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Margaretha Rebecca Hopfner
Beiträge zum Thema Adoption
im Diskussionsforum von adoption.de
2002
Seine persönliche Herkunft gehört zum Menschen und sie gehört dem Menschen!
Jeder Mensch hat das Recht auf seine Herkunft!
Die Anonymisierung von Menschen und Inkognito-Adoption sind menschenverachtend! Sie machen aus Menschen (die ihre Herkunft tief innen immer in sich tragen!!!) zwangsläufig (moderne Nobel-)Sklaven und schaffen weltweit ein ungeheures Missbrauchspotential!!!!!!!
Herkunft darf also dem Menschen nicht vorenthalten, enteignet, geraubt werden!
Herkunft darf niemals vernichtet werden!!!
Adoption ist kein Instrument zur Familienplanung!
Adoption kann ein Weg sein, einem verwaisten Kind eine Familie zu geben.
Es müssen rechtliche Regelungen geschaffen werden, welche die Herkunft dem adoptierten Menschen auf allen Ebenen rechtlich bewahrt und gleichzeitig durch adoptional wirksame Bestimmungen sinnvoll ergänzt.
Adoption muss national und international rechtlich derart geregelt werden, dass die Menschenwürde aller Betroffenen gewahrt bleibt!
Kein einziger Mensch ist ein Bastard!!!!!
"DIE WAHRHEIT IST DEM MENSCHEN ZUMUTBAR." Ingeborg Bachmann
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Einige Jahre beteiligte ich mich an den Diskussionen im Forum von adoption.de. Es existieren dort bereits über Tausend registrierte Beiträge von mir, und die inhaltlich mir wichtigsten präsentiere ich ebenfalls seit Jahren auch hier. Die Beiträge habe ich im originalen Wortlaut sowie der von mir im Forum verwendeten Orthographie übernommen, Verschreibungen wurden absichtlich nicht wegkorrigiert. Es handelt sich bei meinen Beiträgen um jene Bruch-Stücke der "Dinge meines Lebens", die im fortgesetzten Prozess ihres vorläufigen und schließlichen "Erkennens" buchstäblich aus mir herausgebrochen sind! Mein Mitschreiben im Forum hatte wesentlichen Anteil am unumgänglichen Verarbeitungsprozeß zur Geschichte meiner Adoption. Ein Dankeschön an das Ehepaar Fasen, welches die so wichtige Webseite zum Thema Adoption geschaffen hat und betreut und an all jene Diskussionsteilnehmer, die im Lauf der Jahre einen Austausch zum Thema Adoption mit mir gepflegt haben. Nur in der direkten Kommunikation mit anderen Betroffenen war mir mein eigener Ausdruck in dieser Form erst möglich!!!
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19.12.2002 - 17:36: Re: Etwas Besinnliches...
Liebe Melanie Marie! Du hast gerade zur rechten Zeit diese wunderbaren Sätze von Kalil Gibran hier in das Forum gestellt. Ich kenne und liebe sie schon seit Jahrzehnten, gerade im Adoptionszusammenhang erscheinen sie in ganz eigenen Licht ... \"Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.\" Das ist für mich beispielsweise immer der Kernsatz gewesen, der für jeden Menschen Gültigkeit hat!!! Melanie Marie, ich hoffe so sehr für Dich, dass Du in Deinem Bemühen um eine starke Grenzfindung (Du weisst, worauf ich anspreche) erfolgreich bist bzw. sein wirst ... und die Sehnsucht nach Deinem Glück in diesem Deinem Leben wieder erstarken kann ... Frohe Feiertage und einen guten Rutsch nach 2003 ... Margaretha
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19.12.2002 - 17:05: Re: Weihnachten (an Margaretha)
Hallo, liebe Lucie! Auch Dir danke ich ganz herzlich für Deine Antwort auf meinen Beitrag. Ich sehe darin sowohl die Achtung vor Deiner Tochter und der Situation, in der sie nunmehr seit der Adoption steht. Andererseits sprichst Du auch jenen Bereich an, wo klar gesagt werden muss, dass das Bild von Herkunftseltern in der Öffentlichkeit revidiert gehört, da liegt zugegebenermaßen Vieles im Argen, und im Grunde ist auch dieses überwiegend negative Bild wahrscheinlich mit für jene Einstellung und Aussage verantwortlich, welche Dich und wahrscheinlich noch andere Herkunftseltern in diesem Film erschüttert haben, wiewohl ich immer den/die Adoptierte/n in Schutz nehmen möchte. Faktum ist und bleibt für mich als Adoptierte, dass - wie liebevoll auch immer die Adoptiveltern und wie gut das Verhältnis auch zu ihnen war, und gerade ich kann hier wirklich nur das Positivste berichten - dass die mehr oder weniger endgültige psycho-soziale Trennung von den leiblichen Eltern als offene Wunde im/in der Adoptierten zurückbleibt, denn nicht ich habe die Trennung gewollt (ich habe nach meiner Mutter geschrien, ich wollte dass sie da ist für mich, mich versorgt, mich liebt), von mir hat man sich getrennt, und ich beispielsweise erlebe das am Ursprung meines diesbezüglichen Empfindens als nachhaltige Demütigung. Immer noch. Und eben weil diese Gefühle in mir waren seit ich von meiner Adoption weiss, wäre es hilfreich und gut gewesen, nicht mit Negativvorstellungen hinsichtlich meiner leiblichen Eltern behaftet worden zu sein durch dominante gesellschaftliche Bilder. Aber auch dann, wenn diese Bilder positive gewesen wären, hätte ich im Falle einer Suche u.U. damit rechnen müssen, noch einmal auf taube Ohren zu stoßen, auch diese Erfahrungen machen Adoptierte, die gefunden haben ja immer wieder, nur hören wir weniger davon, weil sie nicht als \"Erfolgsgeschichten\" mitgeteilt werden können, sondern die ganze Traurigkeit und Hoffnunglosigkeit des Anfangs noch einmal durchlebt und verarbeitet werden muss. Und wer will sie denn schon hören, immer wieder diese traurigen Geschichten ... Nichtsdestoweniger gibt es sie ... Liebe Lucie, ich finde es wunderbar, dass Du für Deine Tochter da sein möchtest, wenn sie bei Dir auftaucht, ihr antworten möchtest auf ihre Fragen, und dass sie auch ein wenig von Deiner Sehnsucht nach ihr verspürt, das wird ihr unendlich guttun, daran glaube ich fest ... Gelegentlich müssen wir alle verdrängen, wir können nicht unausgesetzt im schmerzverzerrten Zustand verbleiben, wenn wir das Leben meistern wollen, jede/r entsprechend seiner je eigenen Mittel und Möglichkeiten, auch hier gibt es keine Generalrezepte. Aber gelegentlich braucht auch unsere Trauer ihren Raum und einen Rahmen, der schützt!!! Ich bin sicher, Lucie, auch Du wirst Deinen Raum und Deine Zeit finden!!! Alles Liebe von ganzem Herzen und dass Dein Mädchen sich bald einmal bei Dir meldet!!! Margaretha aus Wien
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19.12.2002 - 16:36: Re: Weihnachten
Meine liebe Roswitha! Ich danke Dir herzlichst für Deine Zeilen. Natürlich weiss ich, dass Du niemandem von uns weh tun willst, und dass Du auch einfach aus den Erfahrungen Deiner eigenen Geschichte heraus denkst und handelst. Ja, natürlich, auch Du kennst die Situation, wie es ist, wenn das Verhältnis zur leiblichen Mutter \"gestört\" ist, und genauso wie ich meinem, möchtest auch Du Deinem Kind vermitteln: Niemals sollst du aus ähnlichen Gründen wie ich Schmerzen empfinden müssen. Ich weiss, dass ich als Adoptierte mit Dir auf mehreren Ebenen verbunden bin: auf der Ebene des \"weggebenen\" Kindes und auf der Ebene Herkunftsmutter -Kind. Du trittst da quasi in einer Doppelrolle auf. Mir war und ist es lediglich ein Bedürfnis, da dies ein öffentliches Forum ist, ebenso öffentlich meine Position als Adoptierte auszusprechen. Liebe Roswitha, gewiss will ich Dir nicht weh tun, und ich kenne Deine Beweggründe, Deine Geschichte nun ein wenig (und gerade Deine Geschichte hat mich zu einem grossen Nachdenken über die Situation von Herkunftseltern veranlasst, und dieses Nachdenken hält an ...): Immer wieder kann ich aus meiner ureigensten Perspektive nur sagen: Liebe Herkunftseltern, lasst den Adoptierten bei der Suche nach Euch ihre eigene Zeit, lasst sie das eigene Terrain schaffen, die eigenen Wege finden, die eigenen Entscheidungen treffen. Adoption ist mit so vielen Begleiterscheinungen v.a. für den/die Adoptierte/n behaftet, dass dieses den EIGENEN Weg finden einfach lebensnotwendig ist. Wie froh wäre ich , eine leibliche Mutter wie Dich gefunden zu haben ... Ich werde Dich anrufen ... Alles Liebe von Deiner Margaretha
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18.12.2002 - 16:59: Hallo Martina
Hallo ...! Wie schön, wieder einmal von Dir zu lesen! Welcome back here!!! Weihnachten naht ja nun mit Riesenschritten, und nicht unbedingt allen Menschen - u.a. auch mir nicht - tut diese besinnliche Zeit \"gut\", denn mehr als sonst unterm Jahr wird man in den tiefsten Emotionen berührt, und das sind eben auch die noch offenen Wunden ... Dennoch freue auch ich mich auf den Weihnachtsabend mit meiner geliebten Tochter und den Menschen, mit denen ich an diesem Abend telefonieren werde. Und wie jedes Jahr werde ich auch heuer wieder froh sein, wenn der Abend vorbei ist, das Neue Jahr da sein wird, und \"der gute alte Trott\" weiter gehen kann :-))) Dir und allen in diesem Forum ein gesegnetes Weihnachtsfest und nur Glück im kommenden Jahr. Alles Liebe aus Wien Margaretha
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18.12.2002 - 15:54: Re: Weihnachten
Liebe Roswitha, ich habe diese Sendung NICHT gesehen, aber zu Deinem Beitrag
moechte ich schon etwas sagen: 1. Nicht alle leiblichen Eltern trauern - so wie
Du - ihrem Kind ein Leben lang nach. Meine jedenfalls taten und tun das nicht!!!
Von ihnen fuehle ich mich, auch das spreche ich jetzt einmal offen aus, ein
Leben lang abgetrieben und nicht fuer ein \"zweites Leben\" freigegeben!!! Wie
gerne wuerde ich nur ueber einen Teil der Verdraengungs\"leistung\" meinen
leiblichen Eltern gegenueber verfuegen, wie diese das mir gegenueber im Stande
sind!!! Gott sei Dank habe ich - auf Grund welcher Fuegungen auch immer - von
meinen (Adoptiv-)Eltern und einigen anderen wunderbaren Menschen Lebenskraft und
Lebensmut erhalten. 2. Von \"schlimm\" wuerde ich nicht sprechen, wenn
Adoptierte erst spaet mit ihrer Suche anfangen, oder nie ... Es soll Adoptierten
ueberlassen bleiben , ob und wann sie suchen wollen, SIE sollen es jetzt endlich
einmal sein, die ENTSCHEIDEN duerfen. Das ist meine ganz persoenliche Meinung in
dieser Sache. 3. Auch sogenannte Herkunftseltern sollten sich immer bewusst
bleiben, dass der Schmerz vielfach auch auf Seiten der Adoptierten und
Adotiveltern ist. 4. Und immer in meinem Leben konnte ich mich nicht darueber
freuen, DIESES Leben von meinen leiblichen Eltern erhalten zu haben. Dass ich
mich darueber freuen kann, kommt von ganz, ganz anderen Menschen. Adoption ist
so oft ein schmerzvolles Thema, und den Schmerz finden wir bei allen, die ihm
nicht ausweichen koennen bzw. den Mut haben, ihn an sich heranzulassen, jenen
Schmerz, der die Augen oeffnet fuer die Wahrheit (I. Bachmann) ... Margaretha
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04.12.2002 - 15:55: Re: Umfrage: Adoption seitens homosexueller
Paare
hallo rod, meine einstellung zu diesem thema ist bereits hier bekannt, ich habe
sie weiter unten kundgetan. aus meiner hoechstpersoenlichen perspektive als
adoptierte und davor durch das gleichgueltige zutun meiner leiblichen mutter und
auch deren familie in - woertlich zu verstehender - lebensgefahr schwebend kann
ich nur sagen: DIR haette ich mich sofort anvertraut, bei dir waere ich mit
sicherheit gerne aufgewachsen, bei dir wäre es mir bestimmt wohl-ergangen, aber
irgendwo hätte ich vielleicht eine weibliche bezugsperson für meine
persönlichkeitsentwicklung gebraucht! und noch etwas, das mir in diesem
zusammenhang immer wieder zu denken gibt, weil ja zwei lebensformen (familie)
zumeist so konkurrenzierend einander gegenuebergestellt werden: Geht es denn in
den sogenannten \"normalen\" heterosexuellen familien immer so optimal zu und
her (stichwort: gewalt, missbrauch in der familie, im unmittelbaren familiären
umfeld!!! wenn ich da an die zahlen denke, wird mir buchstäblich schwarz vor den
augen!!!)? herzliche gruesse margaretha
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02.12.2002 - 11:54: Re: an Martina, Margaretha, Suse u. a.
Lieber Harald! Gut, dass Du Dich wieder gemeldet hast! Ich weiss allerdings auch
nicht, WER Dir da derart uebel wollen koennte, dass er unter Deinem Namen derart
verletzende Dinge von sich gibt! Keine Ahnung, da bin ich wiederum mit meinem
Latein am Ende. Harald, Du hast mich nicht gekraenkt mit Deinem damaligen
Hinweis auf meine leiblichen Eltern/Adoptiveltern. Danke, dass Du mich auf
freundliche Gedanken in Richtung meiner leiblichen Eltern bringen wolltest. Es
war mir lediglich ein Beduerfnis, Deine Vermutung, mir koennte \"ein Baer
aufgebunden worden sein\" in das fuer mich richtige Licht zu setzen. Das ist
alles, und das wuerdest Du ja bestimmt auch tun, wenn es um Deine eigene
Geschichte geht, die jemand anderer nicht so klar einschaetzen kann wie Du
selbst. Wie ich schon sagte (und nicht nur ich), wir alle sind Verletzte, bei
uns allen kann es gelegentlich vorkommen, dass wir bei diesem Thema
ueberreagieren, einfach, weil bei allen so viele Emotionen im Spiel sind, denn
trifft ja das Thema Adoption uns Betroffene im Kern unserer Person!!! Deshalb
ist es auch keine Schande, und auch das haben viele von uns hier oeffentlich das
eine und andere Mal schon getan, auch Du gegenueber Suse, wie ich heute gesehen
habe, sich beim anderen zu entschuldigen, wenn Worte mitunter zu spitz
ausgefallen sind ... Auch Rod gegenueber waere da vielleicht ein versoehnliches
Wort Deinerseits angebracht (moechte aber nicht Moraltante spielen!!!). Rod, der
mir mittlerweile - zu meinem eigenen Erstaunen - wirklich so etwas wie ein
Bruder geworden ist, hat sich hier im Forum oeffentlich zu seiner Homosexualität
bekannt, und fuer diese seine Aufrichtigkeit habe ich unter anderem eine so hohe
Achtung vor ihm. Rod hat nicht nur wie Du eine äußerst schwierige
Adoptionsgeschichte durchlebt, mit der er zurechtkommen muss, sondern auch gegen
jene gesellschaftlichen Vorurteile anzuleben, mit der Homosexuelle konfrontiert
werden. Die gesellschaftliche Diskriminierung Homosexueller hat eine lange
\"Tradition\": ein trauriger Höhepunkt wurde während des Nationalsozialismus
erreicht, als Homosexuelle in KZs gesteckt wurden und dort entsprechend der
lagerinternen Häftlingskategorisierung den rosa Winkel verpasst bekamen.
Diskriminierende Einstellungen (nicht zwangslaeufig nationalsozialistischer
Einfaerbung) gegenueber Homosexuellen sind ja nach wie vor in voller Wucht
wirksam. Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber ein naher Verwandter von
mir hat einmal allen Ernstes die Ansicht vertreten, man solle doch alle
Homosexuellen wegen der Aids-Gefahr einfach umbringen. Ist kein Witz!!!! Stell
Dir das einmal vor!!! Und das von einer Person, der man keinerlei Nähe zum
Nazi-Geist nachsagen koennte. Was glaubst Du, hat Rod sich schon alles anhoeren
muessen in seinem Leben .... So darf es Dich nicht wundern, wenn Rod auf gewisse
Äusserungen verletzt und heftig reagiert, ich jedenfalls kann ihn in dieser
Hinsicht sehr gut verstehen. Lieber Harald, wie gesagt, schoen, dass Du Dich
wieder gemeldet hast. Und ich wiederhole es noch einmal: auch Du hast hier bei
uns Deinen Platz, aber versuche uns als Dir Wohlwollende und nicht Dir
Uebelwollende zu sehen. Wir von Adoption Betroffene haben alle vollkommen
unterschiedliche Geschichten, und gerade die Unterschiede machen den Austausch
so spannend, wertvoll und hilfreich. Und jede Geschichte ist einzigartig, auch
Deine!!! Alles Liebe und viel Kraft für Deinen Weg Margaretha
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29.11.2002 - 18:47: Diskussionsstil - für Harald
Traurig stimmt mich, dass hier mitunter ein furchtbar harter Ton um sich greift.
Nicht nur mir ist das aufgefallen, auch ..., ..., ... etc. haben sich
schon in dieser Richtung geäußert. An und fuer sich schaetze ich dieses Forum
deshalb, weil tatsaechlich auf sehr gutem Nivau die unterschiedlichsten Aspekte
von Adoption v.a. durch Betroffene zum Ausdruck gebracht werden. Dass sowohl
fachbezogene Diskussionen stattfinden als auch Betroffene sich gegenseitig
kennenlernen koennen und so konkrete Lebensschicksale nachvollziehbarer werden.
Dass gelegentlich einmal ueberreagiert wird, liegt in der Natur der Sache selbst
und im Temperament der einzelnen Diskussionsteilnehmer, all das koennen wir
inzwischen verkraften, d.h. sinnvoll in die Gruppendynamik integrieren, und
gerade hier haben ... und ... wertvollste Beiträge gegeben!!!! Auf Dich
lieber Harald, sind wir, so meine ich mich zu erinnern, wirklich alle zunächst
einmal mitfuehlend eingegangen, Dein Schicksal hat nicht nur mich zutiefst
bewegt und tut das noch!!!! Aber ich wuerde Dich im Sinne des guten
Gespraechsklimas ersuchen, von Deinem angriffigen Ton Abstand zu nehmen.
Vielleicht aber fuehlst Du Dich noch so verletzt durch Deine entsetzlichen
Lebenserfahrungen, dass es gelegentlich \"mit Dir durchgeht\" und Du
Aggressionen gegen Menschen richtest (hier gegen manche von uns), die absolut
nichts dafuer koennen. Hier sitzen wir doch alle im selben Boot (wie Rod es
schon sagte), wir alle haben unsere Wunden, die noch schmerzen, wir alle haben
unsere schweren Tage und traurigen Stunden ... und muessen uns auch
durchkaempfen und fuer gute Laune sorgen, damit wir weitermachen koennen, gute
Laune auch dann mitunter noch, wenn uns absolut nicht danach zumute ist ... Dein
tiefer Schmerz hat nach wie vor mein Mitgefuehl, aber Dein Ton geht mir, das
gestehe ich ganz offen, gelegentlich schon auf die Nerven. Es wäre schön und
bereichernd - denn hier hast auch Du Deinen Platz, auch in Deinem Anderssein,
wenn Du dies als solches ausgedrücken willst, wenn Du es möchtest - wenn Du uns
(oder manche von uns) nicht als Feinde wahrnehmen könntest, sondern als
Schicksalsgefährten und Freunde. Und gute Beziehungen, Harald, muß man pflegen,
das gilt auch für Dich!!! Dir alles Gute wünschend Margaretha
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29.11.2002 - 18:11: an die anonymen Herkunftseltern
Liebe anonym bleiben wollende Herkunftseltern! Zunaechst einmal meinen grossen
Respekt und Dank fuer Euren Eintrag hier im Forum, mit dem Ihr uns ein wenig
mehr Einblick gewaehrt habt in die Innenwelt von Herkunftseltern. Besonders hat
mir auch Eure mir sehr ruecksichtsvoll erscheinende Vorgangsweise Eurer zur
Adoption freigegebenen Tochter gefallen (nicht agieren, sondern reagieren: ja,
in der Tat, das stimmt fuer mich, denn die Tochter soll einmal zu ihrem
ureigensten Agieren/Handeln finden!). Und Euer Beitrag hat mir ein weiteres Mal
von der grossen Sehnsucht von Herkunftseltern erzaehlt (eine liebende Sehnsucht,
die ich als Adoptierte bei meinen leiblichen Eltern, und das tut wohl immer weh,
nicht in dieser Weise verspuehrt habe, ja ... ) und mir geholfen, die von mir so
\"gefuerchtete\" Seite im Adoptionsdreieck wieder ein Stueckchen naeher an mich
heranzulassen, so wie mir das Roswitha schon so wundervoll ermöglicht hat!! Ihr
habt schon viele Tipps von Leuten hier bekommen, das Wichtigste ist gesagt. Leid
getan hat mir der mitunter rauhe Ton, mit dem ihr hier konfrontiert wurdet, denn
auch ich kann nichts egoistisches und Eure Tochter kraenkendes in Eurem Vorgehen
erkennen, aber es haben sich ja auch die vielen wohlwollenden Stimmen zu Wort
gemeldet. Nur eines ganz speziell von mir (andere moegen da anderer Meinung
sein!): Lasst Eure Tochter den Zeitpunkt und das Tempo der Annaeherung an Euch,
ihre leiblichen Eltern, bestimmen. Gebt ihr den Raum und jene Geduld, die ein
Mensch, der das Gehen lernen muss, einfach braucht!!! Ich wuensche Euch Kraft,
Geduld und alles Gute fuer die Zukunft Margaretha
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29.11.2002 - 17:49: Re: Hallo Martina
Hallo, liebe ...! Herzlichen Dank für Deine liebe Nachfrage. Gar nichts
Tragisches ist bei mir!!! Auch dem Forum hier bleibe ich selbstverstaenlich
treu. Nur, wie ich Dir schon einmal frueher angedeutet habe, brauche ich
gelegentlich eine \"Auszeit\" vom Thema Adoption, suche ich den Abstand ...
Dieses Thema geht bei mir eben immer noch - wie wahrscheinlich bei allen, die
sich hier beteiligen, tief, tief ... Wenn ich also gelegentlich ein wenig
\"absent\" bin, so bin ich doch da und schalte ich mich zu gegebener Zeit wieder
ein ... Aber wie gesagt, es ist schoen, dass Du nachgefragt hast ... :-))) Alles
Liebe aus Wien und ein schoenes Wochenende Margaretha
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18.11.2002 - 16:49: Re: An alle: über die eigene Nase hinaus denken,
kann uns HELFEN
Lieber ..., liebe ...! Ihr kennt mich inzwischen so gut, dass Ihr wisst,
dass ich auch in dieser Frage Eure Ansichten voll und ganz teile. Auch fuer mich
war es einst fuer die Bewaeltigung meines eigenen Schicksals von
lebensentscheidender Bedeutung, zu erkennen, dass ICH nicht der leidende
Nabelpunkt der Welt bin, bei aller Achtung vor den negativen Erfahrungen, die
ich eben auch gemacht habe in meinem Leben und die eben auch ihr Gehoer von mir
verlangen! Es ist mir in diesem Zusammenhang noch wichtig zu sagen, dass
selbstverstaendlich Leidenserfahrung nicht \"quantifiziert\" werden kann, jede/r
erlebt Leiden auf seine je eigene subjektive Weise und muss seinen/ihren ganz
eigenen Weg gehen durch seine/ihre einzigartige Geschichte, mit seiner/ihrer
einzigartigen Persoenlichkeit. Aber, ganz richtig: vergessen wir nicht, dass es
Leidensdimensionen gibt, die buchstaeblich die gesamte menschliche Person
(Geist, Psyche, Physis) aufbrechen und zerstören koennen ... Alles Liebe aus
Wien Eure Margaretha
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16.11.2002 - 11:52: Re: An Martina, Margaretha und Rod
Lieber Harald! Immer wieder erschüttert mich, was Du von Deiner
Leidensgeschichte erzählst. Immer wieder bin ich fassungslos, wenn ich
dergleichen Dinge erfahre, zumal ich ja ebenfalls - im weiteren
A-Familienzusammenhang - haarsträubende Dinge erlebte (ich wurde auf das übelste
beschimpft und als 9jähriges Kind sogar mit Mord bedroht!) Aber zu meinen
(Adoptiv-)Eltern kann ich nur sagen: Sie waren mir die liebevollsten Eltern, die
man sich nur wuenschen kann. Sie haben KEIN EINZIGES WORT zu mir über meine
leiblichen Eltern und die Umstände, aus denen sie mich gerettet haben, erzaehlt.
Sie haben das auch deshalb vermieden, weil sie wussten, wie weh sie mir damit
tun wuerden, und dass ein Kind derlei Mitteilungen wohl schlecht verkraften
könnte. Lediglich zwei Menschen haben einige wenige Male Andeutungen gemacht,
denen ich allerdings instinktiv nicht nachgegangen bin. Erst mit Hilfe einer
therapeutischen Begleitung seit eineinhalb Jahren (ich bin nun 46 und meine
A-Eltern sind schon gestorben als ich 8 1/2 und 18 1/2 Jahre alt war - war es
mir möglich, mich mit den Tatsachen meines Lebens in meinen ersten Lebensmonaten
auseinanderzusetzen. Und da sind die entsetzlichen Fakten zutagegetreten. Meine
leiblichen Eltern habe ich kennengelernt, als ich 19 1/2 und 30 Jahre alt war.
Ich wurde zweimal gefunden, muetterlicherseits vom Onkel meiner leiblichen
Mutter, bei dem sie aufgewachsen war und der ihr Erziehungsberechtigter war.
Also Harald, nicht alle Adoptiveltern luegen und binden einem Bären auf, und
wenn sie es tun, koennen sie es auch durchaus gut mit ihrem A-Kind meinen, und
nicht alle leiblichen Eltern sind gut, weil sie die leiblichen Eltern sind.
Meine leiblichen Eltern sind schlicht und ergreifend abgehauen, ich war ihnen im
Wege, meiner leiblichen Mutter spaetestens seit dem Zeipunkt, als sie erkannte,
dass mein leiblicher Vater sie nicht heiraten wuerde, zuvor war sie nach eigener
Aussage erfreut, ein Kind von ihm zu bekommen. Dann hat meine leibliche Mutter -
von der Behörde nicht aufgefordert - noch einen Antrag auf Dauerpflege bei
\"Pflege\"eltern mitunterschrieben vier Tage, bevor ich zum wiederholten Mal in
äußerst schlechter Verfassung vom Arzt ins Spital eingeliefert wurde. Diese
Pflegeeltern waren nach der Aussage meiner leiblichen Mutter Alkoholiker ... und
sie hat mich diesen Leuten von Anfang an ueberlassen, hat das ausgemachte
Pflegegeld nicht bezahlt, und darueber haben diese Leute bei der Behoerde
Beschwerde gefuehrt ... Die Behoerde lehnte diesen Antrag mit Hinweis auf die
\"unguenstigen Erziehungsverhaeltnisse\" innerhalb von ein paar Tagen ab, und
dies in den 50er Jahren, als auch die Behoerde ueberhaupt froh war,
Pflegeplaetze fuer Kinder wie mich zu haben. Zudem war ich bekanntermassen das
Kind eines - in Deutschland stationierten - amerikanischen Besatzungssoldaten,
das lebendige Deponat einer von vielen noch verhassten Siegermacht, und auch
diese Tatsache hat sich nicht gerade guenstig auf mein damaliges Schicksal
ausgewirkt, und ich spekuliere einmal, dass auch dies ein Grund dafuer war,
warum ich keine Aufnahme in der Familie meiner leiblichen Mutter fand. Ich
weiss, dass meine leibliche Mutter auch von ihrer Familie im Stich gelassen
wurde und ich schliesse nicht aus, dass von dieser Seite auch Druck auf sie
ausgeuebt wurde, aber darueber kann ich nicht viel sagen, da kann ich wirklich
hauptsaechlich nur spekulieren. Jedenfalls haben sich meine leiblichen Eltern
(auch mein leiblicher Vater hat von meiner Existenz gewusst und hat meiner
leiblichen Mutter den trostreichen Rat gegeben, sie solle eine gute Mutter sein,
das hat mir meine leibliche Mutter erzaelt!!!) an mir schuldig geworden. Das ist
die Wahrheit, die ich erst seit ca. einem Jahr kenne, und dann ist noch etwas
zutage getreten, das einem ebenfalls die Haare zu Berge stehen laesst ... Also
diese Wahrheit musste ich selber in der Begegnung mit meinen leiblichen Eltern
und im Zuge meiner Recherche in den letzten eineinhalb Jahren (von der ich mir
eigentlich gar nicht weiss was erhofft hatte nach so langer Zeit) entdecken.
Aber Dir, Harald, wuensche ich nach wie vor, dass Du eine undurchdringliche
Mauer zwischen Dir und Deinem Adoptiv\"vater\" errichten kannst!!! Ich weiss aus
eigener Erfahrung, wie wichtig das ist!!! Alles Liebe und Gute und viel Kraft
für Dich Margaretha
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15.11.2002 - 10:03: Re: An Harald/Zwangsadoption
Lieber Harald! Das, was Du im Laufe Deiner Adoptionsgeschichte erlebt hast, ist
ja wirklich grausam und dafür hast Du absolut mein vollstes MITGEFUEHL. Da hat
man Dir fürchterliche Dinge angetan, und nur zu gut kann ich verstehen, dass Du
zum einen Rechenschaft dafür einforderst und zum anderen Deinen Peiniger in
unendliche Distanz zu Dir rücken willst!!! Deine generelle Meinung zum Thema
Adoption kann ich aber nicht teilen, denn beispielsweise bin ich als eine
Adoptierte (andere Adoptierte haben andere Erfahrungen als ich, negative wie Du,
aber auch positive wie ich!!!) sehr, sehr glücklich darüber, adoptiert worden zu
sein von meinen (Adoptiv-)Eltern, die ich bis zum heutigen Tag als meine
\"richtigen\" Eltern ansehe. Hätten sie mich nicht bei sich aufgenommen, wäre
ich wahrscheinlich gar nicht mehr am Leben. Schau, ich habe zum Beispiel mit
meinen leiblichen Eltern schreckliche Erfahrungen machen muessen, kann aber
deswegen auch nicht generalisieren und die von mir erfahrene Negativität auf
sämtliche H-Eltern übertragen. Im Gegenteil, ich mußte lernen, gerade hier zu
differenzieren. Harald, auch viele Kinder durchleiden bei ihren leiblichen
Eltern ein Martyrium, zahllose werden tagtäglich von ihnen misshandelt,
missbraucht, verstümmelt ... Auch das Aufwachsen bei den leiblichen Eltern ist
KEINE Garantie dafür, von ihnen liebevoll behandelt zu werden. Und genauso gibt
es bei Adoption auch keine Garantie, dass alles \"gutgeht\". Auch unter
Adoptierten hast Du Leidensgefährten, die wahrscheinlich Ähnliches wie Du erlebt
haben. Dieses Forum hat mir die Augen auch gerade dafür geöffnet!!! Ich hoffe
für Dich, dass Du in Deinem Fall die Aufhebung der Adoption erreichen kannst und
den Weg gehen in Dein weiteres Leben hinein, der Dir so wichtig wäre. Dir
wirklich von Herzen alles Gute wünschend Margaretha
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11.11.2002 - 19:10: Re: An die vorbildliche Margaretha
Liebe Martina! Oh, so viel des Lobes treibt mir ja direkt die Schamröte ins
Gesicht ... Aber ich freue mich zugegebenermassen auch darüber und vor allem,
dass du erkannt und ausgesprochen hast, worum es mir bei meinem
\"Selbstmitteilungen\" geht: zum einen um meine Befreiung, weil ich überhaupt
und öffentlich über meine ureigenste Geschichte spreche, und zum anderen, weil
ich eben auch annehme, dass der eine oder andere sich selber im einen oder
anderen Punkt wiedererkennt und ihm das vielleicht ein wenig hilfreich ist ...
Was mir in meiner Konfliktbewältigung (und mit Konfliktsituationen müssen wir
alle umgehen lernen, sie bleiben doch niemandem erspart) war, dass ich einmal
erkannte, dass es menschliche Leidensdimensionen gibt, die so ungeheuerlich sind
und so ausweglos für die ihnen Ausgelieferten, dass meine Lebensprobleme sich
dagegen einigermassen harmlos und bewältigbar ausnahmen ... Und so habe ich mich
eben angestrengt und durchgehalten, vor allem auch, weil ich einen Tochter habe
... Ob das nun \"vorbildlich\" ist, kann ich nicht beurteilen ... wag ich doch
zu bezweifeln, zumal ... Und: ich habe in meinem Leben, im Unterschied zu manch
anderen Menschen, viel, viel an Liebe bekommen und Menschen, die mich an der
Hand genommen haben, mir Vorbild waren ... Deshalb sollte ich nicht so viel
klagen, aber auch diese traurigen Erfahrungen wollen eben gehört und ausgedrückt
sein ... Es ist so schön für mich, Euch hier gefunden zu haben. Dich, Roswitha,
Rod, Irma ... Gina kenne ich ja schon von früher. An alle, die hier ins Forum
hereinschauen, spreche auch ich die Einladung aus, mitzureden, andersartige
Meinungen einzubringen, die eine gute Diskussion anregen können ... Erst in der
Vielfalt zeigt sich ja die Kraft des Lebens selbst!!! Herzlichst aus Wien
Margaretha
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09.11.2002 - 14:44: Re: Kuckuck!
Hallo, mein lieber Rod! Bin ich nun froh, dass Du es Dir überlegt hast!!!!!!!
Gott sei Dank werden nun doch weiterhin auch andere Menschen von Dir beschenkt,
dürfen Dein aufrichtiges, kluges und witziges Wesen kennenlernen, bekommen so
manch wertvollen Denkanstoss von Dir!!!! Was Du zu Ina sagst, ist richtig, auch
sie gehört zu uns, auch sie darf mit ihrer anderen Meinung hier im Forum sein.
Gerade die Vielfalt an Erfahrungen, Einstellungen, Geschichten macht das Thema
Adoption auch so interessant. Dasselbe gilt für Rainer selbstverständlich!!!
Aber andererseits bleibe auch ich auf meinem Standpunkt, dass ein bißchen
Privates, ein bißchen Witz und Humor herinnenbleiben sollte in diesem Forum,
gerade auch deswegen, weil Adoption in so vielen Aspekten ein trauriges Thema
ist. Ich wiederhole, es hilft mir persönlich ungeheuerlich, in diesem Forum -
und hier mein ganz grosses Dankeschön an die Familie Fasen als Betreiber des
Forums - Menschen kennengelernt zu haben, Adoptierte, Herkunftseltern,
Adoptiveltern, die ebenfalls bereit sind, ihre Privatsphäre zu öffnen, zu teilen
und sich mitzuteilen, und ... mit mir gemeinsam über das eine und andere zu
lachen, ohne die ernsten Tatsachen und deren adäquate Präsentation aus den Augen
zu verlieren. Nach vielem, vielem Weinen bin ich glücklich, mit Menschen, von
denen ich sicher bin, dass sie auch schon viel geweint haben, gemeinsam auch
fröhlich sein zu können. Das ist für mich einzigartig!!! Rod,Du bist ein
wunderbarer Mensch. So Vieles hast Du schon geschafft, und Du wirst auch mit den
gegenwärtigen Herausforderungen fertig werden: step by step!!! Alles Liebe von
Wien nach Barcelona Deine Margaretha
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08.11.2002 - 12:47: Re: An Ina
Auch ich sehe mich veranlasst, zu Inas Bemerkung eine Bemerkung anzubringen. Wie
ich meine, haben die Personen, die Ina wohl angesprochen hat, immer wieder
ausreichend gerade zum Thema Adoption Stellung bezogen, haben von sich als
Betroffene berichtet, Rat gegeben etc. Ich sehe da für mich auch keinerlei
Anlass, mich zu entschuldigen, zumal ich mir nicht der geringsten \"Schuld\"
bewußt bin!!! Als Adoptierte bin ich Jahrzehnte durch eine einzige Trauerwelt
gewankt, und es tut mir gut, wenn ich sehe, dass andere Betroffene - wie ich -
zum Humor fähig sind, einander zum Lachen bringen, und gross ist meine Freude,
wenn auch ich lachen kann!!! Danke immer wieder an Dich, Rod!!! Danke auch an
Martina, die ich sowohl als kompetente Ratgeberin in Sachen Adoption hier
kennengelernt habe, als auch als Gesprächspartnerin, die wirklich versucht, auch
die Positionen anderer, auch jener, die andere Meinungen als sie selber
vertreten, nachzuvollziehen, darauf einzugehen etc. Dazu gehört Mut und eine
gewisse Weite des Blickfeldes! Ich würde mich freuen, wenn wir uns immer wieder
- bei der in diese Forum gebotenen Fokussiierung auf das Thema Adoption - ein
wenig zum Schmunzeln, zum Lachen bringen. Auch das ist für mich eine grosse
Hilfe, mit meinem grossen Trauerthema Adoption Tag für Tag besser zurecht zu
kommen. In diesem Sinne Margaretha
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07.11.2002 - 15:54: Re: an Margaretha-Darling
liebe roswitha, ach, das war die ursache deiner zögerlichen antworten gestern im
chat, hättest mir das auch durchgeben können :-))) nun hoffe ich dass, deine
blechtrommel (begriff von rod!) wieder funktioniert und dir widerspruchslos zu
diensten ist!! heute hat meine carla geburtstag und ein wenig geburtstag ist das
für mich auch. über meinen kann ich mich nämlich nie so richtig freuen :-(, denn
so willkommen war ich ja nicht in dieser welt zunächst einmal. da klingt
selbstmitleid durch, das weiss ich, aber auch diese empfindung gehört zu den
bestimmenden fakten meines lebens, und ob ich will oder nicht, ich muss mit ihr
leben ... auch weihnachten, ostern etc., alle diese festivitäten liegen mir
nicht so besonders ... aber ich rapple mich doch immer wieder auf und mach
meinem mädchen und ein paar anderen eine freude und diese menschen auch mir
:-)))!!! liebe roswitha, ich freue mich sehr, dich hier kennengelernt zu haben,
der kontakt mit dir ist eine bereicherung für mich!!! alles liebe aus wien
margaretha
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04.11.2002 - 21:59: Re: Margaretha, ich wünsche Dir eine
Super-Woche!
Herzlichen Dank, liebe Martina, für Deine Wünsche zu dieser Woche. Stell Dir vor
ich habe mir gerade diese Woche Urlaub genommen und kuschle mich ein zuhause mit
meinen Katzen ... Ich liebe mein Zuhause und verbringe hier die meiste Zeit!!!
Ja, was Du da von diesem Bekannten schreibst, der per Zufall auf einen
Verwandten gestossen ist, klingt schon unglaublich, aber auch diese Geschichten
schreibt das Leben! Beim Betrachten meiner eigenen Geschichte (2mal gefunden)
muss ich natürlich an jene Adoptierten denken, die jahrelang, jahrzehntelang
suchen, und mitunter dann sogar vor Gräbern stehen, wenn sie gefunden haben. Und
ich bin mit meinem Gefunden-Werden so unzufrieden ... Immer wieder muss ich es
aber für mich sagen: Ich hätte lieber selber gesucht, denn dann hätte ich den
ganzen Prozess in der Hand gehabt, hätte ihn wohl besser kontrollieren können,
als dies mir in der Position der Gefundenen möglich war!!! Natürlich will ich
auch einfach damit zu einem Frieden kommen, DASS ES HALT EBEN SO WAR, ich bin
kein Mensch des Hasses und der Vergeltung, aber eines will ich eben tun dürfen:
MEINE WAHRHEIT AUSSPRECHEN, denn zuviel wurde (von meinen A-Eltern auch
wohlwollend)zugedeckt, zuviel wurde gelogen, zu stark war der Einfluss der
Interessen anderer auf mein Leben ... Und meine Zeit jetzt ist für mich einfach
die, in der ich die Geschehnisse meines ganzen Lebens eruiere, zurechtrücke,
interpretiere, rechtlich kläre (letztes auch für meine Tochter) ... und zuletzt
möchte ich nach Möglichkeit wieder einigermassen Ruhe haben, aber vielleicht ist
das nur ein Wunschtraum!!! Oh, liebe Martina, jetzt habe ich Dich aber
vollgetextet, wie meine liebe Hamburger Freundin zu sagen/schreiben pflegt :-)))
Entschuldige ... Aber ich weiss auch wieder, dass ich hier reden darf über mich,
und das tut mir so gut!!! Danke!!! Nun wünsche ich Dir auch eine erfreuliche
Woche. Und Deinem lieben Bekannten (der mit dem behinderten Kind) wünsche ich
ebenfalls, dass seine Probleme weniger schwer werden für ihn!!! Sollte ich Dir
helfen können, lass es mich wissen, allerdings möchte ich dann in direkten
Kontakt mit Dir treten können. Alles Liebe Margaretha
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04.11.2002 - 22:50: Re: ladykracher
liebe anne, ja, was du da über diese äußerung gegenüber adoptierten in einer
tv-life(?)-sendung schreibst, ist wirklich bedrückend, aber sie zeigt mir wieder
einmal mehr, mit welchen vorurteilen wir adoptierte uns eben AUCH herumschlagen
müssen. viele menschen haben nicht unbedingt ein freundliches bild von uns,
geschweigen denn wohlwollen. ich persönlich habe in meinem adoptierten-leben
auch beide seiten kennengelernt: zum einen wunderbare menschen, die mich ins
leben und durch das leben begleitet haben und dies zum teil immer noch tun, die
mir eine vorstellung von meiner eigenen würde als mensch gegeben haben, und dann
aber auch jene, für die ich projektionsfigur ihrer niederträchtigsten
vorstellungen geworden bin (\"du bist und bleibst der letzte dreck\" ... auch
das habe ich wort für wort so hören müssen). die sorge um deine tochter kann ich
sehr gut verstehen, sie ist noch so jung und empfänglich für alles, was da auf
sie einwirkt. wie sehr hoffe ich, dass sie keine beleidigenden begegnungen
welcher art auch immer haben muss!!! ich will nun nicht die neunmalkluge
spielen, aber vielleicht ist der beste schutz für sie, mit ihr offen (natürlich
dem alter entsprechend und im guten rahmen) über die möglichkeit einer
unangenehmen erfahrung solcher art zu sprechen, sie also darauf vorzubereiten,
ihr rüstzeug in form einer selbstsicheren inneren haltung dazu und vorschläge
für reaktionsmöglichkeiten, wege für die innere verarbeitung in die hand zu
geben ... ich wünsche dir und deiner familie alles liebe und gute margaretha
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25.10.2002 - 11:47: Re: Martina: Deine Antwort , Thema Namen
liebe martina, jetzt nur ganz kurz: auch dir ein herzliches dankeschön für deine
liebenswürdigen worte. wir brauchen sie ja alle, diese streicheleinheiten für
die seele :-))) sehr lieb von dir!!! befasst du dich beruflich ebenfalls mit
adoptionsagenden. bist du vielleicht juristin? um hier in österreich sozusagen
eine öffentliche kampagne einzuleiten in sachen adoption, dazu fehlt mir ehrlich
gesagt die kraft, nicht der mut, aber die kraft, denn wie ich schon sagte, sind
meine winz-artikel und die teilnahme an diesem forum, die von mir kürzlich
erstellte private hp, für mich geradezu quantensprünge in sachen öffentliches
auftreten und sicherlich erst aufgrund meiner kommunikation mit anderen
betroffenen aus dem ado-zusammenhang in den vergangenen zwei jahren (einer
adoptierte aus hamburg danke ich hier sehr viel!) und der therapeutischen
begleitung möglich geworden. weiter hinauslehnen kann ich mich einfach - noch -
nicht. ist aber sehr schön, dass du mir das zutrauen würdest!!! natürlich werde
ich in dieser wiener sache versuchen, im rahmen meiner möglichkeiten
erkundigungen einzuholen. gib mir ein wenig zeit! nun wünsche ich dir noch einen
schönen freitag und auch ein schönes, angenehmes wochenende alles liebe
margaretha aus wien
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24.10.2002 - 17:00: Roswitha: Wo bist Du denn?
Liebe Roswitha! Ich vermisse Dich mittlerweile auch in diesem Forum. Deine
Beiträge zu lesen, war und ist so wertvoll für mich, für uns alle. Ich bin sehr
froh, Dich und Deine Geschichte kennengelernt zu haben, denn es hat mir Anlaß
gegeben, einige meiner Positionen neu zu überdenken. Zum Beispiel kann ich jetzt
viel, viel besser verstehen, welche Tragödien sich mitunter für die leiblichen
Mütter (manchmal vielleicht auch die Väter)rund um so eine Adoptionsfreigabe und
im ganzen Leben danach verbergen können. Ich persönlich tue mich wegen meiner
spezifischen Situation einfach noch schwer mit diesem Punkt im Adoptionsdreieck
(leibliche Eltern), aber Du hast mir geholfen, weniger Angst davor zu haben.
DANKE!!! Alles Liebe von Wien nach dem Ländle Margaretha Meine Homepage:
http://de.geocities.com/margar etha_hopfner/
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24.10.2002 - 16:53: Martina: Deine Antwort , Thema Namen
Liebe Martina! Auch Dir ein herzliches Danke für Deine Antwort auf meinen
Beitrag. Ja, schön wär's wenn wirklich die Mehrheit der Menschen so denken
würden wie Du, aber ich befürchte, auch mit Rückblick auf meine eigenen
Erfahrungen, dem ist nicht so. Nicht sehr viele Menschen (möge ich mich
irren!)sind in der Lage und willens, sich beim Kennenlernen eines adoptierten
Menschen gedanklich in diese Differenzierungen zu begeben. Es bedarf einer
Kultur des Geistes und des Herzens, um das wirklich sinnvoll zu
bewerkstelligen!!! Wie schön, dass es da und dort dennoch gelingen kann und
aufrichtige Kommunikation dazu möglich ist! Alles Liebe Margaretha Meine
Homepage: http://de.geocities.com/margar etha_hopfner/
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24.10.2002 - 16:39: Irma: deine Geschichte
Liebe Irma! Ein herzliches Dankeschön für Deine Worte bezüglich meiner Beiträge.
Ich muß sagen, dass mir auch die Deinen sehr zu Herzen gehen, weil Du einen
unglaublichen Spiessrutenlauf hinter dir hast ... hoffentlich bloss nicht mehr
vor Dir!!! Unfassbar, wie da die Mauer gemacht wird, wohl um Familieninteressen
zu schützen. Ja, vielfach geht es ja im Falle der Adoptionsfreigabe gerade
darum: wir sind - aus welchen Gründen, und dies sind nicht die einzigen versteht
sich - nicht in das familiäre Umfeld, in das Leben unserer leiblichen Eltern
integrierbar. Es ist ja schön und womöglich wirklich wohlgemeint, wenn
Adoptiveltern uns vor diesen Wahrheiten durch Schweigen bewahren wollen (wie
dies bei mir der Fall war), aber letztlich gehört auch dieser Part zu unserer
Geschichte, zu uns als Menschen, die wir uns, weil wir eben Menschen sind,
fragen, woher komme ich, wo habe ich meinen Grund, welche Geschichte hat zu
meiner Existenz geführt. Diese Frage gehört zu den ältesten Fragen der
Menschheit überhaupt und ist bestimmt mit ein Grund im größeren Zusammenhang für
die Heranbildung der verschiedenen religiösen Systeme. Und eben weil diese
Fragen so fundamental mit unserem Menschsein verknüpft sind, soll es uns
überlassen bleiben und für uns die Möglichkeit geschaffen und aufbereitet sein,
ihnen auf den Grund gehen zu können. Wie ich schon früher sagte, wir alle kennen
schwierige Situationen im Leben, das Leben hat nicht nur \"ideale\" Verläufe
gemessen an den verschiedensten formell und informell normierten
gesellschaftlichen Idealvorstellungen. Wir verdanken unsere Existenz vielfach
solchen Norm\"brüchen\" (gemeint sind hier dezidiert nicht in erster Linie
Gesetzesbrüche, aber auch das gibt es wie wir wissen), unsere leiblichen Eltern
haben sich jenseits der familiären bzw. weiteren gesellschaftlichen Akzeptanz
bewegt, und deshalb mußten wir gehen ... und sollen in der Regel im Verborgenen
bleiben. Auch deshalb meinen Respekt vor jenen leiblichen Eltern, die sich offen
zu ihren zur Adoption freigegebenen Kindern bekennen, wiewohl sich an meiner
Ansicht, dass der/die Adoptierte es sein soll, der sucht, wenig geändert hat.
Nicht umsonst hat sich eine bedeutende US-amerikanische Vereinigung Adoptierter
\"Bastard Nation\" (http://www.bastards.org) genannt. Ich persönlich lerne erst
jetzt mit Hilfe therapeutischer Begleitung zu allen Umständen meines in diese
Welt Eintretens zu stehen, und ich kann nur sagen: Es ist gut und es tut gut,
seine GANZE Geschichte zu kennen, denn nur das Wissen vermittelt eben die
Gewißheit um die eigene Existenz. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du
\"fündig\" wirst, trotz aller Widrigkeiten ... Alles Liebe Margaretha aus Wien
Meine Homepage: http://de.geocities.com/margar etha_hopfner/
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20.10.2002 - 17:22: Re: die wirklichen aufbewahrungsfristen
Liebe Irma! Die Frustrationen und die Ungewissheit, mit der Du leben mußt, sind
bestimmt schwer zu ertragen, und ich will Dir meine Bewunderung aussprechen,
dass es Dir gelungen ist, trotzdem eine eigene grosse Familie aufzubauen. Dein
Bericht über die Kontakte zu leiblichen Verwandten zeigt mir wieder einmal, wie
brüchig diese Kontakte für uns Adoptierte bleiben, trennen uns ja von ihnen
mitunter Jahrzehnte an getrennten Soialisationen. Viele Adoptierte, die ihre
leiblichen Verwandten erst spät kennenlernen konnten, sprechen gerade von diesen
Jahren als von verlorener Zeit. Auch ich könnte in diese Richtung denken, denn
auch ich mußte nach dem Kennenlernen meiner leiblichen Verwandten feststellen,
wie wenig da an tragfähigem Boden da war auf psycho-sozialer Ebene. Aber gerade
meine Erfahrung hat auch gezeigt, dass sich noch Jahrzehnten etwas verändern
kann, denn nach mehr als 1 1/2 Jahrzehnten blühte eine Beziehung zu meiner
(Halb-)Schwester (einer von neun Geschwistern) auf, und diese Beziehung ist so
schön und bereichernd, dass ich kaum wage, daran zu glauben, dass sie wirklich
dauerhaft bleibt, es sieht aber ganz danach aus!!! Was die Aufbewahrungsfristen
anlangt, kann ich über Deutschland nichts sagen. Ich bin nun 46 Jahre alt und
habe im vorigen Jahr erst meine Adoptionsunterlagen erfolgreich einsehen können,
und über so manches Aufschluß erhalten. Es könnte also sein, dass die Situation
in Deutschland ähnlich ist, und Du noch einiges finden kannst. Martina hat Dir
wirklich wertvolle rechtliche Aspekte aufgezeigt. Gehe weiter Deinen Weg zu Dir
und lass Dich von niemandem mehr abwimmeln!!!!! Ich wünsche Dir alles Gute und
viel Erfolg Herzliche Grüße aus Wien Margaretha
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20.10.2002 - 17:07: Martina: Neuer Vorname durch Adoption
Liebe ...! Das von Dir angeschnittene Thema ist eines, das mich unmittelbar
betroffen hat, denn ich wuchs nicht mit meinem Geburtsvornamen auf. Meine
(A-)Mama hatte mir ihren gegeben, allerdings - wie ich erst seit einigen Monaten
weiß - weniger, um sich selber in mich hinein zu verlängern, sondern viel mehr,
um mich mit ihrer ganzen Person zu beschützen. Ich trug von Geburt einen für
damalige Verhältnisse und damalige Umgebung geradezu unmölich exotischen Namen,
der mich wohl eher im Hoffnungsgebiet meiner leiblichen Mutter sympathischer
machen sollte, hierzulande aber vielleicht dazu beitrug, die schlimme Situation
am Anfang meines Lebens noch gefährlicher zu machen. So hat mir Mama damals wohl
einen großen Dienst erwiesen, indem sie mir ihren Namen gab. Zudem wuchs ich
zunächst im Glauben auf, ich sei ihr biologisches Kind, und wegen der sehr
innigen Beziehung zwischen ihr und mir entwickelte ich sogar äußerlich
Ähnlichkeiten, sodass ich auch danach tatsächlich für ihre Tochter gehalten
werden konnte. Als ich dann erfuhr, dass ich eigentlich nicht ... und dass ich
... und später dann noch erfuhr, dass auch mein Name ein anderer sei ... da war
die Verwirrung gross!!! Eine ausgewachsene Identitätskrise, deren Folgen heute
noch spürbar sind, ist damals über mich hergefallen. Ich habe mich oftmals
gefragt, was ich als Adoptivmutter tun würde, gerade mit den Namen, und habe für
mich die Frage so entschieden: Ich würde auf jeden Fall den Ursprungsnamen
belassen, er gehört zum Menschen als historisches Wesen, und unsere Entstehung
hat eben auch Geschichte, ob sie nun gefällt oder nicht, ob sie nun angenehm ist
oder nicht, in der Regel haben wir nicht sogenannte Vorzeigeschichten, aber wir
sollen entscheiden dürfen, wie weit wir in diese Geschichten vordringen wollen
... Und ich würde meinem adoptierten Kind auch meinen Namen geben, auch meinen
Vornamen, sodass es beide Namen hat, auch als Vornamen, denn sie sind ja die
Rufnamen im vertrauten Kreis. Ich würde es im wesentlichen so wie meine Mama
anstellen, allerdings mit einer wesentlich Unterscheidung, ich würde von Anfang
an über die Adoption kein Geheimnis machen. Mama mache ich deshalb, dass sie
mich im Glauben ließ, ihr leiblichen Kind zu sein, aber überhaupt keinen
Vorwurf, denn damals in den 50er Jahren waren einfach die Zeiten andere, die
normativen Raster, die zur Orientierung dienten andere. Wie meine Mama mir
gegenüber würde ich meinem (A-)Kind - vereinfacht gesagt und ergänzt mit meinen
Werten- vermitteln: Mit allem, was du mitbringst, bist du mein Kind, so wie Du
bist, stehst du auf meiner Stufe und ich auf der deinigen, was mein ist, ist
auch dein. Du darfst sein was Du bist, und als das bist Du mein Kind. Klingt
vielleicht kitschig, aber ich empfinde so!!! Liebe ..., ich bin eben keine
Adoptivmutter und kann nicht sagen, ob meine Vorstellungen nicht vielleicht doch
überzogen sind, ob sie nicht an meiner Realität scheitern würden. Aber ganz
wichtig ist mir zu sagen: kein Mensch sollte von seiner Geschichte abgeschnitten
werden, wer das bewußt tut, leistet der Entwürdigung und Demütigung dieses
Menschen Vorschub!!! In diesem Sinne Margaretha
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20.10.2002 - 12:46: Re: Hallo Rod, Margaretha und Roswitha, wo seid
Ihr?
Hallo, liebe ... und Irma! Herzlichen Dank für die Blumen. Wie ... bin auch
ich nicht vom Forum-Erdboden verschwunden :-))))und habe mich gefreut, von Euch
\"vermisst\" zu werden. (Vielleicht auch deshalb, weil ich mich ein Leben lang
fragen mußte, ja vermissen mich den bestimmte Menschen nicht?!) Mir geht es nur
so, dass ich nicht auf Dauerpower unterwegs bin und hie und da einmal eine
kleine \"Auszeit\" brauche. Dieses Ado-Thema und meine Beschäftigung damit fährt
bei mir immer noch weit in die Tiefe hinab, berührt schmerzende Stellen. Deshalb
bitte ich um ein wenig \"Nachsicht\", wenn ich hie und da ein wenig \"leiser
trete\", hat aber nichts mit dem Forum als solchem zu tun!!! Mir ist einfach
wichtig, authentisch sein zu können in dem was und wie ich sage, und oftmals
fehlt einem auch dazu einfach die Kraft! Ich grüsse Euch beide und wünsche Euch
einen schönen Sonntag. Margaretha P.S.: Entschuldigt meine Orthografie, denn oft
will ich einfach alles klein schreiben und ... oder umgekehrt und ...
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18.10.2002 - 11:42: Adoptionsauflösung (an Rita)
Liebe Rita! Auf Deinen Beitrag weiter unten erlaube ich mir, Folgendes
festzustellen: 1. Ich habe in meinen Beiträgen zum Thema Adoptionsauflösung
niemanden persönlich angegriffen, sondern lediglich meine Ansicht zu einer
vorgebrachten Problemstellung kundgetan. Hier ist meine Ansicht nach wie vor
die, dass eine so kurze Äusserung mit derartiger semantischer Struktur (18 Jahre
ging alles gut, dann tauchen massive Probleme auf und ein lebensentscheidender
Vertrag soll gekündigt werden)verständliche Empörung und berechtigten - seitens
Betroffener auch heftigen - Widerspruch geradezu provoziert, ja provozieren
muss!!! Natürlich soll verzweifelten Menschen in erster Linie geholfen werden,
und nicht nur ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass hier in erster Hinsicht
qualifizierte Beratung und Betreuung (auch psychotherapeutischer Art) nötig ist,
aber dennoch darf ein Erschrecken über angedeutete Vorhaben durchaus zum
Ausdruck gebracht werden! 2. Ich halte es auch für angebracht, dass hier in
diesem Forum kontroversiell diskutiert wird, selbstverständlich ohne jemanden
gezielt \"fertigzumachen\", denn das ist in der Tat nicht die Aufgabe eines
solchen Forums. Lange, viele Jahrzehnte, habe ich gebraucht, um überhaupt zu den
Agenden meines Lebens zur Sprache zu finden, und da möchte ich schon das sagen
können, was ich persönlich als wahr erlebt habe. Und ich bin überzeugt davon,
dass es nur die Wahrheit eines jeden von uns ist, die uns letztlich wirklich
weiterhelfen kann! Beste Grüsse Margaretha
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14.10.2002 - 14:18: Re: die Empörung hat schon ihre
Berechtigung
das mehrheitlich - auch von mir -geäußerte absolute unverständnis gegenüber
diesem vorhaben (ado-auflösung)scheint mir sowohl verständlich als auch
berechtigt zu sein. 18 jahre soll alles gut gegangen sein, dann tauchen offenbar
(scheinbar) plötzlich massive probleme auf und der ruf nach ado-auflösung wird
laut, was so viel heißt, so lange von den a-kindern den erwartungen entsprochen
wird, will man/frau eltern sein, wenn nicht, dann nicht mehr. so leicht können
(und sollen) es sich leibliche eltern (auch) nicht machen (können), denn auch
sie können ihre leibliche elternschaft nicht einfach kündigen (wie hier mit
samen- und eispenden, leihmüttern etc. von der gesellschaft hantiert wird, ist
sowieso in meinen augen absolut unverantwortlich und entspricht einem denken,
dass man buchstäblich alles tun darf mit dem menschlichen leben), sogar dann
nicht, wenn sie ihr kind zur adoption freigeben, in pflege geben,
vernachlässigen, misshandeln ... die leibliche elternschaft bleibt ein faktum,
an dem nicht zu rütteln ist. und die sozial-rechtliche soll einfach gänzlich
wiederrufbar sein, wenn der wunsch danach besteht? dass auch seitens von
adoptierten der wunsch nach auflösung der adoption geäußert wird, ist ebenso
faktum. dem/der adoptierten halte ich allerdings zugute, dass er/sie SELBST
absolut keinerlei einfluss nehmen konnte auf das zustandekommen der adoption,
denn es wurde für ihn/sie gehandelt, er/sie selbst war ohnmächtig und darauf
angewiesen, dass dies überhaupt geschah, er/sie hatte zu akzeptieren, was
passierte, mußte annehmen, was kam (und gute adoptiveltern zu finden - wie in
meinem fall - ist auch nicht garantiert, auch wenn von den behörden noch so viel
hinterfragt und überprüft wird) er/sie war nicht selbst handelnde/r. und gerade
letzteres kann von adoptiveltern nicht behauptet werden. Sie sind - wie die
leiblichen eltern (abgesehen von totalen ausnahmesituationen) - selbst
handlungsfähig und wissen, worauf sie sich einlassen. sie können sich
entscheiden, ob sie ein bestimmtes kind annehmen wollen oder nicht (die
auswahlkriterien, die hier zum tragen kommen mögen, will ich einmal gar nicht
hinterfragen!). zum gegenständlichen ansinnen (ado-auflösung): ja, ist denn die
tatsache, dass da 18 Jahre alles \"in ordnung\" war, man ein durch kinder
bereichertes familienleben leben durfte, nicht ein grund zu sagen, wir kämpfen
um diese beziehungen, wir tun alles, damit wir einen weg aus der gegenwärtigen
krise finden (ich will nicht unterstellen, dass dies nicht geschah bzw.
geschieht!!!). wer einmal JA gesagt hat zu einem menschen und gesagt hat, das
ist mein kind, mein sohn, meine tochter, kann doch nicht so einfach hergehen und
sagen, ich annuliere meine ELTERNschaft, weil das \"produkt kind\" nicht hielt
was wir uns erwarteten, jetzt die zeichen auf Sturm stehen. und wie wir sehen,
hat der gesetzgeber ja ohnedies vorkehrungen getroffen, dass eltern-kind-rechte
in bestimmten fällen eingeschränkt werden können. wieso also gleich alles
zerschlagen? \"grober undank\" und \"ausgrenzung\" sind allerdings begriffe, auf
die - zumindest - ich als adoptierte beinah allergisch reagiere. zum einen weil
ich wohl nicht die einzige unter den adoptierten bin, die an einem regelrechten
dankbarkeitskomplex leidet (dankbarseinmüssen für einfach alles, alles, alles,
dies umso mehr, da gerade dieser dank auch oftmals massiv von verschiedensten
Seiten eingefordert wird, aber wenig zu tun hat mit der zutiefst in Liebe
empfundene freiwillig entgegengebrachte dankbarkeit gegenüber erfahrenem
wohlwollen, das ebenfalls aus der liebe kam). und zum anderen, weil ausgrenzung
wohl ein überdimensionertes thema in meinem adoptierten-leben ist. aus den
familien der leiblichen eltern wurde ich ausgegrenzt, in den größeren
zusammenhängen der adoptivfamilien werde ich vielfach nicht uneingeschränkt
willkommen geheißen (\"eingegrenzt\" und bleibe vielfach offen und in subtiler
form ausgegrenzt), das über die familien hinausgehende gesellschaftliche umfeld
ist - bei kenntis der adoption - auch mitunter mißtrauisch, neidisch,
herablassend gegenüber dem/der adoptierten etc.etc. und hier in österreich
bleibe ich als Adoptierte auch im größeren familienzusammenhang der A-Familien
rechtlich gesehen eine ausseinseiterin, eine ausgegrenzte, denn dorthin entsteht
hierzulande keine rechtliche verwandtschaft durch die adoption. ausgrenzung
wohin ich also schaue in meinem leben ... gott seis gedankt, haben endlich auch
adoptierte ihre foren, ihre lobby (die ja gar nicht so mächtig ist!),
verschaffen sich öffentlich gehör (und auch was das anlangt, bestünde hier in
österreich einiger nachholbedarf)!!!! das kennenlernen von anderen adoptierten
hat mir nach jahrzehnten des schweigens und Hinunterwürgens, ja beinah daran
erstickens das gefühl gegeben, nicht allein zu sein mit meinem lebensthema
adoption!!!! den adoptiveltern mit ihren zwillingen wünsche ich, dass sie ihre
vorhaben gut überdenken und sich auf die suche nach qualifizierter
familienberaterischer, mediativer und therapeutischer unterstützung machen, und
ich hoffe, dass ihre konflikte hinsichtlich ihrer a-kinder integrierend und
nicht ausgrenzend gelöst werden können!! in diesem sinne margaretha
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12.10.2002 - 14:14: Re: Adoptionsauflösung
liebe melanie marie! ich bin vollkommen deiner ansicht, was deine haltung zu
diesem ado-auflösungsvorhaben (zwillinge) anlangt. auch mich als adoptierte hat
das regelrecht ENTSETZT. eltern haben nun einmal keine erfolgsgarantie für ihre
nachkommenschaft (ob leiblich oder adoptiert). das, was du mit deinem
ado-\"vater\" erlebt hast, erschüttert mich allerdings ebenfalls, es ist
UNGEHEUERLICH, UNFASSBAR!!! und ich verstehe voll und ganz, wenn du nur noch
unendlich weit weg von ihm willst!!!! aber dennoch, liebe melanie marie, ich
habe z.b. wunderbare (a-)eltern gehabt und ich sehe sie nach wie vor als meine
\"richtigen\" eltern an, dies umso mehr, als ich meine leiblichen eltern
kennengelernt habe. sei mir nicht bös', bitte, aber so unendlich schmerzlich
deine erfahrung ist, darf man doch nicht gleich sämtliche a-eltern \"in einen
topf schmeissen\". genauso wie ich lernen mußte und muss, auf grund meiner
eigenen negativen erfahrungen mit meinen leiblichen eltern sämtliche h-eltern
mit dieser negativität zu behaften. ich wünsche dir von ganzem herzen, dass du -
vielleicht mit therapeutischer unterstützung - das, was dir angetan wurde,
aufarbeiten kannst, ich masse mir aber nicht an, hier ratschläge zu erteilen,
denn im grunde kann ich nicht fassen ... alles liebe und dennoch: viel viel mut
und kraft margaretha
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12.10.2002 - 13:55: Re: Woher komm ich? Ist das so Wichtig?
Ja?!
liebe katharina! ich freue mich sehr, wenn es dir mit deiner familie (deinen
eltern, geschwistern und deinen kindern) hier so gut geht! auch ich liebte und
liebe meine (schon lange verstorbenen) a-eltern über alles und sie sind meine
\"richtigen\" eltern. gott sei dank konnte ich bei ihnen aufwachsen, gott sei
dank haben sie mich adoptiert und mich ihre tochter sein lassen. dass natürlich
andere anders denken und empfinden, dass sie mitunter völlig andere - auch
absolut negative - erfahrungen mit- und einbringen, bedingt eben andere
einstellungen und ansichten, die wir ebenso achten müssen. ich bin mir sicher,
dass das für dich kein problem darstellt. ich wünsche dir alles liebe margaretha
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05.10.2002 - 23:24: Re: Woher komm ich?-- Ist das so Wichtig?
Ja, Katharina, mit dieser Haltung habe auch ich viele Jahre gelebt. Ich bin von
meinen (A-)Eltern mit diesem ungeheuren Vertrauensvorschuß aufgezogen worden:
\"Wo auch immer du herkommst, für uns bist du wertvoll und liebenswert, wichtig
ist, was du aus deinem Leben hier und heute machst!\" Aber es hat auch jene
Leute gegeben, die ihre ganzen negativen Assoziationen in meine ungeklärte
Abstammung hineinprojezierten (\"Du wirst schon von so einem Gesindel kommen!\"
Das wurde zu mir gesagt!). Zudem bin ich zweimal gefunden worden von leiblichen
Verwandten, MUSSTE mich also mit meiner Abstammung auseinandersetzen, ob ich nun
wollte oder nicht. Ich selbst hatte mir vorgenommen, VIELLEICHT dann mit einer
Suche zu beginnen, wenn ich mich im Leben gefestigt gehabt hätte. So aber musste
ich mit einem sagenhaften Durcheinander fertig werden, und heute kann ich sagen,
jener Vertrauensvorschuß, den meine (A-)Eltern in mich gesetzt hatten (beide
sind schon lange Jahrzehnte tot), hat sich letztlich durchgesetzt, ich habe das
Chaos entwirrt und meinen Platz im Leben gefunden, den ich mir endlich selber
gestalte. Ich denke, wenn es für Dich, jetzt - noch - nicht wichtig ist, Dich
mit Deiner leiblichen Herkunft zu befassen, dann ist eben jetzt - noch - nicht
die/Deine Zeit dafür, dann sind andere Lebensvorhaben wichtiger momentan. Aber
es ist für mich nicht ausgeschlossen, dass Du Dich später einmal intensiver
damit befassen willst, aus welchen Gründen auch immer. In der Heiligen Schrift
steht irgendwo: \"Alles hat seine Zeit ...\" Wir Adoptierte brauchen eben UNSERE
Zeit!!!! JEDE/R DIE IHRE/SEINE!!! Ich wünsche Dir alles Gute für Dein Leben
Margaretha
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03.10.2002 - 09:47: Re: An Rod
hallo, lieber rod!!! klar, ich weiss, dass es zahlreiche adoptierte gibt, die
sich wünschen, von ihren leiblichen eltern gefunden zu werden. ein jüngster
eintrag in diesem forum zeugt ebenfalls davon. vielleicht hätte ich mir genau
das auch einmal gewünscht, bevor ich gefunden wurde. aber ich wurde eben zweimal
gefunden (im abstand von 12 jahren) und habe (beide male) davon -
selbstverständlich gab es auch positive aspekte - enormen schaden für mein leben
genommen. zudem wurde (von den usa aus) mit total illegalen methoden gearbeitet
(unterschriftenfälschung, z.b. meines geburtsnamens etc., gezielte täuschung der
behörden, um an sensible daten zu gelangen, die auch ausgefolgt wurden), und das
betrachte ich als einen regelrechten einbruch in mein leben. und dann bin ich
überzeugt, gibt es auch viele adoptierte, die einfach ihre ruhe haben wollen,
und die sollte ihnen m.e. nicht genommen werden!!! für mich hat das
gefunden-werden, wahrscheinlich im unterschied zu manchen anderen, jegliche
romantik verloren, denn ich mußte mit kolossalen enttäuschungen fertig werden,
die mir vermutlich so nicht beschieden gewesen wären, hätte ich selber gesucht!
nun noch einen schönen tag nach barcelona margaretha
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02.10.2002 - 22:29: Re: Suchen und Finden an Margerethe)
Liebe Roswitha! Es ist auch für Dich gut und wichtig, dass Du Deine Gefühle und
Gedanken endlich einmal aussprechen und öffentlich machen kannst, wie es auch
für mich eine neue Erfahrung ist, auch ich habe mich jahrzehntelang innen damit
abgequält! Du hast ganz recht, ohne Euch leibliche Eltern gäbe es uns nicht, und
ohne Eure schriftliche Einwilligung hätten wir niemals zu Kindern unserer
(A-)Eltern werden können, und sie nicht zu unseren Eltern. Deshalb gehören wir
alle irgendwie zusammen!!! Aber wie ich mich trotz meiner Negativerfahrung mit
meinen leiblichen Eltern bemühen muss, nicht zu pauschalieren, ist es doch
wichtig, zu sehen, dass Adoptionsgeschichten sehr unterschiedlich zustande
kommen und sehr unterschiedlich verlaufen, und dass - auch - ein rechtlicher
Rahmen erforderlich ist, der das Ganze regelt und den neu geschaffenen
Strukturen Schutz gewährt. Natürlich, wenn Du im Bewußtsein lebst, dass Dir
seinerzeit ein grosses Unrecht angetan worden ist, so ist es mehr als
verständlich, wenn Du Aufklärung und Rechtfertigung suchst, so wie ich dies tue,
denn auch ich lebe im Bewußtsein, dass mir - mehrmals - Unrecht geschehen ist.
Dennoch: liebe Roswitha, nicht alle Beamten sind schlecht. Ich bin selbst eine
Beamtin, und noch bevor ich das geworden bin, habe ich immer wieder sehr, sehr
positive Erfahrungen mit Beamten gemacht. Wie Dir, tut auch mir so Vieles,
Vieles noch weh, was mir mein Leben beschert hat, und ich weiss, dass das auch
ein Leben lang - bei mir - so bleiben wird. Gerade deshalb bin ich froh, von
meinen leiblichen Eltern gute Gene und ein fröhliches humorvolles Naturell
ererbt zu haben, und ich bin froh, dass ich lachen und mich freuen kann, immer
noch und immer wieder :-))) ... Alles alles Liebe ins Ländle aus der guten
schönen alten Wienerstadt Margaretha
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02.10.2002 - 17:18: Suchen und Finden (an Roswitha)
Liebe Roswitha! Mein Gefühl sagt mir mit Bestimmtheit, dass ... nicht die
H-Eltern \"hasst\". Sie schreibt ja auch selbst, dass sie den Kontakt in diese
Richtung nicht gänzlich unterbunden wissen wollte. Ihre Sorge scheint mir
vielmehr zu sein, und da kann ich ihr mit den Erfahrungen aus meinem Leben nur
recht geben, dass unkontrollierte \"Eintritte\" in einen Lebensverlauf, der in
bestimmte Rahmenbedingungen gebettet worden ist, vermieden werden soll.
Natürlich, viele (vor allem) H-Mütter sind mit ihrem Schmerz furchtbar allein
gelassen, die Gesellschaft versieht sie mit dem Stigma der \"Rabeneltern\", und
oft genug werden sie auch so behandelt. Das ist zumeist furchtbar unfair, denn
wir wissen alle, dass es nun einmal sehr schwierige Situationen im Leben geben
kann, so schwierige jedenfalls, dass eine Frau (oftmals unter innerem und
äußerem Zwang) sich ausserstande sieht, selbst für ihr Kind sorgen zu können.
Ich jedenfalls sehe im Akt zur Adoptionsfreigabe wohl in der überwiegenden
Mehrheit der Fälle einen Akt der Verantwortung und einen Akt der Liebe zum Kind,
und weil es ein Akt der Liebe ist, bleibt dieses ungeheure Loch zurück und das
Leiden daran. (Wie sehr hätte ich mich gefreut, wenn meine leiblichen Eltern
nicht nur oberflächlich, wie sich das eben herausgestellt hat, an mir
interessiert gewesen wären, und aus Gründen, die mehr mit ihnen als mit mir zu
tun hatten ... Und ich lasse hier auch nicht das Argument mit den
unterschiedlichen Erwartungen mehr gelten, denn jede Geschichte verläuft eben
anders.)Und genau da hinein - in diese Wunde - habe ich ... nicht mit
Absicht stoßen sehen! Roswitha ich fühle Deinen Schmerz, aber bedenke, dass auch
Adoptiveltern nicht nur Sonnentage erlebt haben und erleben, auch sie mußten in
der Regel mit eigenem Schmerz (Kinderlosigkeit) und müssen mit einer schwierigen
Ausnahmesituation (und das ist und bleibt Adoption im Grunde) zurechtkommen,
auch sie mußten und müssen sich andauernd von irgendjemandem - auch von ihren
(A-)Kindern - hinterfragen lassen und fragen sich wohl überdurchschnittlich oft:
Sind wir denn als Eltern gut genug?! Werden wir der Situation gerecht? Verlieren
wir das Kind wieder, wenn die leiblichen Eltern auftauchen? Auch Adoptiveltern
(natürlich, auch hier sind nicht alle Engel!) haben ihre Ängste, Befürchtungen,
auch sie haben ein Recht auf ein halbwegs ruhig gestaltetes Familienleben. Und
in diese Richtung sehe ich ...s Überlegungen gehen. Auch mein (A-)Vater hat
sinnvollerweise gezielt dafür gesorgt, dass während meiner Schulzeit der Rahmen
ruhig blieb und kein Kontakt zustandekam mit leiblichen Verwandten. So habe ich
damals wenigstens in Ruhe meine Matura gemacht. Es ist schwer für H-Eltern, wenn
ich das sage, ich weiss, aber ich stehe doch dazu: Adoptierte sollen sich auf
die Suche machen, die leiblichen Eltern/Verwandten sollen sich finden lassen!!!
Ich grüße Dich sehr herzlich von Wien ins Ländle Alles Liebe Margaretha
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02.10.2002 - 12:33: Re: An Margaretha: Suche meine Enkelin
Liebe ...! Ich danke Dir herzlich für Deine diversen Antworten auf meine
Beiträge. Als \"rührig\" in Sachen Adoption würde ich mich allerdings nicht
bezeichnen, denn meine \"Auftritte\" hier im Forum sind u.a. einfach
\"Gehversuche\" in dieser Angelegenheit. Erst vor ca. 2 1/2 bis 3 Jahren habe
ich angefangen, mich kontinuierlich mit diesem Thema zu befassen, denn viele
Jahre habe ich einfach damit zubringen müssen, das Chaos, das mir meine Adoption
u.a. \"vermacht\" hat, wieder zu ordnen. Erst mit therapeutischer und
freundschaftlicher (Adoptierte und Adoptiveltern und neuerdings auch eine leibl.
Mutter) Begleitung wurde und werde ich allmählich in Stand gesetzt, mich den
Tatsachen meines Lebens auf konstruktive Weise zu stellen. Erst im vergangenen
Jahr habe ich beispielsweise den Schritt ganz an den Anfang meines Lebens machen
können (bis dahin habe ich in instinktiv wohl vermieden) und fand heraus, dass
damals eine gegen mich gerichtete Katastrophe abgegangen ist, aus der mich meine
(A-)Mama befreite. Meine (A-)Eltern haben mir nie davon erzählt, wohl weil sie
mir das aus Liebe ersparen wollten (sie wollten mich von der demütigenden
Offenbarung, schwerst und gezielt, ja lebensbedrohlich vernachlässigt worden zu
sein, fernhalten). Die von mir erwähnte Suchmethode (Verwendung meines
Geburtsnamens zur Eingabe bei Behörden deutscher Kommunalverwaltungen) benützte
eine professionell von den USA aus agierende Such\"agentur\" (eine Frau, die das
betreibt). Auf diese Weise wurden auch von einer Stadtverwaltung die
entsprechenden Daten freigegeben!!!!! Überhaupt wurde mit der
Unterschriftenleistung und mit den Begründungen für die Eingaben äußerst
\"grosszügig\" umgegangen. Ja, es ist erschreckend! Momentan bin ich dabei,
diesen ganzen Datenbestand einmal aufzubereiten für das ev. stattfindende
Verfahren der Vaterschaftsanerkennung. Denn mit dieser von ihm deklarierten
Absicht ist mein leiblicher Vater beispielsweise bei US-Behörden vorstellig
geworden und hat dort ebenfalls die entsprechenden Daten erhalten! (Je länger
ich mich mit dieser Sache befasse, umso unglaublicher kommen mir gewisse Dinge
vor!!!) Es geht auch mir nicht darum, leibliche Eltern total von ihren Kindern
fernzuhalten, aber auch sie sind bei ihren Bemühungen an die Auflagen gebunden,
die ihnen die jeweiligen Gesetzgeber machen. Und es spielen in diesem allseits
verletzten und verletztlichen Bereich so viele Fragen der Psychologie, der Ethik
und der Moral hinein, die ebenfalls gut überdacht gehören. Liebe ..., darf
ich Dich einladen, mich bezüglich des von Dir gemachten Vorschlages privat
anzumailen: m-r.hopfner@gmx.at. Liebe Grüße und alles Gute Dir und Deiner
Familie Margaretha aus Wien
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30.09.2002 - 10:35: Re: Suche meine Enkelin
immer wieder erstaunt mich, mit welcher selbstverständlichkeit da gesucht wird.
natürlich kann ich auch die beweggründe einigermassen nachvollziehen. besonders
schmerzhaft müssen sie sein, wenn die sogenannte \"freigabe\" zur adoption
erzwungen wurde. dennoch wiederhole ich als adoptierte meine ansicht, dass das
suchen dem/der adoptierten vorbehalten beliben sollte. ich wurde zweimal
gefunden, in einem fall wurden beinhart illegale methoden angewendet, indem
beispielsweise unter meinem geburtsnamen deutsche städte angeschrieben wurden,
um sensible daten zu erhalten (ich bin im besitz dieser briefe), im anderen fall
wurde ich von einem leibl. grossonkel (ziehvater meiner leibl. mutter)
kontaktiert, der seinerzeit (unmittelbar nach meiner geburt) auch meine
leibliche mutter beinhart im stich gelassen hat. ich wurde mehrfach belogen von
diesen leuten, die da in mein leben eingedrungen sind und an den negativen
folgen dieser \"grenzverletzungen\" habe ich immer noch zu nagen. natürlich
wurden mir auch fragen beantwortet, die mich beschäftigten, seit ich von meiner
adoption wußte. aber ich hätte lieber selber gesucht, dann hätte ich den vorgang
viel viel besser kontrollieren können. so bin ich noch einmal dem spiel der
interessen meiner leiblichen verwandten ausgeliefert gewesen. margaretha
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23.09.2002 - 14:58: Re: Hat die Adoption ihre Berechtigung? an
Roswitha
Liebe Roswitha! Besonders muss ich bei dieser Frage natürlich auch an Dich
denken, denn gerade Dein Schicksal hat mich sehr berührt. Ich bin selber Mutter
und stelle mir vor, wie ich mich an Deiner Stelle fühlen würde. Gott sei Dank
ist da Dein Sohn! Ich hoffe sehr, dass es Deine Tochter bei ihren Adoptiveltern
gut hat und dass sie eines Tages auf Dich zukommt, Dich anhört, Dich in die Arme
nimmt und versteht ... Gerade Euer Schicksal zeigt eine der Tragödien auf, die
\"hinter\" einer Adoption stehen können. Ich wünsche Dir so sehr, dass Du Dich
hier in diesem Forum, in \"unserer Mitte\" quasi ein wenig aufgehoben fühlst!
Herzliche Grüße von Wien ins Ländle Margaretha
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23.09.2002 - 10:34: Re: Hat die Adoption ihre Berechtigung?
Liebe ...! Aus meiner persönlichen Perspektive, denn ich spreche nur für
mich: Natürlich hat Adoption ihre Berechtigung. Sie schafft ein psycho-soziales,
geistiges und rechtliches Umfeld für ein Kind, in einigermassen gesicherten
Bedingungen aufwachsen zu können. Sie schafft aber auch positive
Identifikationspotentiale gerade was Zugehörigkeit anbelangt, die in den
\"loseren\" Pflegeverhältnissen nicht in dieser Weise gegeben sind. Damit gibt
Adoption - im positiven Fall, wie bspweise bei mir - dem Kind bestimmt ein
Gefühl der Sicherheit. Allerdings sollte dabei nicht vergessen werden, dass am
Anfang des Lebens eines Adoptierten zumeist eine Tragödie steht, die zwar bei
Gott nicht zum Dauerbrenner im Alltag werden darf, aber deren Langzeitwirkung
nicht unterschätzt werden und - wenn seitens des/r Adoptierten - das Erfordernis
besteht, zu gegebener Zeit in gegebenem Rahmen thematisiert werden können
sollte. Verdrängung und Uminterpretation der Ausgangssituation ist ebensowenig
hilfreich wie die Produktion eines Dauerkrisen-Tragik-Bewußtseins . Ich spreche,
was das anlangt, aus Erfahrung, denn zum einen wuchs ich mit einer neuen
Identität auf, die dann zusammenbrach, was zu einer grossen Krise in meinem
Leben führte, und dann wollte ich am liebsten mit dem ganzen Zirkus nichts mehr
zu tun haben, hat aber so auch nicht funktioniert. Dann denke ich, steht auch
auf seiten der Adoptiveltern (ich empfinde meine als meine \"richtigen\" Eltern
und ich liebe sie immer noch auf eine Weise, die ich gar nicht in Worte fassen
kann!!!)oftmals ein grosser Schmerz im Vorfeld ihrer Entscheidung zur Adoption,
denn vielfach erfüllte sich der Wunsch nach einem leiblichen Kind nicht, bei
meiner Mama beispielsweise sieben mal (Eine \"Verwandte\" einmal zu mir: Heute
könnte man das alles medizinisch in Ordnung bringen! Ich hab da in meine
Richtung herausgehört: Dann hätte man ja dich nicht gebraucht!). Und wenn dieser
Wunsch nach einem \"eigenen\" Kind nicht wirklich gut verarbeitet worden ist,
rutscht der/die Adoptierte allzu leicht in die Rolle des \"Ersatz\"kindes, des
Lückenbüssers, der \"zweiten Wahl\", was für das Selbstbewußtsein und -vertrauen
auch nicht gerade der optimale Input ist. Und - wenn eben vorhanden - wäre es
schön, wenn auch Adoptiveltern dies - ebenfalls zu gegebener Zeit und in
gegebenem Rahmen - eingestehen könnten, auch sie müssen nicht ununterbrochen 24
Stunden am Tag die megatollen Übereltern sein (wiewohl mir bewußt ist, dass auch
die Gesellschaft sie in diese Rolle drängen mag). Obwohl Adoption also die
Regelung einer meist schmerzvollen Ausnahmesituation darstellt, ist sie in
meinen Augen eine sehr gute Möglichkeit, ein möglichst hohes Niveau an
\"Normalität\" im Lebensvollzug zu erreichen. Und obwohl in vielen Bereichen
diese Normalität gelebt werden kann, ist und bleibt Adoption eine Angelegenheit,
welche gerade diese Normalität auf den verschiedensten Ebenen auch wieder an
verschiedenen Stellen aufbricht. (Hier sei auch daran erinnert, dass die liebe
\"Umwelt\" mitunter ein gar nicht so aufgeklärtes Bewußtsein zu diesem Thema und
das gleiche Mass an Wohlwollen ihm gegenüber verfügt wie die Adoptiveltern, denn
auch davon kriegt der/die Adoptierte direkt und indirekt genügend ab!) Was die
Rechtslage anlangt, so befindet sich der/die Adoptierte in Österreich in gerade
jener \"Zwitterstellung\" (eine Rechtsverwandtschaft zu den leiblichen
Verwandten bleibt durch Adoption in vermögensrechtlicher Hinsicht bestehen,
während über den Kreis der unmittelbaren Adoptivfamilie keine
Rechtsverwandtschaft in den größeren FAmilienzusammenhang hinein erzeugt wird.),
die durch die Regelung in Deutschland verhindert wird. Liebe Grüße Margaretha
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20.09.2002 - 10:44: Re: An alle adoptierten
Liebe Roswitha! Auch ich bin in Vorarlberg geboren und aufgewachsen, deshalb
kann ich mir sehr gut vorstellen, was Du durchgemacht hast und durchmachst. Ich
bewundere Dich für Deinen Mut zur Offenheit!!!!!! Als Adoptierte will ich Dir
versichern, dass ich keine Frau verurteile, die unter für sie schwierigen
Bedingungen ihr Kind zur Adoption freigab, im Gegenteil, darin sehe ich einen
Akt der Verantwortung und des Wohlwollens FÜR das Kind. Mein - wie ich schon
mehrfach hier angedeutet habe - \"angespanntes Verhältnis\" zu meinen leiblichen
Eltern resultiert daraus, dass ich feststellen mußte, dass sie mich belogen
haben (meine leibliche Mutter deckte die Lüge des leiblichen Vaters auf und
Jahrzehnte später habe ich nach GRÜNDLICHER Recherche festgestellt, dass auch
sie mich belogen hatte!) und dass sie mich in einer unglaublich schwierigen
Phase meines Lebens (ich hatte keine Familie mehr, war alleinerziehende Mutter,
im Studium etc.) einfach noch einmal im Stich gelassen haben (denn das haben
beide - wie ich leider herausfinden mußte - traurigerweise auch am Anfang meines
Lebens getan, mit der Konsequenz, dass ich fast zugrunde gegangen bin und mir
buchstäblich das Leben gerettet werden mußte!). Ich möchte Dir versichern, dass
ich eine Zeit lang meinen leiblichen Eltern gegenüber echte Liebe empfunden
habe, dass ich ihnen wahrscheinlich fast alles verziehen hätte, aber verzeihen
kann man nur die Wahrheit!!! So sage ich mir heute eben, es wäre viel, viel
besser gewesen, wenn ich nicht gefunden worden wäre und wenn ich selber suchen
hätte können. Wenn Du magst, schau einmal bei www.adoptierte.de rein, dort habe
ich einige Artikel drinnen unter \"Geschichten/Adoptierte\" und
\"Dissertation&Co./Aufsätze\", in denen ich auch meine persönliche
Lebenserfahrung eingearbeitet habe. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass
eines Tages Deine Tochter auf Dich zukommt, dass sie für Dich und für das, was
Du ihr sagen möchtest, offen sein wird, und dass ihr eine gute Beziehung
zueinander aufbauen könnt. Wenn Du möchtest, kannst Du mich auch gerne privat
anmailen, allerdings will ich mich nicht aufdrängen. Ich wünsche Dir Kraft und
alles Liebe und Gute Margaretha
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17.09.2002 - 16:23: Wir sollten auch nichts simplifizieren
Manche Dinge sind einfach, scheinen einfach, manche sind kompliziert und
tragisch, tun schrecklich weh, und das ein Leben lang. Jeder Mensch geht eben je
seinen Weg durch seine eigene Geschichte. Und keiner sollte sich anmassen,
besser über andere Bescheid zu wissen, als diese selbst. \"Es ist, was es ist,
sagt die Liebe.\" (Erich Fried) Margaretha
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16.09.2002 - 09:55: Re: Kontakt zu Herkunftseltern
Liebe Ina! Ich gebe Ihnen recht, wir alle - insbesondere als vom Thema Adoption
unmittelbar betroffene - sind angehalten, einander mit Achtung und Respekt zu
begegnen. Ich für meinen Teil (bin Adoptierte) habe - wie wohl aus meinen
Beiträgen unschwer zu erkennen ist, ein etwas \"angespanntes\" Verhältnis zu
meinen leiblichen Eltern, versuche aber dennoch den nicht leichten Balanceakt
zwischen Verstehen und v.a. nicht Pauschalieren und dem Aussprechen meiner
Wahrheit, mit der ich leben muss, und die auch mir einiges abverlangt. Nach
jahrzehntelangem Reagierenmüssen auf das, was mir widerfahren ist in dieser
Sache, bin ich spät aber doch dort angelangt, wo ich sage, ich will diese ganze
Adoptionsangelegenheit endlich in meine eigene Verwantwortung bekommen. Ich
hoffe also sehr, dass Sie sich durch Aussagen von mir nicht verletzt gefühlt
haben, das würde mir sehr leid tun! Sie haben den Wunsch ausgesprochen, sich mit
anderen Betroffenen auszutauschen. Bestimmt finden Sie hier Menschen, aber ich
mache Sie auch auf den auf dieser Seite aufzufindenden Link (Rubrik:
information/links) von \"Netzwerk Herkunftseltern e.V.\" aufmerksam. Ihnen alles
Gute wünschend Margaretha
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12.09.2002 - 12:09: Re: An MARGARETHA IN WIEN: Schafft man es
einmal?
Lieber Rod! Ja, Du sprichst einen Punkt an, der auch mich sehr beschäftigt:
Komme ich endlich einmal so weit, dass ich für \"mein eigenes Leben\" frei bin,
denn bisher hat die Adoption, das davor und das danach - auch dann und dort, wo
ich es nicht sehen wollte - mein Leben diktiert, konnte ich Vieles auch nicht
realisieren, das mir persönlich zum jeweiligen Zeitpunkt wichtig gewesen wäre.
Klar, ich bin mir auch bewußt, dass ich durch die Adoption, durch die LIEBE und
Unterstützung meiner (Adoptiv-)Eltern und meiner Lebensbegleiter, wie ich diese
mir so wertvollen Menschen nun nenne, grosse Chancen erhalten habe, die ich zum
Teil auch wahrnehmen konnte. Dennoch sind vor meiner Ankunft bei meinen
(A-)Eltern und nach derem frühen Tod (Mama starb, als ich 8 1/2 war und Däda 10
Jahre danach, dann war ich vollkommen allein und auf mich gestellt) derart viele
negative Dinge auf mich eingestürzt (wie ich erst seit kurzer Zeit weiss, schon
in den ersten Monaten meines Lebens, in denen ich von verschiedenen Menschen und
an verschiedenen Orten schwerst vernachlässigt wurde, um es allgemein zu sagen),
dass es fast als \"Wunder\" anzusehen ist, dass ich im Leben überhaupt dort
angelangt bin, wo ich jetzt bin. Und, ich wiederhole es, ich wurde von meiner
leiblichen Mutter und von meinem leiblichen Vater, nachdem ich in dieser
schwierigen Situation gefunden worden war, einfach noch einmal hängen gelassen,
die leibliche Mutter hat keinerlei Anstalten gemacht, mir tatsächlich irgendwie
zu helfen, über - bewußt von ihr gesetzte - oberflächliche Freundlichkeiten ging
sie mir gegenüber nie hinaus, und heute glaube ich zu wissen warum, es hat eben
mit meinen ersten Monaten zu tun!!! Wie oft, Rod, habe auch ich mir gewünscht,
dass ich endlich Ruhe von all dem habe, wollte ich einfach nichts mehr davon
wissen, mich auf meine eigenen Ziele im Leben konzentrieren, und bin doch immer
wieder gegen die Wände angerannt, die mir die Ausgangsbedingungen meines Lebens
aufgestellt hatten, und manche dieser Wände kann ich - rückblickend - erst heute
als solche erkennen. Langer Rede kurzer Sinn: wenn ich zurückblicke, bin ich mit
mir sehr zufrieden, mit der erwähnten Unterstützung trotz widrigster Umstände so
vieles geschafft zu haben (Studium, Kind allein grossziehen, Arbeit, ein Zuhause
schaffen), und wenn ich nach vorn schaue, weiss ich, dass ich - wie Du schreibst
- immer wieder wohl mein Leben lang - mit den Erinnerungen meines Lebens
konfrontiert werde, also muß ich mich mit ihnen arrangieren, auch sie verlangen
ihren liebevollen Respekt von mir, auch der traurige Bereich ist eben ein Teil
meines Lebens und gehört zu mir. Aber wie ich schon sagte, auch die Öffnung zum
Schönen, Freudigen - vor allem von meiner Mama in mir angelegt - ist nach wie
vor in mir da, und von meinen leiblichen Eltern habe ich auch sympathische Züge
und wohl einige gute Gene erhalten, und so schaut meine Zukunft auch Froh aus.
Bezüglich Motive von leiblichen Müttern (hie und da auch Vätern) zur
Adoptionsfreigabe, gehe ich davon aus, dass die Mehrheit diesen Schritt in
bewußter Verantwortung für das Kind tut. Natürlich gibt es auch die
\"leichtfertigere\", \"lockerere\" Variante, aber diese Haltungen sind auch
Produkte einer sich wandelnden Einstellung zum menschlichen Leben überhaupt in
unserer Zeit. Heute glauben viele auch wesentliche gesellschaftliche Kräfte,
damit buchstäblich ALLES (ist eine pointierte bewußt gesetzte
Verallgemeinerung!) tun zu dürfen: Produktion menschlichen Lebens, unbeschränkte
Genmanipulation, pränatale Selektion, Anonymisierung, unbegrenzte psycho-soziale
Manipulation ... Was uns da noch bevorsteht, läßt mich erschauern, vor allem
hinsichtlich der Perspektive für die Menschen, die mit diesen Voraussetzungen
werden leben müssen!!!! Ich grüße Dich ganz herzlich nach Barcelona und freu
mich schon auf ein Mail von Dir auf meinen account :-))))) Alles Liebe aus der
schönen alten Wienerstadt Margaretha
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11.09.2002 - 13:21: Re: An MARGARETHA: Bezug: Adoption d.
schw.lesb.Paare
Lieber Rod! Dein Beitrag gefällt mir sehr gut!!! Besonders der Schlusssatz:
\"Genauso wie ich gegen ein VOLLES JA bin, bin ich gegen ein STRIKTES NEIN! Ich
bevorzuge auf diesem Gebiet ein \"JAIN\", denn es gibt ja nicht nur WEISS und
SCHWARZ, es gibt auf jedem Gebiet auch viele GRAUtöne.\" Damit sprichst Du nun
mir aus der Seele!!! Übrigens, nach meiner \"Herkunft\" befragt, antworte gerne
Folgendes: Ich gehöre dem ältesten Adel der Welt an, denn ich kann meinen
Stammbaum zurückverfolgen bis zu Adam und Eva ... :-)))))) Herzlichst Margaretha
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11.09.2002 - 11:15: Re: Die Akzeptanz beginnt im Kopf
Liebe ...! Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Ich weiss das zu
schätzen! - Natürlich ist mir klar, dass ein Baby und ein heranwachsendes Kind -
jedes Kind - buchstäblich des Wohles seiner Umgebung bedarf, es ist ja darauf
angewiesen, um wachsen und sich entwickeln zu können. Das habe ich auch in
meinem Beitrag weiter unten zu \"Suchen und Finden\" angedeutet. Weil aber
beim/bei der Adoptierten in einem wesentlichen Bereich vollkommen andere
Rahmenbedingungen geschaffen werden - er/sie wird ja buchstäblich umgepflanzt
und bleibt es auch -, weil hier in einem ganz besonderen Mass und mit besonderer
Deutlichkeit - sinnvollerweise - sein Wohl in den Vordergrund gerückt wird, für
ihn/sie lebenswichtige und folgenreiche Entscheidungen getroffen werden schon am
Anfang seines Lebens, ist es von allergrößter Wichtigkeit, dass diese/r
Adoptierte beim Heranwachsen und in gerade diesen Belangen ZUR
EIGENVERANTWORTUNG herangeführt wird. Das wird - sinnvollerweise - altersgerecht
geschehen, und ich bin sicher, dass heute die meisten Adoptiveltern sehr sehr
bewußt an diese Dinge herangehen, wie wir weiter unten im Beitrag von Claudi
sehen können. Meinen (Adoptiv-)Eltern war dies noch nicht möglich, denn die
gesellschaftliche Entwicklung war noch nicht so weit fortgeschritten, als dass
diese Dinge offen angegangen hätten werden können, und ich persönlich mache
daraus meinen Eltern keinerlei Vorwurf, obwohl die Folgen für mich buchstäblich
zerstörerisch waren. Meine Eltern haben mein Leben gerettet, sie haben mich über
alles alles geliebt und ich sie auch, und ich tue es immer noch. - Natürlich
hilft uns der Geist, der Intellekt, Erfahrenes in den Griff zu bekommen, zu
verarbeiten, hilft gute Strukturierung (darin bin ich nie schlecht gewesen,
glauben Sie mir), natürlich geben uns Fachkräfte durchdachte und z.T. auch
bereits bewährte Hilfestellungen. Allerdings muss ich dazu aus meiner
Perspektive festhalten, dass nichts wirklich \"erledigt\" ist, wenn es im Kopf
bleibt, dass es gerade der Bauch ist, hervorbrechende Emotionen und
Assoziationen es sind, die dem Intellekt aufzeigen, was \"ansteht\". Der
Intellekt ist ein hervorragendes Hilfsmittel, aber die grundlegenden
Lebensprozesse finden in der Tiefe, in den Gefühlen, im Körper statt. Ich selber
habe lange Jahre den Fehler gemacht, gerade in der Adoptionsfrage die Bedeutung
des letzteren Bereiches gewaltig zu unterschätzen, und erst in der zweiten
Hälfte meiner 40er muss ich - im Rahmen eines therapeutischen Prozesses - dies
entdecken. - Und auch hier - Gott sei Dank habe ich in meiner Therapeutin ein
kongeniales Pendant - suche und gehe ich - wieder einmal und endlich - MEINEN
WEG. Alles Liebe Margaretha
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11.09.2002 - 10:39: Re: An BERND: Bezug: Adoption d.
schw.lesb.Paare
Lieber Rod! Dein \"Bekenntnis\" finde ich wirklich sehr mutig. Herzlichen
Glückwunsch zu Deiner Ehrlichkeit. Im übrigen bin ich ganz und gar Deiner
Meinung: Es ist viel, viel besser die \"heissen Eisen\" anzupacken, Probleme
offen an- und auszusprechen, Tabus, welche eben bestimmte Menschen zu Opfern
machen, aufzubrechen. Zum Thema der Kinderadoption durch gleichgeschlechtliche
Partnerschaften habe ich eine \"gemischte\" Haltung: Zum einen denke ich mir,
dass gerade solche Menschen unglaublich bewußt an diese Sache herangehen würden
und wohl tausendmal mehr Überlegungen zum Kindeswohl anstellen, als es
üblicherweise der Fall sein dürfte. Ich kann mir vorstellen, dass ein Kind hier
besonders liebevolle Menschen vorfindet. Auch ich habe - zu mir
gegengeschlechtliche - Homosexuelle kennengelernt und kann von diesen Kontakten
wirklich nur Gutes berichten. Andererseits muss ich schon ... recht geben,
das sehe ich auch bei meiner Tochter, die ich zum größten Teil allein
großgezogen habe, sie allerdings stets ermuntert habe, zu ihrem Vater eine gute
Beziehung zu unterhalten, was Gott sei Dank auch geglückt ist, gerade bei ihr
konnte ich feststellen, wie notwendig der zu ihr gegengeschlechtliche Elternteil
für ihre Identitätsentwicklung ist, umso wichtiger geworden ist, je älter sie
wurde. Dann aber sage ich mir als Adoptierte, die zunächst in eine wirklich
wunderbare Adoptivfamilie gekommen ist, auch wieder, vermutlich wäre ich lieber
bei einem gleichgeschlechtlichen Paar aufgewachsen, das sich liebevoll um mich
gekümmert und sich ausreichend Gedanken um meine Identitätsentwicklung gemacht
hätte, als ich hätte in einem Heim bleiben müssen, oder - wie in meinem Fall die
Gefahr bestand - zu Grunde gehen. Wieder einmal in diesem Sinne Herzlichst nach
Spanien Margaretha
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10.09.2002 - 11:47: Re: Suchen und Finden
Lieber Rod! Ich danke Dir herzlich für Deinen Beitrag! Es ist mir einfach ein
allererstes Anliegen, mitzuteilen, dass ich gerade als Adoptierte daran
interesssiert bin, endlich die \"Dinge meines Lebens\" eigenberechtigt und
selbständig in die Hand zu nehmen, nachdem - bestimmt auch zu meinem Wohl -
andere diese in der Hand hatten. Dies hat für mich mit Menschenwürde zu tun. Ich
denke, gerade für uns Adoptierte ist es von entscheidender Bedeutung, das
\"Gesetz des Handelns\" für uns zu entdecken und nutzbar zu machen. Herzlichst
von Wien nach Spanien Margaretha
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09.09.2002 - 15:57: Re: Die Akzeptanz beginnt im Kopf
Ich bin sehr froh, dass Sie sich als \"A-Mutter\" in dieser Diskussion
eingefunden haben! Zu Ihrem Beitrag möchte ich kurz Folgendes sagen: - Im Lauf
der Entwicklung und des Erwachsenwerdens wäre für den/die Adoptierte/n
hilfreich, wenn er/sie selbst herausfinden könnte/dürfte, was in seinem Sinne
und zu seinem Wohle ist, so viel zum vielbemühten \"Kindeswohl\" ... - Die
leiblichen/biologischen Eltern sind nicht \"nur\" diese Art von Eltern, sondern
sie stecken buchstäblich in uns Adoptierten drinnen, als genetische Botschaft,
als Geschichte, die zu unserer Menschwerdung geführt hat, als psycho-soziale
Botschaft (Bedeutung der Schwangerschaft, der Umstände der Geburt, der
Geschichte bis zur Ankunft in der Adoptiv-Familie); wir sind eben keine \"tabula
rasa\", wenn wir in den Adoptivfamilien ankommen, die komplett neu beschrieben
werden kann!!! U.a. vor allem emotionale Bindungen bzw. deren Beschädigung
bringen wir von unseren leiblichen Eltern mit! - Menschliche Entwicklung ist
immer ein ganzheitlicher Biologie, Emotion und Geist umfassender Prozess und
nicht ausschließlich prädominiert durch die Geschehnisse des Kopfes (das sage
ich gerade in meiner Eigenart als \"kopflastiges\" Wesen!). - Zweifellos finden
viele viele Kinder, die bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen keine ihnen
hilfreichen und günstigen Entwicklungsbedingungen vor (Misshandlungen aller Art
etc.), und ich sehe in der Mehrheit die Adoptionsfreigabe als einen grossen
selbstlosen Akt der Verantwortung für das Kind an (muss haber nicht immer so
sein!), aber andererseits können Adoptierte, die gänzlich aus ihrer leiblichen
Herkunftsumgebung herausgelöst worden sind, eben fundamentale
\"Andock\"prozesse, die eben nur auf der Ebene des psycho-sozio-biologischen
Seins möglich sind, nicht vollziehen, ist ihr Da-Sein und So-Sein wohl, was eine
seiner Grundfesten anlangt, immer mit gewissen Formen von
Nicht-Selbstverständlichkeiten und Unsicherheiten behaftet. Natürlich, es ist
ausserordentlich wichtig, was einem anerzogen wurde, und womit dies geschehen
ist, aber gleichgültig ist eigentlich gar nichts!!! Ich beispielsweise bin
ausserordentlich glücklich im nachhinein, dass ich gerade denjenigen konkreten
Menschen begegnet bin in meinem Leben, die so positiven Einfluß auf mein Leben
genommen haben. Meine (Adoptiv-)Eltern sind für mich nach wie vor meine
\"richtigen\" Eltern, obwohl sie schon Jahrzehnte tot sind, und gerade an mir
selber mußte ich feststellen, wie stark dieser Erziehungseinfluß geworden ist.
Aber die leiblichen Eltern - ob ich sie nun mag oder nicht - sind ebenfalls da,
sie sind Teil von mir, nicht nur als Biologie, sondern als konkrete Menschen,
und meine Verbindungen zu ihnen, ihr Einfluß auf mich ist stärker, als ich je
gedacht habe, und wenn ich ein einigermassen \"gesundes\" und beruhigtes
Erwachsenenleben leben will, komme ich um die eine oder andere Form der
Versöhnung mit ihnen nicht herum. Diese Versöhnung kann auch eine rein
innerliche sein, kann sich eventuell nur dann einstellen, wenn DIE GANZE
WAHRHEIT ans Licht gekommen ist. Und diese Versöhnung findet auch nicht nur im
Kopf statt. So jedenfalls sehe ich es aus meiner Sicht als Adoptierte.
Margaretha
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09.09.2002 - 10:49: Suchen und Finden
An alle an gerade diesem Thema Interessierten: Nicht weil ich so \"verbittert\"
bin ob meines Lebensverlaufes, vertrete ich meinen Standtpunkt nach
Suchpriorität für den/die Adoptierte/n. Ich bin sehr enttäuscht worden, das gebe
ich zu, und diese Enttäuschung hat auch maßgeblich zu meiner Haltung
beigetragen. Einfach weil ich mir heute sage, hätte ich MEINE Zeit gehabt, hätte
ich MEINEN Weg gehen können, wären so viele mich schmerzende Dinge nicht
passiert. Und natürlich weiss ich, dass ich in der Welt bin, weil ich gezeugt
und geboren wurde. Heute bin ich wieder in der Lage, mich darüber zu freuen,
aber das ist nicht immer so gewesen ... Für mich hat die Frage, wer wen im
Adoptionsdreieck sucht (leibl. Mütter/Väter - Adoptierte) alles auch mit meiner
Vorstellung von Würde zu tun. Bei allem Verständnis für Beweggründe, die zu
einer Adoptionsfreigabe führen, zumeist stehen ja auch die leiblichen Mütter
(selten sind es ja die Väter) unter einem massiven Druck vor allem
gesellschaftlicher Natur, werden auch sie ihrerseits von ihren eigenen Familien
im Stich gelassen. Dies ist auch im Fall meiner eigenen leiblichen Mutter so
gewesen. Aber trotzdem sind die Babies/Kinder an noch schwächerer Position, sie
sind in der hilflosesten Position und wollen nur eines: von ihren leiblichen
Eltern angenommen sein und versorgt werden und wenn dies nicht möglich ist, von
anderen Menschen geliebt und versorgt werden. Sie können ihre Interessen nicht
eigenständig sprachlich einbringen und sind vollkommen drauf angewiesen, dass
dies für sie geschieht, dass andere ihre Interessen wahrnehmen. Die Adoptierten
sind m.E. also - ich wiederhole - der schwächste Punkt im Adoptionsdreieck, und
sie bleiben das auch, allein die Identitätsfindung gibt ihnen dabei lebenslange
spezielle Aufgaben auf. Und nun - im Zuge des Erwachsenwerdens und im
Erwachsensein - sollen endlich sie es sein, die ENTDECKEN dürfen, WAS SIE SELBST
WOLLEN, ob sie ihre leiblichen Eltern und Verwandten kennenlernen wollen oder
nicht, die Adoptierten sollen endlich die Möglichkeit haben, ihre persönliche
Welt IHREM EIGENEN WILLEN ENTSPRECHEND SELBST ZU GESTALTEN. Ich kenne
mittlerweile zwei Familiensituationen mit jeweils zwei Adoptierten, davon ist
jeweils eine/r Adoptierte/r an die Suche nach der leiblichen Herkunft -
erfolgreich - herangegangen, der/die andere zeigt allerdings keinerlei
Interesse, obwohl sie ebenfalls Möglichkeit dazu hätten und auch Unterstützung
dafür erhalten würden. Und ich vertrete den Standpunkt, die, die - vorläufig -
in Ruhe gelassen werden wollen mit diesen Dingen, sollen auch in Ruhe gelassen
werden, dann sind sie eben von ihrer persönlichen Entwicklung her - noch - nicht
bereit dazu, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich das nicht ändern kann
und wird. Aber: der/die Adoptierte soll endlich SEINE/IHRE EIGENE ZEIT erhalten.
In diesem Sinne Margaretha
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06.09.2002 - 14:08: Re:
Ich wollte schon eine ergänzende Bemerkung zu meiner vorangegangenen anbringen,
dieser Beitrag gibt mir eine gute Gelegenheit: Mir ist bewußt, dass wohl die
allermeisten Mütter, die ihr Kind zur Adoption freigegeben haben, selber ein
Leben lang zu leiden haben unter diesem Schritt. Möglicherweise gibt es aber
auch Frauen, die nicht so sehr unter Leidensdruck stehen. Und vergessen wir die
leiblichen Väter nicht völlig, auch für sie - wenn sie überhaupt Kenntnis hatten
von der Schwangerschaft und Adoption ihres Kindes - werden wohl im Lauf des
Lebens Fragen auftauchen, die nach Antworten suchen. Zudem gibt es eine Reihe
Adoptierter, die den Standpunkt vertreten, es sollte den leiblichen Eltern keine
Schwierigkeiten bei der Suche nach ihren Kindern gemacht werden. Und wohl gibt
es Adoptierte, die gefunden wurden und die glücklich darüber sind, und solche,
die glücklich wären, endlich gefunden zu werden! Die Facetten dieses Themas sind
so vielgestaltig wie das Thema Adoption selbst. Aber ich persönlich bekenne mich
auf Grund meiner eigenen Lebenserfahrung zu dem, was ich zuvor sagte: Es sollte
den Adoptierten vorbehalten bleiben zu suchen, und das sollten die leiblichen
Eltern auch respektieren. Für die Adoptierten sollten allerdings so viel als
möglich an Information über die leiblichen Eltern, ihre Verwandtschaft etc. bei
den Behörden aufgehoben bleiben, für den Fall, das der/die Adoptierte wirklich
einmal den Wunsch zu suchen verspürt. Und den leiblichen Eltern sollte schon bei
der Adoptionsfreigabe klargemacht werden, dass dereinst einmal ihr Kind sie
möglicherweise kennenlernen will. Für mich ist die Suchpriorität bei/m (der)
Adoptierten auch deshalb wichtig, weil es in diesem Zusammenhang von
ausschlaggebender Bedeutung ist, dass der/die Adoptierte SELBST AKTIV wird, dass
er/sie endlich einmal seine eigene Interessenslage kennenlernt und ausgestaltet.
Ich könnte hier noch viel schreiben, aber das würde zu weit führen. Ich gebe
Folgendes zu bedenken: An jedem Punkt des Adoptionsdreieckes treffen wir in der
Regel auf verwundete Menschen. Gehen wir schonend miteinander um, wenn dies nach
so manchen Stürmen wieder möglich ist!!! Margaretha
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06.09.2002 - 11:05: Re: Da geht mir ja die Mütze fliegen
Hier mein erwähnter Beitrag im Forum adoptierte.de. Margaretha ... Als zweimal
\"Gefundene\" plädiere auch ich dafür, dass es den Adoptierten vorbehalten
bleiben sollte, Informationen zur gezielten Suche nach den leiblichen Verwandten
zu erhalten. In meinem Fall hat sich - im Lauf der Zeit - herausgestellt, dass
ich im Zuge des Wiedergefundenwerdens lediglich ein zweites Mal von den
Interessen mancher leiblicher Verwandter in den Hintergrund gedrängt worden bin.
Das hat mir mehr weh getan als so ziemlich alles Schlimme, das mir in meinem
bewußten Leben schon zugefügt worden war, und es hat mein Leben ungeheuerlich
beschädigt!!! In meinem Fall ist auch klar zu Tage getreten, dass bei der Suche
mit ungesetzlichen Mitteln gearbeitet wurde, will heissen, eine restriktive
Gesetzeslage mag zwar erschweren, aber einen totalen Schutz kann auch sie nicht
geben. In diesem Sinne Margaretha
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Margaretha Rebecca Hopfner, Wien 2002-2006 |