Vatersuche - US-Staatsbuergerschaft - Zum Leitfaden fuer US-Besatzungskinder

שמע ישראל יהוה אלהינו יהוה אחד

 

 

Juedische Wurzeln

Da ich als adoptierter Mensch ohne das Wissen um meine Herkunft aufgewachsen bin und erst im Alter von beinah 18 Jahren durch ein behoerdliches Erfordernis von meinem doch einigermassen und in den 50er Jahren des 20. Jh.s hierzulande wohl eher selten vergebenen juedischen Vornamen "Rebecca" - Rebekah ist immerhin eine der Stammmuetter Israels - erfuhr, den ich dann fortan auch als meinen behoerdlich gueltigen Vornamen zu fuehren hatte, habe ich mir in der Folge immer wieder insgeheim die Frage gestellt, ob ich denn - auf welcher Seite immer - juedische Vorfahren habe. Gezielt bin ich der Beantwortung dieser Frage allerdings erst im Zuge der Aufarbeitung meiner Adoptions- und Herkunftsgeschichte in den vergangenen Jahren nachgegangen. Auffaellig in meinem Leben war jedenfalls, dass ich sehr frueh, genau genommen in meiner Pubertaet bereits - also noch vor dem Wissen um meinen Geburtsvornamen -, eine sehr ausgepraegte emotionale und intellektuelle, jedoch verborgen bleibende Verbundenheit mit Juden und der juengsten juedischen Verfolgungsgeschichte - in meiner unmittelbaren Lebensumwelt wurde ueber dieses Thema nie gesprochen (!!!) - erlebte. Thematisiert habe ich dies erst wesentlich spaeter durch die mir "von innen auferlegte" Wahl meines Dissertationsthemas "Kinder in Auschwitz" im Jahr 1981. Diese Themenwahl stand selbstverstaendlich auch mit meiner persoenlichen Geschichte als US-Besatzungskind, dessen Leben von Anfang an bedroht war - wie auch ausgewiesener Nazi-Hass darin wuetete, in kausalem Zusammenang, und ebenfalls hatte sie zu tun mit meiner weiteren Biografie, die von zahllosen gesellschaftlichen Ausgrenzungserfahrungen durchzogen und dominiert war. Ich empfand es stets in dieser Direktheit und Eindeutigkeit: Die Ermordeten und Ueberlebenden von Auschwitz waren so wie ich Menschen - welche ich ueber viele Jahre hinweg als "meine Familie" empfunden habe, was natuerlich in umgekehrter Richtung nicht erwartet werden konnte und auch nicht der Fall war!!!! - die es nicht geben durfte, nicht sehr viele dieser Menschen haben ueberlebt; ebenso habe ich die lebensbedrohliche Lage meiner ersten sieben Lebensmonate nur mit Hilfe des enormen Einsatzes meiner geliebten spaeteren Adoptivmutter, welche mich einem spontanen und beherzten Entschluss folgend aus einem Spital - ich befand mich nach fuenfwoechigem Aufenthalt in dieser Anstalt in abgemagertem Zustand (!!!) - zu sich nahm und in den darauf folgenden Wochen um mein Leben kaempfte, ueberlebt. Zum Zeitpunkt, als ich an meiner Dissertation arbeitete, erinnerte ich die lebensanfaenglich toedliche Gefahr, schliesslich wollte man mich verhungern lassen (!!!), in meinem Leben nicht, wohl verdraengte ich sie gezielt, denn gesagt hatte man/frau es mir mit Sicherheit bereits gegen Ende meiner Pubertaet, und ich fuehrte sie mir in der weiteren Folge meines Lebens ueber aehnlich gelagerte Schicksale anderer Menschen auf indirektem Weg vor Augen. Seit der Zeit der konkreten Arbeit am Thema Auschwitz, also seit 1981, bin ich ueber diesen meinen besonderen inneren Zugang der Geschichte der vom Nationalsozialismus Verfolgten, also auch juedischer Geschichte, juedischem Schicksal und auch einigen juedischen Menschen verbunden. Ich habe mehrere Ueberlebende der nationalsozialistischen Konzentrationslager - juedische und nichtjuedische - in erster Linie solche von Auschwitz - kennengelernt und interviewt, mit einigen von ihnen entwickelten sich persoenliche Freundschaften. Diese Menschen waren fuer mich Leitbilder, denn sie hatten ja schliesslich ein noch viel, viel schlimmeres Schicksal, als meines es war, ueberstanden und den Weg zurueck ins quasi normale Leben gefunden. Also musste auch ich mit den - nicht sehr einfachen - Problemen, welche mir aus meiner Biografie erwachsen waren, konstruktiv zurecht kommen. Heute sind davon nur noch wenige - einige juedische Ueberlebende der Shoah - am Leben und mit mir in Kontakt.

Eine wohl einmalige Beziehung entwickelte sich in diesem Zusammenang mit meinem bedauerlicherweise vor kurzem verstorbenen (zweiten) (Adoptiv-)Vater Alexander Hecht, welcher den Holocaust als rassisch verfolgter Jude als U-Boot in Wien ueberlebte; seine Schwester, ihre beiden Kinder und ihr Ehemann wurden in Auschwitz ermordet. Die zwischen meinem "Herzensmenschen" und mir behoerdlich durchgefuehrte zweifelsohne in jeder Hinsicht ungewoehnliche Adoption war eben Ergebnis einer die Jahrzehnte ueberdauernden gegenseitigen "Herzensangelegenheit" und kam auf ausdruecklichen Wunsch und die Initiative meines Adoptivvaters, der mir stets hohe Wertschaetzung fuer meine leibliche Herkunft wie auch meine verstorbenen Adoptiveltern (1965 die Adoptivmutter und 1975 der Adoptivvater) vermittelt hat, zustande. Wenige Wochen vor seinem Tod sagte er mir Wort fuer Wort: "Du bist meine Tochter vom Anfang der Schoepfung bis zu ihrem Ende!" Dass ich im Zuge des Adoptionsvorgangs auch seinen Familiennamen als den meinigen angenommen habe - denn ich musste mich fuer einen Nachnamen, seinen oder meinen, entscheiden -, erfuellte ihn mit ganz besonderer Freude.

Die Ergebnisse meiner genealogischen Nachforschungen sind nun nicht ganz uninteressant. So fuehrt etwa die rein muetterliche Abstammung (von Mutter zu Mutter) in den sueddeutschen Raum nach Wuerttemberg - Maria Magdalena Schwentner (*1936), Anna Maria Schwentner, geb. Scheidbach (* um 1911), Franziska Scheidbach, geb. Buechel (* um 1872), Anna Maria Buechel, geb. Huber (* um 1837 in Wuerttemberg) - von hier lassen sich u.a. die VorfahrInnen vaeterlicherseits zurueckverfolgen in die Schweiz bis in die Mitte des 15.Jh.s - , Christina Huber, geb. Jung (* um 1800 in Wuerttemberg) , Maria Barbara Jung, geb. Weik (* um 1759 in Wuerttemberg), Anna Maria Weik, geb. Hehr/Herr (* um 1731 in Wuerttemberg), Christina Hehr/Herr, geb. Schautz (* um 1702) und deren Mutter Anna Maria, Gattin des Peter Schautz aus Ebershardt in Wuerttemberg -, nachvollziehbar wird dies anhand von Kirchenbucheintragungen bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts. In eine geografische Gegend, in derem engeren Umkreis laut Eintragungen in der Genealogiedatenbank von www.jewishgen.org juedische Menschen bzw. solche mit juedischer Abstammung - christlich getauft, bei Frauen durchaus auch mit dem Namen "Christina" - in jener Zeit lebten. Ich habe Menschen ausfindig gemacht, welche sowohl bei www.jewishgen.org eingetragen sind wie auch als evangelisch Getaufte, in den Kirchenbuechern. An einer Stelle habe ich bei einer der Seitenlinien meiner muetterlichen Vorfahren - und zwar bei einem Sohn eines meiner Vorfahren (Martin Calmbach, *1663 war der Vater meiner Vorfahrin Kunigunda Kalmbach, *ca.1705) war - eine direkte Verbindung zu einem Eintrag bei www.jewishgen.org in der Form aufgefunden, als dort die Grosseltern seiner Frau aufscheinen. Mir praesentiert sich die Sachlage so, dass in jenem Umkreis mehrere, auch moeglicherweise zugewanderte - unter massivem Druck antisemitischer Verfolgungsmassnahmen - konvertierte juedische Familien und deren Nachfahren lebten, welche in der Folge durch Heirat familiaere Verbindungen mit Christen eingingen, und ich schliesse solche Verbindungen unter meinen dortigen muetterlichen VorfahrInnen nicht aus.
Eine der muetterlichen Seitenlinien fuehrt von Sueddeutschland aus in das Umland von Zuerich in die Schweiz des 15. bis 17. Jahrhunderts. In ihr findet sich neben anderen der Familienname "Silber" ("Verena Silber", "Jacob Silber"), welcher mir nun nicht allzu typisch fuer das schweizerische Alpenland erscheint und nicht selten im juedischen Nachnamenskontext - auch als Teil eines Namens - auftaucht. Hier koennte es sich meines Erachtens durchaus um eine konvertierte urspruenglich juedische Familie handeln.

      

Was nun meine Vorfahren vaeterlicherseits anlangt, scheint die Antwort auf die Frage, ob sich hier juedische Vorfahren finden, klarer, mitunter geradezu eindeutig auszufallen, allerdings nur unter einer Voraussetzung: naemlich, dass die in der von mir hierbei konsultierten Datenbank von www.jewishgen.org integrierten Personen tatsaechlich juedischer Abstammung sind. So dies zutrifft, haette ich dann wohl einige juedische Vorfahren. Bislang habe ich auf dieser Seite meiner Herkunft allerdings lediglich jene Linien - und dies auch wiederum nicht vollstaendig - ueber die im Internet verfuegbaren Datenbanken (www.rootsweb.com, www.familysearch.org, www.jewishgen.org) erforscht, welche von meiner Grossmutter Gladys Imogene Beam, geb. TraverGladys Imogene Traver (*1911), aus in die Tiefe der Vergangenheit reichen: Ausgehend von Eliza Ann Jerome (*1825), der Urgrossmutter von Gladys Imogene Traver, gelangen wir beispielsweise zu Asahel Jerome (*1745), von seiner Mutter Phebe Cook (*1715) zu deren Grossvater Henry Cook (*1652), dessen Eltern Henry Cook (*1615) und Judith Birdsall (*1618) bei www.jewishgen.org zu finden sind. Ebenso sind dort wiederum aufzufinden Francis Cooke (*1584) und seine Frau Hester Mahieu (*1579/1585), nach www.familysearch.org die Eltern von Henry Cook (*1615). Die Urgrosseltern von Sarah Bronson (*1745) - sie war Asahel Jeromes (*1745) Frau - waren wiederum Eleazer Peck (*1643) und Mary Bunnel (*1650), vorfindlich bei www.jewishgen.org. Die Grossmutter von Eliza Ann Jerome war Dinah Cook (*1775), und deren Urgrosseltern wiederum waren Jonathan Hall (*1679) und Dinah Andrews (*1684). Der Vater von Jonathan Hall (*1679) war Thomas Hall, seine Grosseltern John Hall und Jane Woolen, bei www.jewishgen.org vorfindlich, und die Eltern von Dinah Andrews (*1684) waren Samuel Andrews und Elizabeth Peck, letztere ebenfalls in der Datenbank von www.jewishgen.org aufzufinden. Der Urgrossvater von Eliza Ann Jerome Ebenezer Sabin (*1746) fuehrt uns zu dessen Urgrossmutter Mary Clark (*1649), deren Grosseltern Rowland Clark und Mary Hobart wiederum bei www.jewishgen.org aufzufinden sind. Von Eliza Ann Jeromes Urgrossmutter Dinah Dunbar (*1751) wiederum gelangen wir ueber Grace Watson (*1653) zu deren Grosseltern Robert Watson (*um 1570) und Elizabeth(?), welche wahrscheinlich jenem gleichnamigen Paar bei www.jewishgen.org entsprechen. Der Ehemann von Dinah Dunbar Joel Cook (*1746) war der Urenkel von Samuel Benton (*1658), dessen Vater Andrew Benton (*1620) mit seiner zweiten Ehefrau Anne Cole ebenfalls bei www.jewishgen.org aufgefunden werden koennen. Ein weiterer Urgrossvater von Joel Cook war John Edward Blakeslee (*1655), dessen Grosseltern John Potter (*1609) und Elizabeth Wood (*1606) ebenfallsbei www.jewishgen.org vorfindlich sind.
Ausgehend von meiner Ururgrossmutter Caroline Amanda Smith (*1850) sind deren Vorfahren John Slade (*1727) und Martha Abbe (*1727/28) , die Eltern von John Slade (*1727) William Slade (*1693) und Thankful Hutchinson(*1693), die Eltern von Thankful Hutchinson (*1693) John Hutchinson (*1658) und Hannah Root (*1662) wie auch deren Eltern Ralph Hutchinson (*abt.1630), dessen Ehefrau Alice Walcott (*abt.1630), Joseph Roote-Root (*abt.1640) und dessen Ehefrau Hannah Haynes-Haines (*abt.1640) und deren Vorfahren John/Thomas Roote-Root (*abt.1603/04), Mary Kilbourne (*abt.1619), Edmund Haynes-Haines (*abt.1615), Hannah Lambe (*abt.1620), John Roote (*abt.1580), Mary Ann Russel (*abt.1580), Thomas Kilbourne (*abt.1600) und Frances Moody (*abt.1600), sowie ein Vorfahre von Caroline Amanda Smith (*1850) in direkter vaeterlicher Linie, naemlich Ebenezer Smith (*1653) und dessen Eltern George Smith (* abt. 1618) und Sarah Ann Bourne (*1615) in der Datenbank von www.jewishgen.org vorfindlich. Ebenfalls von Caroline Amanda Smith fuehrt eine Linie ueber deren Urgrossmutter Anna Root (*1758)) zu Timothy Root (*1685) und Sarah Pease (*1689)), welche sich in der Datenbank von www.jewishgen.org befinden. Gleiches gilt fuer Thomas Spencer (*1607) und Sarah Bearding (*1623)). Ich vermute dass die meisten dieser meiner Vorfahren j�discher Abstammung im Laufe der Jahrhundete sich von ihren religioesen juedischen Wurzeln entfernten und nicht wenige von ihnen zum Christentum konvertierten.

Dass meine nunmehrigen Ausfuehrungen nicht wissenschaftliche Absicherung fuer sich beanspruchen, moechte ich an dieser Stelle betonen. In den verschiedenen Datenbanken scheinen gelegentlich unterschiedliche Angaben zu den einzelnen Personen auf. Schliesslich geht es mir aber hierbei mehr um das subjektive Ausloten von interessanten Moeglichkeiten, denn um eindeutige Zuordnungen, welche sich wohl ohnehin nicht mehr herstellen lassen, da eine lueckenlose innerfamiliaere Dokumentation hier fehlt. Die doch zahlreich vorhandenen Eintraege und Uebereinstimmungen lassen mich aber doch sehr stark annehmen, dass da ebenso zahlreich juedische VorfahrInnen vorhanden sind.

Eine seinerzeitige DNA-Analyse bei familytreedna.com hat zudem ergeben, dass ich auch den Populationen des Nahen Ostens - unter anderen der juedischen - zugeordnet werden kann.

Eines sei vielleicht zum Schluss noch erwaehnt: Dass es unter meinen Vorfahren in gar nicht so ferner Vergangenheit offenbar zahlreich solche mit juedischer Abstammung gibt, ist fuer mich ein hoechst privater Erklaerungsansatz dafuer, weshalb ich mich durch Jahrzehnte hindurch juedischer Geschichte, juedischer Religion und insbesondere juedischen Menschen so stark verbunden fuehlte und fuehle. Dass ich mich damit selbstverstaendlich absolut niemandem aufdraengen will und ich genauso selbstverstaendlich in der Lage bin, respektvollen Abstand zu halten, versteht sich von selbst. Und dass es sich hierbei wieder um eine sehr subjektive Analyse und Interpretation (Stichwort Identitaetsforschung - Identitaetsfindung) handelt, ist mir sonnenklar. Aber in diesem so hochpersoenlichen Bereich nehme ich mir ganz einfach mein subjektives Recht und richte mich in meiner subjektiven Welt so ein, wie's mir eben grad gefaellt.

Und wenn ich es mir ueberlege, ist es doch immer wieder der einzelne Mensch - ganz unabhaengig von seiner jeweiligen Abstammung -, der sich um die Qualitaet seiner moralisch-ethischen Ausrichtung bemuehen muss und ist es wohl ganz wesentlich genau das, was ihn erhebt und auszeichnet.

Anmerkung: Das oben angefuehrte Gebet hat mir mein geliebter juedischer Adoptivvater im hebraeischen Wortlaut beigebracht und religioes erschlossen.

Geschichte der Juden in Deutschland

M.R. Hecht Hopfner. Wien. 2023. Alle Rechte vorbehalten.

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