stil\"mittel :-))), auch jene gegenüber den beamten nicht (viele beamte bemuehen sich nach besten kräften, auch hier zu helfen, und gerade jenen beamten, die ebenfalls MENSCHEN sind, tun wir mit negativen verallgemeinerungen nicht nur unrecht sondern auch weh, koennen wir gerade diese menschen mitunter sogar demotivieren!!!) und harald, wenn wir in diesen fragen ein klein wenig erreichen wollen, dann nur, wenn wir zuerst einmal versuchen, MIT den verantwortlichen zu reden und nicht aus voller kraft GEGEN sie vorzugehen. wir wollen doch zumindest versuchen, ein umdenken herbeizuführen, und wenn wir eben menschen, die es durchaus gut meinen, die beste absichten haben (weit weit entfernt sind von jenem von mir hier schon mehrfach angesprochenen ungeist), nur vor den kopf stossen, agieren wir kontraproduktiv. liebe gruesse aus wien margaretha
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18.02.2003 - 00:42: Re: An Rainer
liebe ..., natuerlich hast du recht, wenn du sagst, dass mit dem leiden der ueberlebenden opfer von auschwitz auf keinen fall argumentativ \"gespielt\" werden darf. vor diesen erfahrungswelten muessen wir wohl respektvoll zuruecktreten und eingestehen, dass wir da nicht wirklich hineinehen koennen. ja, ich weiss, wovon ich spreche, ..., denn ich habe hunterte interviews mit ueberlebenden gemacht und tausende stunden in gespraechen mit ihnen zugebracht, mit einigen bin ich heute noch - sogar in einigen fällen freundschaftlich - verbunden. nein, nein, diesen vergleich auf der ebene der leidensdimensionen wollte ich in der tat nie herstellen!!! aber sehr wohl ist es legitim, ueber auschwitz (die quintessenz negativer nationalsozialistischer bevölkerungspolitik auf basis der wissenschaftlichen, technischen, ökonomischen,politischen etc. entwicklung einer fortgeschrittenen europäischen industriekultur im 20.jh)als \"gesellschaftliches phänomen\" (ganz allgemein gesprochen) muss immer wieder gesprochen werden, sowohl über seine geschichte, als auch über seine bedeutung fuer die heutige zeit!!!! da muessen vergleich sehr wohl gestattet sein, auch wenn ein ergebnis sein kann, dass auschwitz in bestimmten bereichen einmaligkeit und einzigartigkeit zugestanden werden muss! mich hat an auschwitz immer seine \"aktualität\" interessiert und fasziniert, und ich bin restlos davon ueberzeugt, dass es immer aktueller wird, je länger sich momentan der globus um die eigenen achse dreht und um die sonne kreist ... liebe ..., natuerlich hast du recht, wenn du sagst, dass mit dem leiden der ueberlebenden opfer von auschwitz auf keinen fall argumentativ \"gespielt\" werden darf. vor diesen erfahrungswelten muessen wir wohl respektvoll zuruecktreten und eingestehen, dass wir da nicht wirklich hineinehen koennen. ja, ich weiss, wovon ich spreche, ..., denn ich habe hunterte interviews mit ueberlebenden gemacht und tausende stunden in gespraechen mit ihnen zugebracht, mit einigen bin ich heute noch - sogar in einigen fällen freundschaftlich - verbunden. nein, nein, diesen vergleich auf der ebene der leidensdimensionen wollte ich in der tat nie herstellen!!! aber sehr wohl ist es legitim, ueber auschwitz (die quintessenz negativer nationalsozialistischer bevölkerungspolitik auf basis der wissenschaftlichen, technischen, ökonomischen,politischen etc. entwicklung einer fortgeschrittenen europäischen industriekultur im 20.jh)als \"gesellschaftliches phänomen\" (ganz allgemein gesprochen) muss immer wieder gesprochen werden, sowohl über seine geschichte, als auch über seine bedeutung fuer die heutige zeit!!!! da muessen vergleich sehr wohl gestattet sein, auch wenn ein ergebnis sein kann, dass auschwitz in bestimmten bereichen einmaligkeit und einzigartigkeit zugestanden werden muss! mich hat an auschwitz immer seine \"aktualität\" interessiert und fasziniert, und ich bin restlos davon ueberzeugt, dass es immer aktueller wird, je länger sich momentan der globus um die eigenen achse dreht und um die sonne kreist ... alles liebe und danke fuer dein bemuehen um verstehen deine margaretha
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18.02.2003 - 00:22: Re: Re an Magaretha: Anonyme Geburten/ Babyklappe
lieber rainer, ich danke dir herzlich fuer deine ausfuehrliche antwort ... und dass du meinen artikel gelesen hast. und eine kleine anmerkung sei mir noch zu deinen ausfuehrungen gestattet: 1. ich habe keine PARALLELEN zwischen nationalsozialismus und babyklappen hergestellt. das waere in der tat vollkommen fehl am platz. ich habe lediglich mögliche entwicklungsrichtungen in unserer gesellschaft, von teilen unserer gesellschaft versucht aufzuzeigen (bin ja bei gott nicht die erste, der das einfaellt! ich verweise da auf sehr differenzierte diskussionen zum thema allgemein in angesehenen deutschen tageszeiten wie faz, frankfurter rundschau, sueddeutsche zeitung etc.). ich behaupte lediglich - und das seit ich mich mit dem thema auschwitz vor mehr als 20 jahren (thema meiner dissertation: kinder in auschwitz) zu befassen begonnen habe, intensivst hineingegangen bin in die materie, ja, ich behaupte, dass dieser nazi-(un-)geist - auch ganz global betrachtet - noch lange nicht ausgestanden ist, und zwar in neuem gewande, mit modifizierten aber nicht weniger unmenschlichen zielsetzungen. und als eine ganz grosse gefahr darin sehe ich ganz klar die restlose verfuegbarmachung des menschen (genetisch, psychisch, sozial, intellektuell), und in der gezielten anonymisierung von menschen sehe ich einen der schritte in diese richtung!!!! diese dinge laufen im hintergrund ab, und babyklappen und anonyme geburten sind fuer MICH nichts anderes als schritte in diese verhängnisvolle richtung, denen es zu wehren gilt!!! den es geht um menschenwuerde an der wurzel des menschseins!!!!!!!!!!! damit will ich nicht jene menschen mit dreck bewerfen, die sich aufrichtig um helfen in notsituationen bemuehen, nein, ganz gewiss nicht!!!! aber auch diese menschen sollten sich vielleicht einmal fragen, ob ihr wohlgemeintes agieren nicht ganz anderen gesellschaftlichen kräften in die hände spielt, kräfte deren gefahr teilweise noch im verborgenen liegt, die aber sehr wohl agieren und über ihre gesellschaftlichen konzepte fuer morgen und uebermorgen verfuegen. darauf will ich aufmerksam machen. es wuerde mich sehr freuen, wenn mein alarm sich als blinder alarm herausstellen sollte, nichts mehr als das wuerde ich mir wuenschen!!! 2. rainer, es ist durchaus erlaubt, feststellungen in pointierter form zu treffen, etwas überzeichnet darzustellen, damit die botschaft auch wirklich brennt und zum nachdenken anregt, reaktionen - wie die deine jetzt - herausfordert, denn dann findet ein prozess der aneingung und auseinandersetzung statt, der sonst gar nicht erst in gang kommt ... alles gute margaretha
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17.02.2003 - 19:12: Re: Re an Magaretha: Anonyme Geburten/ Babyklappe
lieber rainer, ich habe nicht gesagt, dass die einrichtung von babyklappen eine einrichtung im geiste des nationalsozialismus ist. vorsicht, rainer, sooooo habe ich nicht argumentiert!!! ich versuche lediglich, gesellschaftliche praktiken AUCH in einen mir wichtig erscheinenden umfassenderen gesellschaftlichen zusammenhang zu stellen. das habe ich im zusammenhang mit babyklappe und anonyme geburt bereits in dem mehrfach von mir hier erwähnten artikel in der zeitschrift \"adoptionsdreieck\" bereits getan:http://members.aol.com/w mlgage/3eck/3eck-036.htm. allerdings befuerchte ich bald zurecht, dass manche hier im forum einwenden werden: liebe margaretha lass uns nun endlich mit der \"werbung\" fuer deinen artikel zufrieden. also, einmal noch als info fuer dich. vielleicht konnte ich dort auch fuer dich nachvollziehbarer machen, was ich mit diesen bezuegen meine ... liebe gruesse margaretha
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17.02.2003 - 00:17: Anonyme Geburt - Urteil des Europäischen Gerichtshofes
Da mir diese ganze Sache keine Ruhe mehr gelassen hat, habe ich folgendes Schreiben an Fr. Primaria Dr. Pittermann/Wien, abgesandt. Kopien dieses Mails sind auch anderen Personen zugemittelt worden. Hier also mein Brief: \"Sehr geehrte Frau Primaria Doktor Pittermann! Wenn ich es richtig verstanden habe, gaben Sie Ihrer Zufriedenheit über das in jüngerer Zeit ergangene Urteil des Europäischen Gerichtshofes hinsichtlich der Anonymisierung von Geburten (Stichwort: Recht auf Anonymität) Ausdruck. Als Adoptierte und Privatperson kann ich mich dieser Ihrer Zufriedenheit leider nicht anschließen, denn mich hat dieses Urteil eher erschüttert. Selbstverständlich teile ich Ihre Sorge um Menschen, Frauen in absoluten Notsituationen, und es sollten wohl größte Anstrengungen seitens der Politik und Gesellschaft unternommen werden, um diesen Menschen wirklich adäquate Hilfe zu bieten. In diese Richtung sehe ich Ihre Bemühungen gehen! Aber die legal festgeschriebene Anonymisierung von Menschen, das vollständige Abschneiden eines Menschen von seiner Abstammung, leiblichen Herkunft, KANN NICHT ANTWORT AUF DIESE NOTSITUATIONEN SEIN!!!! Denn das geht sehr wohl an die FUNDAMENTE MENSCHLICHER IDENTITÄTSKONFIGURATIONEN, gehört das Wissen um die leibliche Abstammung sehr wohl zu den Rechten eines jeden Menschen, und wenn dies ihm vorenthalten wird, so ist das eine massive Verletzung der Menschenwürde!!!! Natürlich anerkenne ich Ihre Bemühungen, Menschen in schwierigsten Situationen helfen zu wollen, aber diese Hilfe sollte doch so weit voraussehen, dass da ein Mensch in die Welt gestellt wird, der eines Tages genau diese Abstammung eruieren wird wollen. Zudem erlaube ich mir, Sie in diesem Zusammenhang auf eine Besonderheit der österreichischen Rechtsordnung aufmerksam zu machen (ABGB §§ 182 ff., nach der Adoptierte lediglich bis zu den Adoptiveltern und deren Nachkommen rechtlich verwandt sind, jedoch nicht in den größeren Familienkreis der Adoptivfamilien hinein. Wenn, wie in meinem Fall, die Adoptiveltern früh versterben und zudem keine Geschwister in der unmittelbaren Adoptivfamilie vorhanden sind, hat der/die Adoptierte in diese Familien hinein keine rechtlichen Verwandten mehr, und es kann ihm/ihr passieren, dass es - wie dies auch bei mir in allen Konsequenzen der Fall war - von diesen Familien fallengelassen wird \"wie eine heisse Kartoffel\", und das alles im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen. Dann bleiben noch Beziehungen vermögensrechtlicher Natur zu den Verwandten leiblicher Herkunft aufrecht (diese Bestimmungen entbehren nach meinem persönlichen Rechtsgefühl ebenfalls nicht der \"Merkwürdigkeit\"), auch dabei wird sich der österreichische Gesetzgeber \"etwas gedacht\" haben, wenn er dabei sehr wohl dem Abstammungsprinzip Rechnung getragen hat. Es wird im Zusammenhang Anonyme Geburt und Babyklappe immer gerne mit dem Lebensschutz, dem Recht des Kindes auf Leben, also dem unmittelbaren Kindeswohl argumentiert, wird oft genug die Gegenüberstellung Tod des Kindes:Leben als anonym geborenes Kind bemüht. Neuere Untersuchungen in Deutschland weisen allerdings darauf hin, so ließ ich mich belehren, dass die Zahlen solch kritischer Situationen (Kindestötungen, Kindesweglegungen unter grauenhaften Bedingungen) nach der Einrichtung von Babyklappen prozentuell nicht zurückgegangen sind, das Problem damit also tatsächlich nicht an der Wurzel angepackt worden ist. Auch in Österreich ist es in letzter Zeit - trotz Babyklappen - immer wieder zu solchen - wie ich meine - absouluten Verzeiflungstaten betroffener Frauen gekommen. Zudem umschließt das Kindeswohl doch wohl auch die langfristige Perspektive des Heranwachsens, des Prozesses der Indentitäsbildung und -entwicklung eines Menschen, und hier sollte - so ein/e Adoptierte/r den Wunsch danach hat - das Wissen um die eigene Abstammung sehr wohl zu seiner/ihrer Verfügung gehalten werden. Wenn dies SICHERGESTELLT ist, kann ich mir die Anonymität der Mutter ihren weiteren gesellschaftlichen Umkreis betreffend, auch vorstellen, so dies wirklich und absolut dem Wunsch der betroffenen Frau entspricht. Jedoch bestehen - und dies auch hierzulande, aber in Deutschland auch in Form diesbezüglich geführter Diskussionen - seitens mancher Herkunftsmütter vehemente Bedenken dagegen, dass Herkunftsmütter mit Hilfe solcher Anonymisierungspraktikten in ebendiese auch für sie unwürdige Anonymität abgeschoben zu werden. Ich weiss, es gibt auch totale Extremsituationen, kriegerische Handlungen im grossen, aber auch die fürchterlichen Fälle von Missbrauch, Inzest und sonstiger Gewalttat. Vorweg: Wem nützt hier denn die Anonymität am meisten? Doch westenlich dem Täter!!!!! Da mag der jeweils betroffenen Frau der Sprung in die Anonymität zunächst womöglich hilfreich erscheinen, aber wer sagt es denn, dass nicht auch diese Frau dereinst gerade mit dieser Anonymität schwer zu kämpfen haben wird und ebenfalls gerade deshalb mit schwerwiegenden psychischen und sonstigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben wird. Der Blick in Richtung jener Herkunftsmütter, die unter \"normalen\" Umständen ihr Kind zur Adoption freigegeben haben, und die nun endlich bereit sind, auch ihre Perspektive und Erfahrungswelt mitzuteilen, öffentlich zu machen, zeigt, dass das Leiden auch auf dieser Seite nicht mit dem Abgeben/Freigeben des Kindes beendet und erledigt ist, sondern vielfach ein Leben lang andauert. Anonymität empfinde ich persönlich - als Adoptierte, und ich spreche hier nur für mich - gerade in diesem Zusammenhang als unmenschliche Mauer, insbesondere für den anonymisierten Menschen, an ihr prallt jede seiner Bemühung um Erkenntnis der eigenen leiblichen Abstammung ab, und die Abstammung ist nicht mehr und nicht weniger als ein wichtiger Teil der persönlichen Geschichte eines Menschen. Nun habe ich Ihre rare Zeit, sehr geehrte Frau Doktor, wohl \"über Gebühr\" in Anspruch genommen, darf Sie aber zum Schluß kommend noch auf meinen Text zum Thema, den ich 2001 in der Zeitschrift \"Adoptionsdreieck\" veröffentlicht habe, aufmerksam machen: http://members.aol.com/wmlgage /3eck/3eck-036.htm Mit Dank für Ihre Aufmerksamkeit verbleibe ich mit besten Gruessen Dr. Margaretha Rebecca Hopfner
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16.02.2003 - 01:55: Re: Anonyme Geburt / Babyklappe
Je länger ich mich diesem unglaublichen Urteil des Europäischen Gerichtshofes gegenüber weiss, umso fassungsloser stehe ich davor. Und ich bin immer mehr der Überzeugung, dass da ein \"Trend der Zeit\" juristisch weiterformuliert wird, der dahin geht, den ganzen Menschen zu einem verfügbaren Gut (von allem möglichen Instanzen ... Wissenschaft, Gesellschaft, Ökonomie etc.) zu machen, unbeschränkt manipulierbar und benützbar ... Es jagt mir den kalten Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, WOHIN DIESE WEGE NOCH FÜHREN WERDEN, und dass jene, von denen man angenommen hat, dass sie 1945 ein Ende gefunden haben (welch Irrtum!!!), offenbar noch lange nicht in allen Dimensionen ausgeschritten sind!!!!!! Die Anonymisierung des Menschen steht wohl auf dem Programm, um es besonders provokant zu formulieren, und wir Adoptierte, die man in Zukunft wohl am liebsten anonymisiert vermitteln möchte, sind eines der Vorfeldversuchsterrains ... Schauerlich!!! Vielleicht sehe ich das etwas zu dramatisch, kann sein, aber die Geschichte des Nationalsozialismus hat uns vor nicht allzu langer Zeit mit allen Konsequenzen vor Augen geführt, wohin die unbeschränkte Manipulation und Verfügbarmachung des menschlichen Lebens führt ... Auschwitz ... So traurig und für manche wohl übertrieben es klingt: Auschwitz ist noch lange nicht ausgestanden, auf der ganzen Welt nicht!!! Auch ich werde mich in meinem Heimatland auf höchster amtlicher Ebene kundig machen, ob und welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, gegen dieses Urteil vorgehen zu können. Eine sehr nachdenkliche und besorgte Margaretha
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13.02.2003 - 21:06: Re: Anonyme Geburt / Babyklappe
ja, es ist schon bedrückend, WIE leichtfertig da über fundamentale menschliche bedürfnisse einfach hinweggesehen und -gegangen wird. ich will ja gar nicht in abrede stellen, dass hier menschen auch einfach helfen wollen, aber hat denn die einrichtung der babyklappen wirklich zum erhofften rückgang schrecklicher kindesaussetzungen (und damit meine ich nicht jene, wo eine verzweiflte mutter ihr kind bewußt an einen ort legt, wo es möglichst rasch gefunden werden kann!!!) und - tötungen geführt. ich meine gelesen zu haben, dass dem nicht so sei!!!! und wird denn auch offen diskutiert, was mit der anonymisierung von der gesellschaft (fürchterlich allgemeiner begriff, denn es sind ja immer die einzelnen handelnden menschen, aus denen sich diese gesellschaft zusammensetzt!) einfach vom tisch gefegt werden kann, womit sie sich ganz einfach nicht mehr auseinanderzusetzen braucht ... ja, beim gedanken vor allem daran wird mir mehr als mulmig in der magengegend!! ich erlaube mir, im zusammenhang mit dem hier angeschnittenen thema babyklappe auch auf meinen zu diesem thema in der zeitschrift \"adoptionsdreieck\" erschienen aufsatz zu verweisen: http://members.aol.com/wmlgage /3eck/3eck-036.htm und doch freu ich mich für jedes kleines lebewesen, dass ein schönes, liebevolles zuhause findet, wie auch immer ... Margaretha
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28.01.2003 - 15:33: Re: ganz schlechtes Verhältnis zu meinen A-Eltern
Hallo Renchen, bei all deinem Wohlgemeinten, aber Differenzierung ist schon angezeigt! (Ich meine jetzt auch vor allem deine Antwort auf Harald). Zwischen den üblichen Konflikten, die halt einfach dazugehören, wo Menschen miteiander zu tun haben, also auch die normalen Eltern-Kind-Konflikte und systematischer schwerer psychischer und/oder seelischer Misshandlung und dem Ausleben nackten Hasses (was auch ich erlebt habe) besteht ein grosser Unterschied. Und: Es bestehen ebenso markante Unterschiede in den Problemkonstellationen von Adoptierten und Nicht-Adoptierten. Vergleichen wir die Dinge auf der Ebene, wo sie auch wirklich vergleichbar sind, und differenzieren wir dort, wo nur Differenzierung ein genaueres Verständnis ermöglicht!!! Liebe Grüße Margaretha
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28.01.2003 - 12:07: Re: ganz schlechtes Verhältnis zu meinen A-Eltern
Zu den Berichten von Renchen und Suse: Ich finde es sehr gut und wichtig, dass Ihr Eure Erfahrungen mit Euren leiblichen Eltern hier mitgeteilt habt. Zum einen ist daraus zu ersehen, dass Kinder, die bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen, ebenso schrecklich an ihnen leiden können, und das auch wegen ganz ähnlichen/gleichen Problemen. Da muss ich ganz offen sagen, dass ich mir schon oft dachte, wie es wohl sein muss, wenn einem leibliche Eltern diesen fortgesetzten Terror antun, wie schwer erst da eine Distanzierung von ihnen sein muß. Ich jedenfalls hatte innerlich immer auch die Möglichkeit, mich von den Menschen, die mir so grossen Schaden zugefügt haben (und davon kann ich nun einmal nicht absehen, das IST passiert!!!), zu distanzieren, konnte ich mir in die eine Richtung sagen, wie gut, dass ihr \"nur\" meine leiblichen Eltern seid, und in die andere Richtung, Gott sei Dank, ich bin ja nicht das leibliche Kind. Mir ist das alles tatsächlich nur möglich geworden, weil ich diese unverrückbare Liebe durch meine (Adoptiv-)Eltern und durch meine wundervollen Lebensbegleiter erfahren habe. Das waren einige wenige Menschen, aber trotz aller Negativerfahrung, war ihre gute Botschaft in mein Leben hinein die stärkere!!! Aber dennoch muss ich auch noch aufmerksam machen auf den Umstand, den Suse schon angedeutet hat: wir Adoptierte verarbeiten derart negative Erfahrungen einfach noch anders, die Katastrophe wird insoferne vergrößert, als da noch weniger im Hintergrund (an Wissen, die Verlassenheitserfahrung etc.) da ist. Ich habe mich beispielsweise lange JAHRE dafür SCHULDIG GEFÜHLT, ÜBERHAUPT AM LEBEN ZU SEIN, HABE MICH ALS ÜBERFLÜSSIGE MENSCHWERDUNG EMPFUNDEN, und dies trotz der letztlich so hilfreichen positiven Signale von \"meinen\" Menschen. Auch wenn viel Negatives - neben dem Positiven - zum Vorschein kommen mag, es tut gut, zur Wahrheit zu stehen!!!! In diesem Sinne Margaretha
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27.01.2003 - 23:52: Re: an Magarethe
Liebe Jule! Wie froh bin ich, dass Du therapeutische Unterstützung hast. Ich kann Dich auch hier aus meiner eigenen Perspektive nur bestärken. Ich habe vor genau zwei Jahren die goldrichtige Therapeutin für mich entdeckt, und es sind tatsächlich beinahe \"Wunder\" passiert. Meine Einstellung zur leiblichen Herkunft hat sich geradezu dramatisch verbessert, obwohl ich natürlich nach wie vor nicht bereit bin (das verlangt auch kein Mensch von mir!!!), meine Geschichte schönfärbend umzuschreiben. Mein Leben war genauso wie es eben war, daran kann auch ich nichts mehr ändern in meinen Erinnerungen. Und immer wieder wüten natürlich die verschiedenen Enttäuschungen (die Erinnerung daran) in mir herum, aber mit der Zeit entwickle ich ein wenig mehr Gelassenheit diesen Dingen gegenüber, lerne ICH die Dinge zu handeln und lass mich nicht mehr von ihnen terrorisieren!!! Eine ähnliche Entwicklung würde ich Dir auch wünschen, all das braucht Zeit und Geduld. Hab Geduld mit Dir!!!! Und mit dieser Unterstützung wirst Du DEINEN Weg ganz bestimmt finden!!! (Natürlich kennen wir Adoptierte diese Wahnsinnsangst vor der Verlassenheit, und u.a. auch deswegen fallen uns manche Trennungen so schwer!) Viel Kraft und Mut und alles Gute Margaretha
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27.01.2003 - 17:49: Re: ganz schlechtes Verhältnis zu meinen A-Eltern
hallo jule, vielleicht hast du neben anderen auch mich direkt angesprochen, als du von jenen sprachst, deren beiträge hier herinnen von guten beziehungen zu den adoptiveltern sprechen. ja, es ist wahr, zu meinen (adoptiv-)eltern hatte ich eine einzigartige und wundervolle beziehung (leider sind sie schon lange tot), aber glaube mir, auch ich weiss, wovon du sprichst. denn auch ich musste mir - von meiner stiefmutter - nicht nur einmal anhören, von was für einem gesindel ich wohl kommen würde, dass ich nichts wert sei, der letzte dreck und so weiter, und immer wieder, wiiiiiiiieee undankbar ich sei. bei jeder gelegenheit wurde ich niedergebrüllt, erhielt beim essen die kleinsten portionen etc. ein kind hat das recht auf achtung (janusz korczak), jedes kind hat das, und ... JEDES KIND BRAUCHT LIEBE und förderliche bedingungen für seine entwicklung, und dafür muss es nicht den rest des lebens hundedankbar sein. gegenüber eltern, die ihr kind - ob nun adoptiert oder leiblich - so schwer misshandeln (seelisch und/oder körperlich), muss dieses kind einen schutzwall errichten!!! auch ich bin nach dem tod meines vaters einfach aus der umgebung verschwunden, in der ich nur \"dreck\" war. auch du hast es nicht nötig, dir diese demütigungen gefallen zu lassen. ich wünsche dir, dass du nun endlich ZU DEINEM EIGENEN LEBEN findest und ja sagen kannst, du bist gar niemandem etwas schuldig!!! eltern, die kinder nur wegen des gesellschaftlichen prestiges adoptieren, sind eben auch auf dem holzweg gewesen und sollten dies früher oder später erkennen müssen!!! ich wünsche dir jedenfalls alles gute für DEINEN WEG margaretha
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17.01.2003 - 09:52: Re: Kontakt zur Herkunftsfamilie suchen?
Liebe ...! Herzlichen Dank für Deinen Beitrag, der mich sehr gefreut hat. Ich habe Jahrzehnte gebraucht, bis ich endlich so weit war, um mich öffentlich zu meinem Leben zu äußern. Und seit ich das schaffe, geht es mir auch entschieden besser in meinem Leben hier und jetzt. Ich beanspruche mit nichts, was ich von mir gebe, Allgemeingültigkeit, ich spreche aus meinen subjektiven Erfahrungen heraus, und tue dies - gerade weil ich auch in anderen Bereichen gelernt habe, wissenschaftlich zu argumentieren - ganz bewusst. Ich würde mir wünschen, dass wir uns gegenseitig in unserer Einmaligkeit (was unsere persönlichen Erfahrungen angeht), unseren Unterschieden in der Sicht und Interpretation einfach achten könnten. Gerade diese Vielfalt ist für mich die eigentliche Bereicherung ... auch hier im Forum. Wenn Forumsteilnehmer die Ebene der persönlichen Beleidigung wählen müssen, so ist das ein Stil, der nicht meiner ist und der mich im Grunde auch gar nicht sonderlich tangiert. Ich denke, dass ich mit meinen Beiträgen bisher gezeigt habe, dass ich nicht auf so einer niederen Ebene agiere. Liebe ..., nun habe ich nur von mir geschrieben. Noch einmal lieben Dank für Deinen Beitrag! Liebe Grüße aus Wien Margaretha
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16.01.2003 - 16:02: Re: Kontakt zur Herkunftsfamilie suchen?
Liebe Miriam! Als Adoptierte kann ich mich der Ansicht von Theres gut anschliessen. Ich würde mich an Eurer Stelle daran orientieren, was im Interesse Eures Kindes gelegen ist. Zudem vertrete ich - ich bin Adoptierte, die zweimal gefunden wurde - immer wieder die Ansicht, dass es der/die Adoptierte sein soll, welche schließlich den Kontakt herstellen können sollte, entlang jener Parameter, die ihm/ihr wichtig sind. Gerade dieser Bereich soll wirklich in die Eigenverantwortung des Adoptierten gelangen, und die wächst eben auch erst mit dem Erwachsenwerden ... Natürlich ist altersgemäß orientierte Aufklärung gut, hilft ein offenes Klima, aber ob nun Adoptiveltern, Herkunftseltern oder sonstige interessierte Verwandte sollten - meines Erachtens - dem/der Adoptierten nicht allzuviel vorgreifen. Mitunter kann weniger mehr sein ... Alles Liebe und viel Glück für Euren gemeinsamen Weg! Margaretha
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05.01.2003 - 22:53: Re: Reaktionen?
Liebe Jasmin! Es ist sehr schön, dass Du ein so gutes Verhältnis zu Deinen Adoptiveltern hast, aber ebenso natürlich ist Dein Interesse an Deiner leiblichen Herkunft!!! Auf welche Weise ist denn das Thema Adoption bisher in Eurer Familie zur Sprache gekommen, konntet Ihr denn bereits offen darüber sprechen? Auch ich habe meine (Adoptiv-)Eltern sehr geliebt (sie sind schon vor langer Zeit verstorben), liebe sie immer noch, und auch ich hätte ihnen niemals weh tun wollen, ihnen nie das Gefühl geben wollen, ich sei nicht ihr Kind. Aber geradeso wesentlich und wichtig kann einem das Wissen um die eigene leibliche Herkunft werden, und das ist im Grunde genommen doch das Selbstverständlichste auf der Welt, dass ich wissen will, wie bin ich in diese Welt gekommen, wer hat mich gezeugt, warum ... , wie sehen die Menschen aus, von denen ich abstamme ... etc.etc. Vielleicht gelingt es Dir, einen Weg zu finden, Deinen Adoptiveltern zu vermitteln, dass Du sie in keiner Weise weniger lieb hast, wenn Du Dich fuer Deine leibliche Herkunft interessierst, und dass Du dies ganz einfach für Deine gesunde Persönlichkeitsentwicklung brauchst, Dich damit zu befassen!!! Die leiblichen Herkunftseltern und die Adoptiveltern sind ja keine erbitterten Konkurrenten. Wir alle im Adoptionsdreieck gehören zusammen, ohne das eine könnte das andere nicht sein, ist es nicht so!!! Also Jasmin, ich wünsche Dir alles, alles Gute und hoffe, dass Du hier noch viele hilfreiche Ratschläge von den anderen Forumsteilnehmern bekommen wirst. Margaretha
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05.01.2003 - 22:41: Re: Herkunftseltern/Zwangsadoption in der ehem.DDR
Liebe Kati! Mit grosser Erschütterung habe ich Deine Mitteilung gelesen, denn sie zeigt mir/uns einmal mehr, welche entsetzliche Tragödie hinter einer Adoption sich verbergen kann. Ich bin selber Adoptierte und hoffe von ganzem Herzen, dass Du mit Hilfe der psychologischen/psychotherapeu tischen Begleitung einen für Dich erträglicheren Weg durch Dein Lebensdrama finden kannst. Hast Du schon den Schritt getan, einen Brief an Deinen Sohn beim Jugendamt zu hinterlegen, damit er im Fall seiner Suche nach Dir den Weg zu Dir leichter finden kann. Und ich hoffe ebenso, dass sich Dein Sohn auf die Suche nach Dir macht!!! Alles Liebe und viel Kraft Margaretha
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Margaretha Rebecca Hopfner, Wien 2002-2006 |