Paul Gruenberg

Als Jugendlicher in Auschwitz

Haeftling Nummer 68572

"Die Menschen haben damals gelebt wie Tiere. Es hat praktisch nur drei wesentliche Dinge in unserem Alltag als Haeftlinge gegeben: In der Frueh' hat man das Brot bekommen, das war ein Lichtblick. Man hat geschaut, dass man den Tag mit Anfuehrungszeichen "gesund" uebersteht. Und man hat sich niedergelegt und hat sich ausgeruht, soweit man das koennen hat. Und am naechsten Tag ist dasselbe wieder losgegangen. Man hat wie eine Maschine gelebt. Es hat einem nichts beeindruckt ... Manchmal hat man Nachrichten von draussen erhalten, und man hat innerlich gehofft, vielleicht werden wir einmal ... Aber niemand hat das ernstlich geglaubt, kein Mensch!" 

Paul Gruenberg: Interview vom 19. Maerz 1993

Paul Gruenberg wurde 1939 als Jude im Alter von 16 Jahren  gemeinsam mit seinem Vater aus sogenannt rassischen Gruenden von Wien in das  nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald deportiert und dort inhaftiert. Sein jugendliches Alter und der damit verbundene starke Lebens- und ueberlebenswille liessen ihn extremste physische und psychische Herausforderungen durchhalten und ueberstehen. Hier war er gezwungen,  mitanzusehen, wie sein geliebter Vater durch Erschiessung ermordet wurde. Im Jahr 1942 wurde er gemeinsam mit zahlreichen Haeftlingen - unter anderen ihm besonders wertvoll gewordenen Lagerkameraden - von Buchenwald  in das Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz ueberstellt, wo er bis Januar 1945 in Nebenlagern - davon die laengste Zeit in Auschwitz-Monowitz als Zwangsarbeiter fuer die I.G. Farben - inhaftiert war. Sein Ueberleben verdankte er hier unter anderem seiner Faehigkeit zur Schoenschrift, die ihm zeitweise eine Stellung als Haeftlingsschreiber ermoeglichte. Ab dem 15. Jaenner 1945 musste er im Rahmen der stufenweisen Aufloesung des Lagerkomplexes Auschwitz, welche durch das Herannahen der siegreichen Roten Armee erzwungen wurde, mit auf einen Monate andauernden "Todesmarsch". Dass er Ueberleben konnte, waehrend zahllose Menschen verhungerten, erfroren und von der SS erschossen wurden, betrachtet er auch fuer diese Phase seines ungeheuren Ueberlebenskampfes nicht als persoenliches Verdienst, sondern als reine Gluecksache.  Die chaotischen Verhaeltnisse in der Endphase schliesslich und sein jede menschliche Vorstellungskraft uebersteigendes Durchhaltevermuegen brachten auch fuer Paul Gruenberg im Mai 1945 jene Freiheit, an die er waehrend all der Jahre in den Nazi-Konzentrationslagern nicht mehr glauben konnte!

                      

1995 durfte ich  Paul Gruenberg im Rahmen einer Gedenkfahrt nach Auschwitz begleiten. Die auf dieser Seite gezeigten Auschwitz-Fotos hat er selbst waehrend dieses Aufenthaltes angefertigt.                       

Im Fruehjahr 2004 beim Zeitzeugenseminar in           St. Virgil-Salzburg.

Margaretha Rebecca Hecht Hopfner, Wien 2004-2024                       

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