|
Margaretha Rebecca Hecht Hopfner
Mt 26,20-29, Mk 14,17-25 und Lk 22,14-23
Gedanken zur christlichen Eucharistiefeier
Pruefungsarbeit im Rahmen des Glaubenskurses der Erzdioezese Wien "Im Glauben unterwegs" 1991/92 fuer pfarrliche Angestellte
In allen drei Texten des Neuen Testamentes handelt es sich um eine Darstellung jenes Ereignisses vor nun beinah zweitausend Jahren, das wir Christen als das "letzte Abendmahl" bezeichnen und dessen wir in jeder Eucharistiefeier erinnernd gedenken, indem wir das damalige historische Geschehen symbolisch nachvollziehen.
Religioes-kultureller Zeitpunkt, zu dem Jesus das "letzte Abendmahl" mit seinen Juengern hielt, ist das juedische Pascha-/Pessach-/fest in Jerusalem, welches alljaehrlich von den Juden zur Erinnerung an die Befreiung des israelitischen Volkes aus aegyptischer Knechtschaft durch seinen Gott Jahwe gefeiert wird.
Jesus verwendet diese religioes-kulturelle Situation und interpretiert sie im Hinblick auf und in direktem Zusammenhang mit seinem von ihm angekuendigten und unmittelbar bevorstehenden Leidensweg. Er gibt Hinweis auf den im engsten Vertrautenkreis anwesenden Verraeter, welcher jenen Stein ins Rollen bringen wird, der zu Gefangennahme, Prozess und zu schliesslicher Verurteilung und Kreuzigung fuehrt. Jesus laesst aber sogleich wissen, dass den Verraeter kein "leichtes Schicksal" erwarte.
Jesus wandelt nun die symbolische Situation der Pascha-/Sedermahlzeit dahingehend um, dass er bei der Darbietung von Brot und Wein sich selbst symbolisch hineingibt. Er sagt, dieses Brot und dieser Wein, das bin ich, das sind meine Worte, das ist meine Lehre. Ich werde durch meinen freiwillig angetretenen Leidensweg, der eine stellvertretende Suehnehandlung fuer alle Menschen, insbesondere die "verlorenen Kinder Israels" ist und in deren Vollzug am Ende die Befreiung aus der Knechtschaft suendhaften Verhaltens, der Entsuehnung und so fuer unser aller Erloesung geschieht, zur lebensspendenen Speise.
In diesem Sich-selbst-hineinlegen in das Geschehen des Abendmahles als ganze Person, das Brot wird zu seinem Leib und der Wein zu seinem Blut, der Hingabe des gesamten Lebens im kommenden Leidensweg fuer uns, an die von ihm ueber jedes verstehbare Mass geliebten Menschen, offenbart sich Jesus klarer als je vorher in seinem Leben als der Sohn des Gottes Jahwe, welcher sich seit dem Anfang der Offenbarung als der Ich-bin-da erwiesen hat. Er ist da in der Speise, die er uns reicht und die er fuer uns sein will. Er ist da und mit uns mit jedem Atemzug seines Lebens bis hinein in Kreuz und Tod - und dann ist er wieder da, wieder bei uns als der Auferstandene.
Die von Gott einmal angebotene und geschenkte Gemeinschaft haelt jeder vom Menschen vorstellbaren Situation stand. Und um diese durch Jesu erloesende Heilstat hier und heute erneuerte Gemeinschaft, den so geschaffenen Neuen Bund mit Gott, auch nach seinem Heimgang zum Vater in unserer Mitte stetig zu erneuern und dieses sein Ich-bin-da bis zur endgueltigen Vereinigung mit Jesus, der Erfuellung des Mahles am Ende der Zeit im Reich Gottes, stets aufs neue erleben zu koennen, setzt Jesus die fortgesetzte rituelle Wiederholung des "letzten Abendmahls" ein:
"Tut dies dies zu meinem Gedaechtnis!
Der o.a. Text wurde durch die Autorin 2023 geringfuegig modifiziert.
Anmerkungen: Unter Theologen und Historikern wird eine Diskussion gefuehrt, in welcher die Verraeterrolle des Judas vehement in Frage gestellt wird! Zudem sind Vorstellungen und Praktiken des religioesen Opferritus im historisch-kritischen Kontext zu beleuchten!
|