Asomatos

Eine kleine Perle im Sueden Kretas

von Margaretha Rebecca Hecht Hopfner

In das Dorf Asomatos im Sueden Kretas gelangt man/frau auf der Strasse von Rethymnon im Norden ueber Armeni mit seinem minoischen Graeberfeld nach Plakias unmittelbar nach dem Durchfahren der Kourtaliotiko-Schlucht. Bis nach Plakias am Libyschen Meer betraegt die Entfernung noch etwa sechs Kilometer, etwa vier Kilometer sind es zum beruehmten Heiligen Kloster von Preveli, einem jahrhundertealten geistigen und religi0esen Zentrum Kretas.

Asomatos, eines jener typisch kretischen Doerfer, beherbergt eine kleine museale Raritaet, naemlich das private Museum von Papa Michalis Georgoulakis (+30/832/31374), dessen Sammelleidenschaft im Laufe seines Lebens buchstaeblich "alles" erfasste. So sind unter den liebevoll von seinem Sohn und dessen deutscher Frau der Oeffentlichkeit zugaenglich gemachten Exponaten fotografische Portraets des kretischen Staatsmannes Eleftherios Venizelos und zahlreiche andere - mitunter seltene - Fotografien ebenso zu finden wie religioese Kultgegenstaende, kretischer Hausrat und Vieles mehr; sogar die vollstaendige Sammlung des Schuhwerkes seiner Tochter bis zu deren 18. Lebensjahr fehlt hier nicht. Das geuebte Auge entdeckt so manche Raritaet wie zum Beispiel jene halbrunden Metallbaender, die die Kreter waehrend der Zeit der Tuerkenherrschaft als Glocken verwendeten - war ihnen damals das Glockenlaeuten ja verboten worden. Aber auch ein "Spezialsessel" mit nur einer Armlehne zieht die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich: die rechte Armlehne fehlt deshalb, um dem Blutrache befuerchtenden Kreter eine Chance auf Gegenwehr insofern zu gewaehrleisten, als ihm die Bewegungsfreiheit seines rechten Armes den raschen Griff zur Waffe ermoeglichen sollte.

Beim Spaziergang durch das Dorf Asomatos selbst begegnete ich jener gegenseitigen Durchdringung von Kargheit und Ueppigkeit, von Leben, Sterben und Tod, von Schoenheit und Vergaenglichkeit, die ich in dieser speziellen Form des Nebeneinander, Ineinander, Aufeinanderbezogenseins erstmals in Kreta in dieser intensiven Form wahrgenommen habe, wahrzunehmen lernte. So karg - bereits in der Antike abgeholzte Zedernwaelder haben kaum Nachkommenschaft - und wegen der wuchtigen Gebirge und Schluchten sich hier im Sueden Kretas die Landschaft zeigt, so unscheinbar ein kretisches Dorf sich mit seinen paar weissgetuenchten Haeusern davon abhebt, so farbenpraechtig und lebensfroh wird die Atmosphaere in den engen Dorfgassen oder beim Betreten eines dieser kretischen Haeuser.

Natuerlich, auch hier wird Schlichtheit, ja mitunter Armut sichtbar, aber wo sich Leben zeigt, scheint es sofort zu bluehen, sowie es nur Gelegenheit dazu erhaelt. So wuchern geradezu gruene und bluehende Straeucher ueber doch eher baufaellige, haessliche Haeuserfassaden, haschen strahlende Kindergesichter verstohlen und neugierig ein wenig Aufmerksamkeit vom Fremden. Eine ruhige, bestimmte und scheinbar durch nichts zu erschuetternde Freundlichkeit kommt von seiten der Einheimischen diesem Fremden zu, der sie staunend zur Kenntnis nimmt, deren Charakter er aber wohl ebenso wenig wirklich verstehen kann wie diese einzigartige Verbindung von antiker Schoenheit und stolzem, wilden, jahrhundertelangen Ueberlebenskampf, dem gelebten Freiheitstraum der Kreter. All das begegnet einem in einem kleinen kretischen Dorf ...

Ich glaube, viele, die - so wie ich immer wieder - hierher kommen, um einen Urlaub zu geniessen, werden von diesen sogar noch an der Oberflaeche spuerbaren kretischen Urkraeften, dem in der Mitte Kretas entspringenden Goldstrom, erfasst und lassen sich gluecklich und immer wieder aufs Neue fasziniert ein Stueck weit mittragen... ebenso wie ich!

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